Band 15 Kriegsende 1945

Band 15 - Kriegsende 1945

Datenschutzerklärung auf der Indexseite

Jürgen Ruszkowski

bei epubli.de für 28,99 €
Kriegsende 1945 und die Folgen - Zeitzeugen eri...
ISBN 978-3-746772-48-6 - Preis: 28,99 €
oder bei amazon oder als ebook 

 Band 15 - ISBN 978-3-8476-8313-1

Deutsche Schicksale 1945 - Zeitzeugen erinnern

Band15e  - Band 15 - bei amazon

als Direct Deposit by On Demand Publishing, also als amazon-Direktdruck-Printbücher

  Band 15

 

Wir zahlten für Hitlers Hybris

Zeitzeugenberichte vom Kriegsende 1945

 

 

Die unter 75jährigen Deutschen kennen Krieg und Kriegsende nicht mehr aus eigenem Erleben. Doch traumatische Kindheits- und Jugenderinnerungen werden viele über 70jährige „wohl bis ans Lebensende verfolgen“. Als Zeitzeugen haben sie den jüngeren Generationen zu zu übermitteln, was Krieg und Hass zwischen den Völkern an zerstörerischen Kräften bis in das Einzelschicksal hinein bewirken.

   Zeitzeugen berichten über Flucht 1945       

           Schicksale 1945  -  

           Flucht 1945 -                    

          1944-45 Gerd Brehm -         

          Bombenkrieg - Flucht      

          Flucht aus Köslin  -       

          Groß Tuchen 1945  -        

          Zoldekow Flucht 

          Fluchtweg Ostsee  -     

          Lüttmannshagen Flucht              

          Hammer 1945    

          Völschndorf 1945  -   

          Pasewalk 1945    

         Zwangsarbeit  -    

         Flucht aus Romitten              

         Graal-Müritz 1945 unter den Russen   -        Eva-Maria von Nerling                       

         Flucht aus Gnesen  -    Karlheinz Franke                             

         Kriegsgefangenschaft  -  Wietholz 1939 - 1948  - 

In der gelben Buchreihe "Zeitzeugen-des-Alltags" von Jürgen Ruszkowski 

band15cover2012vorneklein.jpg

Leseproben:

Prolog zum Thema Kriegsende 1945 

Im Frühjahr 1945 kam der von Hitler angezettelte böse Krieg an sein bitteres Ende und brachte das Elend, das man vorher anderen Völkern bereitet hatte, mit aller Gewalt über die Deutschen. Die Rache der Sieger war schrecklich.

Nicht nur bei den Russen hatte die beim deutschen Rückzug betriebene Taktik „Verbrannte Erde“ Wut und Rache den Deutschen gegenüber ausgelöst. Die Deutschen hatten ab 1941 die russischen Kriegsgefangenen als „Untermenschen” zu Zehntausenden verrecken lassen. Von Stalingrad bis an den Bug waren die Rotarmisten über die Leichen ihrer russischen Brüder hinweggeschritten. - Auch die Polen rächten sich in den ihnen 1945 als Ersatz für die im Osten nach dem Hitler-Stalin-Pakt 1939 von der Sowjetunion einverleibten Landesteile nun zugeteilten deutschen Ostgebieten an den Deutschen, was ihnen die Deutschen seit 1939 angetan hatten. Himmler am 22. August 1939: „Polen wird von der Landkarte der Nationen verschwinden. Was im rückwärtigen Heeresgebiet passiert, wird vermutlich nicht die Zustimmung der Generalität finden. Deshalb soll die Armee nicht an der Liquidierung der polnischen Berufssoldaten und der Juden beteiligt werden. Dies wird Aufgabe der SS sein...” Die SS habe ... grundsätzliche Aufgaben zu erfüllen: Sie hat sicherzustellen, dass Polen niemals wieder aufersteht. Deshalb muss der polnische Adel, die polnische Intelligenz vom Lehrer bis zum Wissenschaftler ausgerottet werden. Zugleich sollten die Polen auf den Stand von Heloten, von Untermenschen zurückgeführt werden. Sie hat sofort Vorausmaßnahmen gegen die drei Millionen polnischen Juden zu ergreifen.” (André Brissaud: „Canaris“) „Nach Himmlers, Bormanns und Greisers Plänen sollten nur diejenigen Polen im Warthegau und polnischen Generalgouvernement bleiben dürfen, die untergeordnete Arbeit verrichteten. Sie sollten ohne Schulbildung bleiben und als Menschen zweiter Klasse beachtet und behandelt werden. Und so war es geschehen... Die Austreibung der Polen war in der ersten Zeit brutal gewesen, rücksichtslos, überstürzt, ohne Bedacht auf Menschlichkeit und Menschenleben; durchgeführt oder geleitet von landesfremden SS-Kommandos...“ (Jürgen Thorwald: “Die große Flucht”). Kein Wunder, dass in Russen, Polen und Tschechen bei Kriegsende ein ungehemmter Revanchismus den Deutschen gegenüber wütete. Verbrechen wurden also auf beiden Seiten verübt. - Aber nicht nur die Schuldigen zahlten!

Das Drama hatte bereits 1914 mit der Entfesselung eines industrialisierten Krieges im romantisch-pubertären Rausch eines halbstarken Männlichkeitswahns begonnen. Der Zweite Weltkrieg wird von vielen Historikern als Fortsetzung des Krieges von 1914/18 angesehen. Das „Friedensdiktat“ von Versailles legte den Keim zum zweiten Teil des Weltkrieges mit seinen noch weitaus dramatischeren Folgen für Deutschland. Das aus Versailles resultierende wirtschaftliche und parteipolitische Chaos im Deutschland von Weimar führte dazu, dass die Partei des Adolf Hitler an die Macht kam, die diese durch demokratische Wahl errungene Macht dann skrupellos missbrauchte und das deutsche Volk nach anfänglichem Siegesglanz in große moralische Schuld und in die bitterste Not seit dem 30jährigen Krieg führte.

Der von Sozialisten und Liberalen als Erzreaktionär gesehne Reichsgründer Otto von Bismarck war durchaus kein Friedensengel und auch kein Freund der Polen. Er scheute vor Kriegen nicht zurück, war jedoch zu einem klugen und vorsichtigen Außenpolitiker geworden, der immer vor Zweifrontenkriegen gewarnt und Deutschlands empfindliche Lage zwischen den anderen europäischen Großmächten realistisch einkalkuliert und ausbalanciert hatte. Das Deutsche Reich hatte unter seiner Kanzlerschaft die größte Ausdehnung erreicht, die große Landesteile mit polnisch-deutscher, französisch-deutscher und dänisch-deutscher Mischbevölkerung umfasste. Alle diese Gebiete verlor das Deutsche Reich nach dem missglückten Abenteuer des Ersten Weltkrieges. Die Verluste an Menschen, die Kriegszerstörungen, die deutschen Gebietsverluste und die Nachkriegsnot nach 1918 waren bitter, jedoch gegenüber denen nach 1945 von weitaus geringerem Umfang.

Christian Graf von Krockow zitiert in seiner Bismarck-Biographie den französischen Publizisten Ernest Friedrich Strauß. Bereits bei der Annexion des ursprünglich deutschvölkischen Elsass-Lothringen nach dem Sieg der Deutschen über Frankreich von 1871 habe dieser die Deutschen gewarnt: „...diese Politik wird euch zum Verhängnis werden. Die vergleichende Philosophie, die ihr geschaffen und zu Unrecht auf das Feld der Politik übertragen habt, wird euch übel mitspielen. Die Slawen werden sich dafür begeistern; ... wie könnt ihr glauben, die Slawen würden euch nicht zufügen, was ihr andern antut? ... Wenn eines Tages die Slawen Anspruch auf das eigentliche Preußen, auf Pommern, Schlesien und Berlin erheben werden, und zwar deswegen, weil alle diese Namen slawischen Ursprungs sind, wenn sie an Elbe und Oder das tun, was ihr an der Mosel getan habt, wenn sie auf der Karte den Finger auf die wendischen und obotritischen Dörfer legen, was werdet ihr dann zu sagen haben? Nation ist nicht gleich Rasse.“

Die Nationalsozialisten waren nicht zufrieden mit ihren Erfolgen bei der Korrektur der schlimmsten Auswirkungen des Friedensdiktats von Versailles. Hitlers Gier nach „Lebensraum“ im Osten, sein Rassenwahn und seine Herrenmenschenideologie führten das deutsche Volk ins Verderben. Wie schnell waren seine Ängste vom „Volk ohne Raum“ nach wenigen Jahrzehnten überlebt. Heute ist das viel kleinere Deutschland eher ein Raum ohne Volk, in dem die durch eine Hormonpille hervorgerufene ungesunde Bevölkerungsstruktur nur durch Einwanderung von außen zu lösen zu sein scheint.

Viele waren dem Rattenfänger aus Braunau auf den Leim gegangen und seinen teuflischen Parolen blind gefolgt, waren zu seinen „willigen Vollstreckern“ geworden. Doch Gottes Mühlen mahlten – langsam, aber sicher. Wie heißt es doch schon im 73. Psalm des alten Buches der Juden und Christen, das unsere europäische Kultur so wesentlich prägte?: „...ihr Herz quillt über von bösen Plänen, ihre Reden sind voll Spott und Verleumdung, sie machen große Worte, um die Leute einzuschüchtern, ihr aufgerissenes Maul reicht an den Himmel, ihre böse Zunge schleift über die Erde. Darum laufen ihnen die Leute nach und können nicht genug bekommen von ihrem Geschwätz... Über Gottes Gebote setzen sie sich hinweg. Sie häufen Macht und Reichtum, und keiner hindert sie... Ich mühte mich ab, das alles zu verstehen, aber es war mir zu schwer... Da erkannte ich, wie es mit ihnen ausgeht: Du stellst sie auf schlüpfrigen Boden; Du verblendest sie, damit sie stürzen. Ganz plötzlich ist es mit ihnen aus. Sie nehmen ein Ende mit Schrecken.“

Von Anfang der Nazi-Diktatur an gab es aber auch in Deutschland weitsichtige kritische Geister, die das chaotische Ende der Abenteuer eines Adolf Hitler voraussahen. General Beck war deren einer. Er meinte 1937 gegenüber Admiral Canaris: „Der Bann, den Hitler auf das deutsche Volk ausübt, müsste gebrochen werden.“ Canaris entgegnete: „Das ist leichter gesagt als getan... Die öffentliche Meinung ist mit überwältigender Mehrheit auf der Seite Hitlers. Wie kann man dem deutschen Volk, das vom Frieden beseelt ist, klarmachen, dass die Pläne Hitlers das deutsche Volk auf die Schlachtbank führen? ... Da bleibt also, so werden Sie mir sagen, noch die Wehrmacht. Ich bin skeptisch.“ 1938 äußerte General Beck: „Es stehen hier letzte Entscheidungen über den Bestand der Nation auf dem Spiel. Die Geschichte wird diese Führer [der Wehrmacht] mit einer Blutschuld belasten, wenn sie nicht nach ihrem fachlichen und staatspolitischen Wissen und Gewissen handeln. Ihr soldatischer Gehorsam hat dort eine Grenze, wo ihr Wissen, ihr Gewissen und ihre Verantwortung die Ausführung eines Befehls verbietet. Finden die militärischen Führer aber kein Gehör für ihre Warnungen und Ratschläge, dann haben sie vor dem Volk und vor der Geschichte das Recht und die Pflicht, von ihren Ämtern zurückzutreten. Tun sie das geschlossen, so ist ein Krieg unmöglich, und das Vaterland ist vor dem Untergang bewahrt...“ Hans Oster 1938 über die militärischen Führer:„Sie sind unbelehrbar! Nur um „Emil“ (Hitler) gegenüber nicht ungehorsam zu sein, lassen sie sich auf die Schlachtbank führen und sind, soweit notwendig, bereit, Millionen junger Deutscher, das ganze deutsche Volk, mit in dieses Blutbad hineinzuziehen.“ (André Brissaud: „Canaris“) - Wer sich offen gegen die Nazis äußerte, wurde sofort kaltgestellt. „In einer Diktatur ist ein aktiver Widerstand nur durch solche Leute möglich, die den Anschein erwecken, Anhänger dieses Systems zu sein.“ (Heisenberg) Es gab auch immer wieder konkrete Bemühungen bestimmter militärischer Kreise, diesen Hitler zu beseitigen, bevor er Deutschland in das von ihnen schon früh befürchtete Chaos stürzen würde. Männer, wie der Major und spätere General Hans Oster, Hans von Dohnanyi, Dietrich Bonhoeffer, die unter dem Schutz des Admirals Wilhelm Canaris in der von ihm befehligten militärischen Abwehrzentrale gegen Hitler arbeiteten, hatten längst vor dem 20. Juli 1944 versucht, Hitler durch ein Attentat zu entmachten, dem zermalmenden „Rad in die Speichen zu fallen“, aber alle ihre Bemühungen scheiterten immer wieder. So sollte dieser verbrecherische Diktator und sein Gefolge das teuflische Werk der Zerstörung über ganz Europa bis zum bitteren Ende fortführen, bis – wie man immer wieder gesungen hatte - „alles in Scherben“ fiel.

Hitlers Größenwahn und Hybris bezahlten die Völker Europas, insbesondere die Angehörigen des deutschen Volkes selber, mit persönlichen, teils verheerenden Schicksalsschlägen, die bei nicht wenigen für Jahre und Jahrzehnte traumatische Schäden in ihrer Seele hinterließen. Die Schrecken, die die Deutschen über andere Völker gebracht hatten, kamen mit alttestamentarischer Rache auf sie zurück: „Siehe, sie halten des Herren Wort für einen Spott und wollen es nicht... Siehe, ich will ein Unglück über dies Volk bringen, ihren verdienten Lohn, darum, dass sie auf meine Worte nicht achten und mein Gesetz verwerfen... Ihre Häuser sollen den Fremden zuteil werden, samt den Äckern und Weibern... Siehe, es wird ein Volk kommen von Mitternacht und ein großes Volk wird sich erregen vom Ende der Erde, die Bogen und Lanze führen. Es ist grausam und ohne Barmherzigkeit; sie brausen daher, wie ein ungestümes Meer und reiten auf Rossen, gerüstet wie Kriegsleute, wider dich. Wenn wir von ihnen hören werden, so werden uns die Fäuste sinken, es wird uns angst und weh werden.“ (Jeremia 6) „Gott lässt keinen Spott mit sich treiben. Jeder wird ernten, was er gesät hat.“ (Galater 6,7) „Ihr werdet mit dem selben Maß gemessen werden, das ihr bei anderen anlegt.“ (Lukas 6,38) - Die Hybris, der Übermut gegenüber dem Schicksal, galt bei den alten Griechen als strafwürdig. Wer im Übermut und Maßlosigkeit die Grenzen für Maß und Harmonie überschritt, zog sich den Zorn der olympischen Götter zu.

Hitlers aggressiver verbrecherischer Rassen- und Größenwahn mit seiner Annexion der Tschechoslowakei und den Überfällen 1939 auf Polen und 1941 auf die Sowjetunion, führte endlich zum Verlust großer, seit etwa dem 11. Jahrhundert von Deutschen besiedelter, kultivierter und kulturell geprägter Gebiete östlich von Oder und Neiße und zur brutalen Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus jenen Gebieten. Die deutsche Zivilbevölkerung in den zerbombten Großstädten und den östlichen Provinzen musste die Suppe auslöffeln, die die nationalsozialistische Führung dem deutschen Volk eingebrockt hatte.

In den letzten Kriegsmonaten flüchteten mehr als 16 Millionen Menschen allein aus Ostpreußen, aus Danzig, Memel- und Sudetenland, Schlesien, Pommern sowie anderen Gegenden, in denen seit Generationen Deutsche gelebt hatten.

Durch die Flucht, durch Misshandlungen, Hunger, Kälte und Erschöpfung oder Erschießen kamen geschätzt 2,5 Mio. Deutsche ums Leben. 3 Mio. Frauen wurden vergewaltig. Nicht nur Soldaten kamen in Kriegsgefangenschaft, auch Zivilisten wurden zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion deportiert, so, wie die Nazis zuvor die polnischen, ukrainischen und russischen „Ostarbeiter“ nach Deutschland geholt hatten:

„Die seit geraumer Zeit geplante Verschleppung der deutschen Zivilpersonen begann im Monat Februar 1945; in geringerem Umfang jedoch auch schon Ende Januar. Im März 1945 erreichte die Verschleppung ihren Höhepunkt. In der Regel wurden alle Männer bis zu 60 Jahren erfasst. Dort, wo es nur wenig Menschen gab, wurden auch Frauen verschleppt. Die Verschleppungslager, die von den einzelnen sowjetischen Heeresgruppen eingerichtet wurden, waren Stätten furchtbaren Grauens. Ohne Verpflegung, auf tagelangen Fußmärschen bei bitterer Kälte, wurden die Kolonnen der Zwangsarbeiter zusammengetrieben. Infolge Hunger und Krankheit starben in den Lagern Tausende. In regelmäßigen Abständen fuhren die Verschleppungszüge ab, die durchschnittlich je 2.000 Menschen, zusammengepfercht in wenigen Waggons, auf drei- bis sechswöchigen Fahrten bis an das Eismeer, in den Kaukasus, nach Turkmenien, vorwiegend in den Ural und das Donez- und Dongebiet führten. Die Sterblichkeitsziffern auf den Transporten lag vielfach bei 10 %. Es wurden insgesamt 350.000 Ostdeutsche verschleppt, von denen bis 125.000 bereits in den Lagern und schließlich auf den Transporten verstarben.“ (Dr. H. E. Jahn: „Pommersche Passion“, Ernst Gerdes Verlag 1964)

Vom Deutschen Reich wurden nach dem zweiten Weltkrieg mehr als 114.000 Quadratkilometer Land annektiert und in polnische und sowjetische Verwaltung übergeben, die deutsche Bevölkerung nach Westen vertrieben, soweit sie nicht hatte flüchten können.  Jahrhundertelange deutsche Siedlungsgebiete auf tschechischem oder urpolnischem Gebiet wurden ethnisch gesäubert.

Die sowjetischen Truppen gingen in den frisch eroberten Gebieten brutal und ohne Rücksicht auf die deutsche Zivilbevölkerung vor. Mag. Rolf-Josef Eibicht: „Es zeigte sich auch bald, dass sich hier nicht die Mordgesinnung einzelner Truppenteile ausgetobt hatte, sondern dass hier grausame Verbrechen mit Wissen und Willen der sowjetischen politischen und militärischen Führung begangen worden waren. Bei den in den Kämpfen gefallenen sowjetischen Soldaten fand man blassbläuliche Handzettel in der Größe etwa eines Briefumschlags, die einen Aufruf des kommunistischen Schriftstellers Ilja Ehrenburg mit folgendem Text enthielten: »Tötet, tötet! Es gibt nichts, was an den Deutschen unschuldig ist, die Lebenden nicht und die Ungeborenen nicht! Folgt der Weisung des Genossen Stalin und zerstampft für immer das faschistische Tier in seiner Höhle. Brecht mit Gewalt den Rassenhochmut der germanischen Frauen. Nehmt sie als rechtmäßige Beute. Tötet, ihr tapferen, vorwärtsstürmenden Rotarmisten!«“

„Viele Flüchtlinge aus Ost- und Westpreußen haben sich durch die relativ friedlichen Verhältnisse, die in Danzig und Pommern noch während des Februar 1945 herrschten, verleiten lassen, in diesen Gebieten zu bleiben. Noch mehr gilt das für die einheimische Bevölkerung, von der nur sehr geringe Teile die noch bestehenden Verbindungen nach dem Westen benutzten, um mit der Bahn, zu Schiff oder im Treck in die Gebiete westlich der Oder zu gelangen. Erschwerend wirkte in dieser Beziehung, dass für ganz Pommern und das nördliche Westpreußen die Flucht der Bevölkerung von den Parteibehörden ausdrücklich verboten und teilweise sogar den aus dem Osten kommenden Trecks die Weiterfahrt in Pommern untersagt wurde. Infolgedessen hatte Anfang März, als der russische Großangriff auf Ostpommern und Danzig begann, die Bevölkerung dieser Gebiete keineswegs abgenommen, sondern war durch den Zuzug von Flüchtlingen noch um einige Hunderttausende vermehrt worden. Noch mindestens 2.5 Millionen Deutsche, davon über 25 Prozent Flüchtlinge, befanden sich im nördlichen Teil Westpreußens, im Raum um Danzig und in Ostpommern, und nur ein geringer Teil von ihnen vermochte nach Beginn des russischen Angriffs in den ersten Märztagen nach Westen über die Oder zu gelangen. Insgesamt lebten in Ostpommern und im Reichsgau Danzig-Westpreußen über 3 Millionen Deutsche, davon rund 900.000 in den Gebieten, die bis Ende Januar 1945 von russischen Truppen besetzt waren. Rechnet man, dass ca. 2-300.000 Flüchtlinge aus Ostpreußen, dem östlichen und südlichen Teil Westpreußens, dem Warthegau und den südlichen Kreisen Pommerns sich in dem während des Monats Februar noch unbesetzten Gebiet um Danzig und in Ostpommern aufhielten, so ergibt sich die Zahl von 2,5 Millionen als Mindestzahl für die Anfang März im unbesetzten Teil Pommerns und Danzig-Westpreußens befindlichen Deutschen.“ (http://www.hjanzen.de)

Hier einige Zitate aus dem lesenswerten Buch von Helmut Lindenblatt: Pommern 1945 Eines der letzten Kapitel in der Geschichte vom Untergang des Dritten Reiches, – ISBN 3-7921-0286-2 - 1984/1993 im Verlag Gerhard Rautenberg, Leer:

„Die sowjetischen Verbände waren aus ihren Brückenköpfen an der Weichsel am 12. Januar auch zum Vormarsch Richtung Oder angetreten und hatten den Strom am 31. Januar bei Frankfurt und Küstrin erreicht, wobei sie etwa 600 Kilometer vorgestoßen waren. Die bereits an der Weichsel schwer angeschlagenen deutschen Truppen konnten diesen Angriff nur wenig verzögern. Dementsprechend fielen in diesem Gebiet besonders viele Deutsche in sowjetische Hand, somit war die Zahl der im Warthegau und im östlich der Oder gelegenen Teil der Mark Brandenburg ermordeten Deutschen besonders hoch. In Ostbrandenburg wurden 35 Prozent der Bevölkerung umgebracht. Jeder vierte Pommer musste sterben.

Der sowjetische Vormarsch endete zunächst an der Oder, weil die Führung der Roten Armee ihre Kräfte für den Angriff auf Berlin neu gruppieren, Reserven heranfahren und die nördlichen und südlichen Flanken in Pommern und Schlesien sichern wollte. Sie richtete ihre Operationen von da ab verstärkt nach Norden, wo ganz Ostpommern zunächst fast völlig unverteidigt war. Es gelang nur mit großer Mühe, diese Frontlücke notdürftig zu schließen. Zu einer der beiden deutschen Armeen, die eine von der Oder bis zur Weichsel reichende Verteidigungslinie bildeten, gehörten nur fünf reguläre deutsche Divisionen. In der Mehrzahl bestand sie aus nichtdeutschen Freiwilligen-Divisionen der Waffen-SS: Skandinaviern der Panzer-Grenadier-Division Nordland, Walloniern der Panzer-Grenadier-Division Wallonie, Holländern der Panzer-Grenadier-Division-Nederland. Im östlichen Teil Pommern wurde die französische SS-Freiwilligen-Division Charlemagne eingesetzt.

In den letzten Februartagen begannen die sowjetischen Armeen - unterstützt von der 1. polnischen Armee - gleichzeitig in Westpreußen und in Ostpommern ihre entscheidenden Angriffe zur Gewinnung der Ostseeküste und zur Besetzung des Landes zwischen dem Unterlauf der Weichsel und dem Unterlauf der Oder. Von Süden nach Norden wurde innerhalb von knapp 14 Tagen ganz Ostpommern in Besitz genommen. Die zwei Hauptstöße der sowjetischen Truppen im Raum Ostpommerns führten einerseits aus dem Raum Friedeberg - Arnswalde nach der Odermündung bei Stettin und weiter nordwärts zur Ostseeküste bei Cammin und andererseits aus dem Raum Schneidemühl - Deutsch-Krone über Neustettin, Bublitz nach der Ostseeküste östlich Köslin. Beide Ziele wurden in kürzester Zeit erreicht, und damit entstand eine für die flüchtende Bevölkerung Pommerns fast aussichtslose Lage. Schon am 1. März standen russische Truppen östlich Köslin an der Ostseeküste, wodurch Ostpommern in zwei Teile gespalten und für alle östlich der Linie Neustettin - Köslin liegenden Kreise die Landverbindung nach Westen abgeschnitten war...

In Kolberg befanden sich etwa 70.000 Zivilisten. Die Stadt wurde von polnischen und sowjetischen Verbänden ununterbrochen angegriffen und ihr Verteidigungsraum immer mehr zusammengedrängt. Er lag unter unaufhörlichem Beschuss der feindlichen Artillerie. Aber trotz hoher Ausfälle verteidigte die schwache deutsche Besatzung Kolberg, um den Abtransport der Flüchtlinge zu ermöglichen, für den Schiffsraum zunächst noch nicht zur Verfügung stand. Erst in der Nacht vom 17. zum 18. März war die Evakuierung der letzten Zivilisten und Soldaten über See möglich. Als die Polen und Sowjets am 18. März in die Ruinen der Stadt eindrangen, waren alle Zivilisten, Verwundeten und noch kampffähigen Soldaten, insgesamt etwa 75.000 Menschen, eingeschifft worden.“

Dr. H. E. Jahn: „Pommersche Passion“, Ernst Gerdes Verlag 1964: „Von der Gesamtzahl der pommerschen Bevölkerung fielen beim Einmarsch der Roten Armee etwa 50 % in die Hände der Sowjets. Es ist festgestellt worden, dass von allen deutschen Ostprovinzen jenseits von Oder und Neiße die planmäßig von den Sowjets angelegten Brände, Zerstörungen usw. in Pommern den größten Schaden hervorgerufen haben... Polen und Russen entluden ihren angestauten Hass in Racheakten über die ihnen ausgelieferten Deutschen in Vergeltungsmaßnahmen, wie sie kaum wiederzugeben sind. Sie alle, ob Mann, Frau oder Kind jeglichen Alters und Standes waren ‚Kapitalisti’ und ‚Faschisti’, die ausgelöscht werden müssten. Wehe dem, der in ihre Hände fiel und sich nicht rechtzeitig hatte davon machen können. Besonders schlimm erging es den alten Leuten, die die Strapazen nicht durchstehen konnten und am Wege liegen blieben. Die letzten Habseligkeiten wurden ihnen genommen, mancher rettete nur sein nacktes Leben. Viele machten ihrem Leben ein Ende, weil sie keinen Ausweg mehr sahen oder ihnen die Kräfte versagten angesichts der Ausweglosigkeit, ein Letztes zu wagen. Nicht zu reden von den Vergewaltigungen, denen sich Frauen und Mädchen unausgesetzt ausgeliefert sahen.“

Die Niederlage Deutschlands 1945 wurde von vielen Deutschen als Gottesgericht angesehen und das Wort des Propheten Jesaja für sich selbst verstanden: „Weh euch, ihr verbrecherisches und schuldbeladnes Volk! ... Euer Land ist verwüstet, eure Städte sind verbrannt; Fremde verzehren vor euren Augen die Ernte von euren Feldern.“

Weil sich kaum ein heutiger Deutscher unter 70 noch an das Kriegsende oder die ehemaligen deutschen Ostprovinzen persönlich erinnern kann, sollte dieser grauenvolle Teil deutscher Zeitgeschichte nicht in Vergessenheit geraten oder tabuisiert werden, sondern uns für die Zukunft mahnen.

Mehr noch als alle objektiven Fakten spiegeln die in diesem Buch vorgestellten persönlichen Erlebnisberichte betroffener Menschen das ganze Ausmaß der Katastrophe von 1945 wider. Bringen wir uns immer wieder in Erinnerung, was die Zeitzeugen uns mahnend mit ihren Berichten vermitteln: Keine Macht den Radikalen! Keine Macht den Kriegstreibern! Kein Revanchismus! Wehret den Anfängen! Die von den Nazis angeprangerte „Dekadenz“ der Demokratien ist in aller menschelnden Politik allemal die bessere Alternative gegenüber Gewaltherrschaft und Diktatur. Nur ein tolerantes Miteinander der Völker in einem gemeinsamen Europa kann uns vor Wiederholungen solcher Verbrechen bewahren.

*  *  *

Nachfolgener Bericht heir veröffentlicht mit Genehmigung durch Helmut Ramm. 

Nach Aufzeichnungen seiner Tante, Frau Helene Krause geb. Liedtke, die er für eine inzwischen nicht mehr existierenden Internetseite zusammengestellt hat.
Die Flucht aus Romitten    im Kreis Pr. Eylau in Ostpreußen

vom 26. Januar 1945 bis 29. März 1945

Frau Krause hatte diese Aufzeichnungen in einem kleinen Heft während der Flucht und kurz danach gemacht.

Mit meinem Mann, Otto Krause, besaß ich in Romitten einen Bauernhof von 28 ha.  Wir hatten neben dem Vieh vier Arbeitspferde, denen wir mit verdanken, dass wir mit unseren Wagen bis Lübeck gekommen sind.

Das erste Mal habe ich im September 1944 an eine Flucht gedacht, weil abends in aller Stille der Geschützdonner der Artillerie in der Ferne zu hören war.  Die Front war im Herbst 1944 schon z. T. an die ostpreußische Grenze herangekommen.  Eine Flucht zu diesem frühen Zeitpunkt war jedoch verboten, weil laut Bestimmungen derjenige Bauer Haus und Hof verlöre, welcher ohne Genehmigung der Behörden fliehen würde.

Im Oktober 1944 habe ich als Vorbereitung auf eine bevorstehende Flucht 5 Betten in Säcke gesteckt, incl. Unterbetten.  Mein Mann war zu diesem Zeitpunkt (ab 25.7.1944) als Soldat in Pommern.  Im Oktober 1944 kamen bereits Flüchtlinge aus dem östlichen Ostpreußen gen Westen gezogen, weil sie dort schon die Front erreicht hatte.  Diese Flüchtlinge mussten wir Bauern aufnehmen.  Ich habe eine Bäuerin (Frau Tiney) zugeteilt bekommen mit 10jähriger Tochter und Schwiegervater.  Die Verpflegung dieser drei Menschen ging über Lebensmittelkarten und durch mitgebrachte Lebensmittel.  Sie kamen mit ihrem Pferdefuhrwerk.  Im Oktober 1944 bekam jeder Bauer in Romitten (es waren ca. 10 Bauern in Romitten) ein Fuhrwerk mit Flüchtlingen zur Aufnahme und Gewährung von Unterkunft zugeteilt.

Der Geschützdonner war an manchen Tagen, je nach Windrichtung, gut zu hören und ließ uns nichts Gutes ahnen.  Von Oktober 1944 an habe ich wegen des Geschützdonners keine innere Ruhe mehr gefunden, und die Angst wurde immer mehr.  Ich habe mir zu diesem Zeitpunkt auch schon den möglichen Fluchtweg gen Westen aufgezeichnet, obwohl wir später wegen der Russen einen ganz anderen Fluchtweg nehmen mussten.  Unsere Ernte an Kartoffeln und Rüben war eingefahren und die Herbstbestellung der Felder war auch schon beendet, d. h. Roggen und Weizen waren eingesät.

Und nun harrten wir der Dinge, die da kommen würden.  Die Front kam immer näher, kam aber an der Grenze zu stehen.  Im November konnten wir dann keinen Geschützdonner aus der Ferne hören.  Es war die Ruhe vor dem Sturm.  Mit unseren 3 Flüchtlingen sind wir sehr gut ausgekommen.  Es waren liebe Leute.

Im Dezember 1944 kam mein Mann von der Front zum Genesungsurlaub nach Hause.  Er war im Herbst am Rücken verwundet worden und war vom 12.12. bis 27.12.1944 zu Hause. Weihnachten haben wir schon über die vermutlich bevorstehende Flucht gesprochen.  Informationen darüber, wie weit der Russe vor Ostpreußen stand, haben wir von keiner Seite, auch nicht über Radio, erhalten.

Das Leben ging jetzt noch normal bis zum 13. Januar 1945 weiter.  An diesem Tage brach die russische Offensive los.  Jetzt stieg die Angst bei uns, fliehen zu müssen, und wir haben uns weiter auf eine bevorstehende Flucht vorbereitet.

Janek, unser 35 Jahre alter polnischer Kriegsgefangener, der bei uns arbeitete, machte zwei Kastenwagen, die sonst für Rüben- und Dungfahren genutzt wurden, fahrbereit.  Der von der Partei eingesetzte Ortsgruppenführer teilte jetzt auf jedem Hof ein, wer auf der Flucht mit wem fahren sollte.  Das bedeutete, dass jeder Bauer mit Fluchtwagen eine gewisse Anzahl von Dorfbewohnern ohne Fluchtwagen mitnehmen musste.  Der Ortsgruppenführer hat jetzt alle Dorfbewohner aufgefordert, Vorbereitungen für eine bevorstehende Flucht zu treffen.  Der Fluchttermin selbst stehe noch nicht fest; er würde noch mitgeteilt.  Wer jetzt bereits ohne Erlaubnis auf eigene Faust fliehen würde, so wurde gedroht, dem würde der Hof enteignet.


Tante Lene schildert jetzt die eigentliche Flucht, die sie in einem kleinen Heft aufgezeichnet hatte:

Freitag, 26. Januar 1945:

Die letzten Tage hören wir den Kanonendonner.  Die Front kommt immer näher.  In der letzten Nacht ist der Feind in Uderwangen eingedrungen und stößt in Richtung Abschwangen vor.  Noch 6 km von unserem Heimatdorf Romitten entfernt.  Nachmittags um halb fünf Uhr (16:30 Uhr) verlassen wir in geschlossenem Treck unsere Heimat.  Durch tiefen Schnee geht unser Weg in Richtung Westen. Wir haben beide Wagen mit unserer Habe und Futter für die Pferde beladen.  Zwei Polen sind die Fahrer: Janek, unser polnischer Kriegsgefangener und ein weiterer jüngerer Pole, der bei uns arbeitete.

Es fällt mir sehr schwer, mit meinem Sohn Werner (geb. 31.12.1940) wegzufahren und alles zu verlassen, was uns lieb und wert war.  Wir fahren auf die verstopften Straßen und sind dem Winter und dem Elend preisgegeben.  Mein Mann ist Soldat und weit von uns weg.

Sonnabend, 27. Januar 1945:

Nach kalter, durchfahrener Nacht auf den verstopften Straßen, machen wir morgens in Kilgis vor Kreuzburg Rast.  Die Pferde sind hungrig und müde.  Wir sind durchgefroren und sehen, wo wir uns heißen Kaffee kochen können.  Alles ist von Flüchtlingen und Soldaten überfüllt.  Zur Nacht finden wir in einem kleinen Dachstübchen, auf dem Fußboden, ein Nachtlager.

Sonntag, 28. Januar 1945:

Bei klirrender Kälte von fast 30 Grad fahren wir morgens um 5 Uhr weiter in Richtung Kreuzburg, Zinten.  Gegen Abend kommen wir in Klaussitten an.  Alles ist überfüllt von Flüchtlingen und Soldaten. Unser Brot ist zu Stein gefroren.  Werni weint vor Hunger und Kälte. Wir melken die Kühe und auf dem Futterdamm, bei den Kühen, richten wir uns ein Nachtlager her.  Die Polen versorgen die Pferde, die in der Scheune ein Plätzchen gefunden haben.  Wir bleiben die ganze Woche hier und sehen die verstopften Straßen.  Es ist kein Platz, dass wir uns in den endlosen Treck wieder einreihen können.  Es ist viel Schnee gefallen.

Am Donnerstag, dem 1. Februar 1945,  setzt Tauwetter ein.

Sonnabend, 3. Februar 1945:

Wir haben bis heute früh in Klaussitten (Kreis Heiligenbeil) gerastet. Der Feind kommt näher.  Die Bewohner von Klaussitten fuhren schon am Donnerstag fort.  Bei Sturm und Regen fahren wir über Zinten nach Heiligenbeil.  Die russischen Flieger beschießen die Straße.  Wir haben viel Angst ausgestanden.  Wir erreichen Heiligenbeil.  Die Polizei zwingt uns, weitere Flüchtlinge mitzunehmen.  Wir kommen zum Abend an Fischerkaten vorbei.  Die Pferde stehen an einem Strohberg im Wasser.  Wir schlafen auf einem Speicher.  Werni und ich fallen die Stufen herunter, haben uns aber nichts gebrochen.  Wir erkranken beide an einem ruhrähnlichen Durchfall.

Sonntag, 4. Februar 1945:

Wir fahren weiter zum Frischen Haff.  Die Wege sind verstopft, es geht nur langsam weiter.  Im Wald machen wir Rast, kochen etwas Warmes und übernachten.  Wir schlafen auf dem Wagen. 150 m von uns fallen nachts Bomben.

Montag, 5. Februar 1945:

Wir sehen das Eis des Frischen Haffs bei Leißunen und die feindlichen Flieger beschießen die Treckwagen auf dem Eis im Tiefflug.  Die Polizei leitet uns nach Alt-Passarge, 8 km südlich.  Die Verstopfung der Straße ist zu groß.

Dienstag, 6. Februar 1945:

Wir fahren auf Moordämmen langsam dem Haff zu.  Alle Wege sind verstopft. Alles strömt dem Haff zu.  Die Pferde sind unruhig, sie frieren.  Wir schlafen auf dem Wagen, wir haben keinen warmen Trunk mehr und leiden an schwerem Durchfall und Fieber.  Das Wetter ist milde.

Mittwoch, 7. Februar 1945:

Morgens um 8 Uhr fahren wir auf das Eis des Haffs.  Uns allen ist sehr bange.  Wir sehen eingebrochene Wagen aus dem Eis ragen.  Tote Pferde, von Beschuss und Bomben getroffen, liegen verstreut auf dem Eis. Weiter liegen tote Soldaten und Zivilisten auf dem Eis.  Wagen waren getroffen, alles lag herum: Ein Bild des Elends und des Grauens.  Es befinden sich lange breite Spalten im Eis, die wir überqueren müssen. Die Eisschollen senken sich vor den Wagenrädern, die Pferde treten in den entstehenden Spalt und springen wieder heraus.  Über uns Tiefflieger und Beschuss.  Wie durch ein Wunder kommen wir aus dieser Not bis zur Nehrung.

In wie viel Not hat doch der gnädige Gott über dir Flügel gebreitet.“

Unser Blick geht über das Haff zurück, da steht Frauenburg in Flammen.  Der Russe schießt mit seiner Artillerie auf die Nehrung.  Es gibt Tote und Verwundete.  Bei strömendem Regen übernachten wir unter freiem Himmel.  Menschen und Pferde leiden unsagbar.


Meine Tante erzählte mir ergänzend hierzu:
Diese Überfahrt auf dem Eis war grauenhaft. Links und rechts von der auf dem Eis abgesteckten Fahrtroute lagen weggeworfene Sachen, erschossene Pferde, ganze Wagen, die durch die Eisdecke gebrochen waren, wo nur noch die Köpfe der toten Pferde aus dem Eis ragten. Auch die durch die Angriffe der Tiefflieger erschossenen Flüchtlinge lagen neben der Fahrtroute - ein Grauen, das sich heute kein Mensch mehr vorstellen kann.

Das Eis des Frischen Haffs war teilweise durch die große Belastung unter die Wasseroberfläche gedrückt worden, und ein Spalt trennte uns von dem am Ufer festgefrorenen Eis, das etwa 40 cm höher lag. Hinter diesem schmalen Eisrand war eine steile Böschung. Diese trennte uns von dem rettenden Weg nach Westen.  Ich nahm alle Kraft zusammen, schickte ein Stoßgebet zum Himmel, schlug auf die Pferde ein, und vorwärts ging es.  Die Pferde brauchten weiter keinen Ansporn mehr.  Als wenn sie geahnt hätten, dass es auch für sie auf Leben und Tod ging, übersprangen sie den offenen Eisspalt, legten sich in die Sielen und erklommen mit dem schweren Wagen die Böschung und erreichten so die Frische Nehrung und damit den Weg nach Westen.  Von nun an ging es, nur mit geringen Pausen in Richtung Weichsel, die wir am 12. Februar erreichten.  Es schneite und regnete.  Nachts um 24 Uhr überquert der Treck mit einer Fähre die Weichsel.  Aber die sowjetischen Truppen wurden durch diesen Fluss nicht lange aufgehalten.  Oft bestand der Abstand zu den vorstoßenden Panzerspitzen nur wenige hundert Meter, und oft fuhren die Panzer parallel zum Flüchtlingstreck in wenigen Kilometern Abstand.

Zurück zum Tagebuch:

Donnerstag, 8. Februar 1945:

Wir wollen weiter, aber die Straße auf der Nehrung ist total verstopft. Von Danzig kommen viele Soldaten und wir müssen anhalten.  Wir nächtigen unter freiem Himmel auf einem freien Platz.  Wir kochen Kaffee vom Schneewasser mit grünem Reisig.  Jeder sieht zu, wie und wo er etwas kochen kann.

Freitag, 9. Februar 1945:

Wir fahren über die Dünen am Ostseestrand entlang.  Die Pferde sind durchgefroren und das Futter geht langsam zu Ende.  Die Wagenräder mahlen im Seesand.  Die armen tragenden Tiere sind bedauernswert, aber man kann ihnen nicht helfen, nur immer vorwärts!  Es ist außer dem Ort Kahlberg keine menschliche Behausung in Sicht.  Wir sind wie in der Wüste.  Viele haben kein Brot mehr.  Die Not bricht an. Wir sind 101 Personen auf 13 Wagen.

Sonnabend, 10. Februar 1945:

Wir haben kurz vor Abend das erste westpreußische Dorf Steegen-Stuthof erreicht.  Die Leute sind sehr abstoßend zu uns und nehmen uns nicht auf.  Sie schicken uns von einem Ort zum andern, bis wir endlich nachts gegen 11 Uhr Unterkunft in einem Kuhstall zugewiesen bekommen.  Der Bauer dieses Hofes beschimpft uns.  In seine Dunggrube kippt mein Wagen und bleibt so bis zum nächsten Morgen liegen.  Nachbarwagen werden bestohlen.  Wir merken, dass wir nicht mehr in Ostpreußen sind.

Sonntag, 11. Februar 1945:

Wir werden von dem Bauern vom Hof getrieben und fahren den ganzen Tag.  Zum Abend kommen wir zu einem Bauern in ein gutes Quartier.  Auch unsere Pferde kommen in der Scheune unter und können endlich eine Nacht ruhen.

Montag, 12. Februar 1945:

Morgens geht es weiter. Die Straßen sind verstopft, und es schneit und regnet.  Die Pferde sind unruhig und frieren.  Nachts um 12 Uhr sind wir an der Weichsel, es ist dunkle Nacht.  Eine Fähre setzt den endlosen Flüchtlingsstrom ans westliche Ufer über. Wir fahren eine kurze Strecke durch tiefen Morast und nächtigen unter freiem Himmel.

Dienstag, 13. Februar 1945:

Wir fahren weiter: Danzig - Praust, Danzig - Ohra.  Wir kommen bis Rottmannsdorf und schlafen in einem Schafstall bei den Schafen.  Es regnet und stürmt.  Die Pferde sind in einer Scheune.  Wir empfangen pro Pferd drei bis vier Pfund (1,5 bis 2 kg) Hafer täglich.

Mittwoch, 14. Februar 1945:

Es ist bald Mittag.  Wir müssen weiter.  Abends kommen wir in ein Dorf, wo wir in der Schule Unterkunft finden.  Die Pferde sehen von all den Strapazen schon abgemagert aus.

Donnerstag, 15. Februar 1945:

Wir fahren weiter.  Abends wird unser Treck auf zwei Dörfer verteilt. Die Leute (Kaschuben) sprechen unter sich polnisch (vermutlich kaschubisch) und sind sehr abweisend zu uns.

Freitag, 16. Februar 1945:

Wir werden auf Umwege abgeleitet.  Die gute Straße ist für die Wehrmacht reserviert.  Wir fahren schlechte, bergige und glatte Wege. Die Pferde fallen auf die Knie, sie schaffen die Wagen kaum, aber es geht immer weiter.  Zur Nacht sind wir auf einem Gut.  Am Morgen graut uns schon vor dem Abend, weil wir nicht wissen, wo wir wieder landen werden.

Sonnabend, 17. Februar 1945:

Wir verlassen Westpreußen und erreichen das erste Dorf in Pommern. Die Wagen werden auf der Straße ausgespannt und die Pferde kommen in einer Scheune unter.  Die Menschen sind freundlicher zu uns.  Ich komme mit meinem Sohn Werni bei der Inspektorenfamilie unter.  Das erste Mal haben wir nach vier Wochen Gelegenheit, uns zu waschen.  Wir haben uns sonst nur mit Schnee Hände und Gesicht gewaschen.

Sonntag, 18. Februar 1945:

Wir müssen weiter und kommen zum Abend nach der SS-Siedlung Ruhnow.  Wir haben die ersten Läuse.  Arthur und Irene Kirstein kommen ins Krankenhaus Stolp.  Piorrs Stute verwirft und wir bleiben über Montag (den 19. Februar) hier.  Ich bade mich und Werni, damit wir die Läuse los sind.

Dienstag, 20. Februar 1945:

Wir fahren wieder den ganzen Tag und kommen abends auf ein Gut. Ich schlafe mit Werni im Maschinenhaus der Schnapsbrennerei.  Frau Zahlmann ist krank an Ruhr.

Mittwoch, 21. Februar 1945:

Wir passieren die Stadt Stolp.  Frau Zahlmann kommt ins Krankenhaus.  Gegen Abend kommen wir in das Dorf Überlauf.  Wir finden bei einem Bäcker mit unseren Pferden Unterkunft, bei guten Leuten.

Donnerstag, 22. Februar 1945:

Es geht morgens wieder weiter.  Die Pferde sind so überanstrengt, sie brauchen Ruhe, aber wir müssen täglich weiter.  Wir nächtigen in einer Schule.  Die Pferde sind notdürftig untergebracht.  Außer den 3 Pfund Hafer erhalten sie nur Stroh.  Die armen Tiere tun mir leid.

Sonnabend, 24. Februar 1945:

Wir passieren die Stadt Rügenwalde und fahren bis Dammshagen, einem Bauerndorf.  Ich bin bei Bauer Loose im Quartier.  Die Pferde sind gut untergebracht.

Sonntag, 25. Februar 1945:

Es ist Mittag und wir wollen in Dammshagen Sonntag halten, aber der Bürgermeister schickt uns weiter.  Bei strömendem Regen müssen wir raus.  Nachts 11 Uhr werden wir in Abtshagen aufgenommen.  Ich bin bei Bauer Schwarz.  Die Pferde sind nur in einem offenen Schauer untergebracht, die armen Tiere frieren.  Die Leute sind gut zu uns und behalten uns bis Dienstag.

Dienstag, 27. Februar 1945:

Mittags fahren wir weiter, die Straßen sind verstopft.  Nachts 11 Uhr sind wir in der Stadt Köslin.  Wir fahren auf einem Platz nebeneinander auf.  Die armen Pferde stehen draußen in tiefem Dreck.  Werni kann vor Durst nicht einschlafen.

Mittwoch, 28. Februar 1945:

Wir verlassen Köslin, die Straße ist sehr von Trecks verstopft.  Es heißt die Russen sind durchgebrochen.  Die pommersche Bevölkerung flieht mit uns.  Wir nächtigen auf der Straße.

Donnerstag, 1. März 1945:

Wir fahren weiter.  Es geht nur langsam voran.  Ein großer Schneesturm überfällt uns.  Die Pferde taumeln, so wirft der Sturm sie zur Seite.  Die Pferde kommen abends in einer Scheune unter.  Wir schlafen 1½ km entfernt in einer Schule und bekommen von der NSV (Nationalsozialistische Volksfürsorge) eine warme Suppe.

Freitag, 2. März 1945:

Morgens geht es weiter.  Immer das alte Lied, wir fahren und fahren. Mittags sind wir in Kolberg, empfangen Hafer für unsere armen, abgemagerten Pferde.  Wir finden kein Quartier und übernachten, wie so oft, auf der Straße.

Sonnabend, 3. März 1945:

Es ist sonniges Frühlinswetter.  Wir kommen gegen Abend in das Dorf und Gut Dorphagen.

Sonntag, 4. März 1945:

Nachts haben unsere beiden Stuten verfohlt (Fehlgeburt). Die Fohlen sind tot und die Mutterstuten sehr abgekämpft.  In dieser Nacht kommt auch für Dorphagen der Räumungsbefehl und wir müssen diese abgekämpften, todkranken Tiere anspannen und fortfahren.  Wir fahren die ganze Nacht ohne Pause.  Die Stuten sind vor dem Zusammenbrechen.  Doch wir müssen fahren und fahren.  Gegen Mittag stockt der endlose Treck.  Wir sind im Dorf Wustermitz.  Die Einwohner sollen fliehen.  Sie verkaufen an uns Hafer und Hühner.  Nachmittags 2 Uhr stehen die Russen ½ km vor uns mit 5 Panzern auf der Straße.  Unser Schreck und die Angst sind unbeschreiblich.  Wir kehren mit unseren 13 Romitter Wagen um und fahren einen Waldweg entlang, Richtung Westen.  Wir haben Glück, aus der Umklammerung herauszukommen und fahren nachts um 11 Uhr über die Dievenowbrücke in Wollin (der östliche Mündungsfluss der Oder vom Stettiner Haff in die Ostsee).  Noch 3 km fahren wir, und dann können wir endlich Rast machen mit unseren todkranken Stuten.  Sie müssen am Wagen stehen.  Es ist kein Quartier zu finden.

Ergänzend erzählte mir Tante Lene:

Hier vor der Dievenowbrücke stauten sich die Flüchtlingszüge, die auf mehreren Wegen gekommen waren.  Jeder versuchte die Spur, die zu der Brücke führte, zu erreichen.  Ich scherte aus unserem Zug mit meinem Nachbarn Klein zusammen aus, durchfuhr einen Graben und erreichte parallel zu der Straße auf einem Weg die Anfahrt zu der Dievenowbrücke.  Es war die Nacht vom 4. auf den 5. März 1945, als wir auf die Brücke fuhren und die Glocke vom nahen Kirchturm schlug genau 23 Uhr, als wir auf der Dievenowbrücke waren.


Die Oder mit ihren Mündungsläufen war der letzte große zu überquerende Fluss auf dem Weg nach Lübeck.

Wieder das Tagebuch:

Dienstag, 6. März 1945:

Nach einer Nacht unter freiem Himmel müssen wir weiter.  Die Russen beschießen die Stadt Wollin.  Wir befinden uns jetzt auf der Insel Wollin.  Wir fahren weiter bis zum Dorf Kodram.  Die Pferde kommen notdürftig unter.  Ich schlafe mit Werni bei einer Bäuerin auf dem Fußboden.  Morgens um 10 Uhr wird die Dievenowbrücke zwischen Hagen und Wollin gesprengt, über die wir noch entkommen sind.  Wir fahren wieder weiter.  Über die Insel streicht ein kalter Frostwind.  Die beiden Stuten haben 40,5 Grad Fieber, sie sind weiterhin vor dem Zusammenbrechen.  Ich fahre zu einem Bauern im Dorf Kolzow und bleibe bis Freitag Mittag, damit sich die Pferde etwas erholen.

Freitag, 9. März 1945:

Es ist Nachmittag.  Die kranken Stuten werden wieder angespannt.  Wir fahren bis in den Wald und bleiben über Nacht dort.

Sonnabend, 10. März 1945:

Wir halten im Wald.  Die kranken Stuten müssen wieder vor dem Wagen stehen.  Sie fressen wenig.  Wir kochen im Wald und hausen wie die Zigeuner.

Sonntag, 11. März 1945:

Frau Winkelmann ist nachts gestorben.  Sie wird in eine Decke gewickelt und im Badeort Waren an der Kirche beerdigt.  Die Männer von unserem Treck schlachten eine Kuh.  Auf 100 Personen wird das Fleisch verteilt.

Montag, 12. März 1945:

Wir fahren aus dem Wald auf die Straße nach Swinemünde.  Morgens um 10 Uhr ist ein großer Luftangriff auf Swinemünde.  Wir sind 10 km entfernt.  Es fallen schwere Bomben.  Die Erde bebt, es ist die Hölle los.  22.000 Menschen, zum größten Teil Flüchtlinge, sollen hier den Tod gefunden haben.

Dienstag, 13. März 1945:

Wir sind in Liebeseele.  Die Straße ist verstopft.  Klein und Schwarz, die unsern Treck anführen, sind sich nicht mehr einig, wohin gefahren werden soll.  Der Treck teilt sich.

Mittwoch, 14. März 1945:

Wir sind einige Kilometer vorgerückt und nächtigen wieder auf der Straße.  Die Stuten sind noch krank und magern zusehends ab.  Wir kochen im Straßengraben.  Auf der Insel Wollin gibt es bald keine Lebensmittel mehr.  Überall wo wir fahren, säumen tote Pferde die Straße.  Die armen Tiere die den großen Strapazen erlegen sind, ein Bild des Jammers.

Donnerstag, 15. März 1945:

Wir nähern uns Swinemünde und halten am Bahnhof Pritter.  Das Futter für die Pferde ist knapp.  Wir haben kein Brot.  Der Durchfall hält jetzt sechs Wochen an.  Ich fühle mich krank und schwach.  Die Krätze lässt uns nachts nicht schlafen.  Von den Läusen bin ich weiter verschont geblieben.  Wir sind jetzt sieben Wochen auf der Straße. Das Zigeunerleben ist schwer.

Freitag, 16. März 1945:

Wir fahren auf Swinemünde zu und sehen die Verheerungen der schweren Bomben.  Man spricht von 50-Zentnerbomben.  Ein Bild der Zerstörung und des Grauens.  Die Straßen säumen zertrümmerte Treckwagen und die zerstreute Habe und tote Pferde liegen herum.  Von diesem Angriff liegen die toten Opfer, (es sollen 22.000 sein) am Bahndamm, Flüchtlinge und Soldaten.  Überall große Bombenkrater, Tod und Verderben, ein unbeschreiblicher Anblick.  Wie durch ein Wunder sind wir davon bewahrt geblieben.  Um 10 Uhr nähern wir uns dem Hafen Swinemünde.  Die große Bahnfähre bringt uns ans westliche Ufer der Swine.  Wir alle entfernen uns schnell von der Stätte des Grauens, aus Angst, die Bomber könnten wiederkommen.  Am Abend sind wir auf einem großen Platz angekommen und nächtigen unter freiem Himmel.  Über uns fliegen die Bomber der Alliierten und laden ihre Last in Berlin ab.  Wir haben Angst.

Sonnabend, 17. März 1945:

Wir fahren weiter.  Mittags machen wir Rast.  Frau Schwarz wird in einer Rot-Kreuz-Baracke von einem Sohn entbunden.  Nach zwei Stunden werden Mutter und Kind wieder aufgeladen.  Am Abend müssen wir wieder am Straßenrand nächtigen.

Sonntag, 18. März 1945:

Es geht morgens wieder weiter.  Das Wetter ist frühlingshaft.  Wir fahren über Anklam bis an den Fliegerhorst (Tuto?/Tirto?). Bei Bauer Schön finden wir ein Quartier, das erste Quartier seit dem 4. März.  Werner ist erkältet, hustet und fiebert.

Montag, 19. März 1945:

Wir bleiben heute in Anklam.  Den Pferden werden die Hufeisen angezogen und die Wagenreifen nachgesehen.  Wir hatten 3 Wochen immer draußen übernachtet.  Nach 3 Wochen haben sich die Pferde das erste Mal in einer Scheune hingelegt.

Die Pferde waren alle beschlagen und hatten Stollen, um die eisglatten Straßen bewältigen zu können.  Später auf der Flucht war es schwer, neue Stollen zu bekommen, um sie auszuwechseln.  Auf glatten Straßen konnten die Pferde, ohne diese Stollen, nicht richtig ziehen.  Fast alle Bauern hatten hier vorgesorgt und Ersatzstollen mitgenommen.

Dienstag, 20. März 1945:

Wir fahren weiter, aber haben keine große Eile mehr.  Die Front ist schon hinter uns.  Wir hören nicht mehr die Geschütze.  Wir sind im Mecklenburger Land. Wir fahren aber jeden Tag weiter westwärts.  Wir müssen weiter, weil der Treck ohne Ende ist.  Das Wetter ist frühlingshaft schön.

Sonntag, 25. März 1945:

Wir sind auf einem Bauernhof bei Ludwigslust.  Die Bauersleute sind sehr unfreundlich zu uns.  Wir übernachten hier auf dem Wagen.

Montag, 26. März 1945:

Wir fahren weiter über Ludwigslust nach Schwerin, wo wir wieder übernachten.

Dienstag, 27. März 1945:

Weiter geht die Fahrt von Schwerin nach Gadebusch, wo wir wieder übernachten.

Mittwoch, 28. März 1945:

Von Gadebusch brechen wir in der Frühe auf, um in Richtung Ratzeburg zu fahren.  Dort kommen wir um die Mittagszeit an.  Vor dem Dom, auf einem großen Platz, kochten wir Mittag und fahren dann weiter bis Groß Grönau, wo wir wieder übernachten.

Donnerstag, 29. März 1945:

Von Groß Grönau fahren wir in Richtung Lübeck weiter.  Als wir schon in St. Hubertus ein Stück in Richtung Lübeck weitergefahren waren, wurden wir wieder umdirigiert und nach Westen in den kleinen Ort Wulfsdorf umgeleitet. Hier in Wulfsdorf werden wir Flüchtlinge, (ca. 10 Wagen mit ca. 50 Personen) auf die einzelnen Bauernhöfe verteilt. - So endet die neunwöchige Flucht aus Ostpreußen. 


Meine Tante fügte ergänzend hinzu:
In Mecklenburg verließ uns der junge Pole, der den 2. Wagen gefahren hatte, um in seine Heimat Polen zurückzukehren.  Von hier bis Wulfsdorf habe ich den zweiten Wagen gefahren.

Die ganze Flucht ging über ca. 1.000 km vom 26. Januar 1945 bis zur Ankunft in Wulfsdorf bei Lübeck in Schleswig-Holstein am 29. März 1945.  Kein Mensch kann sich heute diese Strapazen für Mensch und Tier vorstellen, ging doch die Flucht oft nur wenige Kilometer vor der Front her durch halb Deutschland und immer die Russen im Nacken.

In Wulfsdorf wurden die Pferde bei Bauern untergestellt.  Da alle Flüchtlinge die Futterkosten nicht bezahlen konnten, mussten sie nach und nach verkauft werden.  Der Erlös war nicht groß, weil ein Überangebot an Pferden aus Ostpreußen bestand.

Ohne zu ahnen, dass mein Mann hier in Lübeck im Lazarett lag, war ich nach der Flucht hier untergekommen.  Durch den Suchdienst des Roten Kreuzes fand die Familie wieder zusammen.

Im November 1953 wurden mein Mann und ich mit unseren Söhnen Werner und Dieter von Wulfsdorf bei Lübeck nach Lünen umgesiedelt. Unser weiteres Leben spielte sich jetzt hier ab. Wir konnten in unsere alte ostpreußische Heimat nicht mehr zurückkehren. Alles was blieb, war die Erinnerung.

Monica Maria Mieck - Flucht aus Köslin im März 1945

 

Kartenausschnitt Kolberg - Köslin - Hinterpommern 

Maikäfer flieg.
Dein Vater ist im Krieg.
Die Mutter ist im Pommerland,
Pommerland ist abgebrannt.
 Maikäfer flieg.

Das Trauma meiner Kindheit

Thema: Flucht aus Pommern im März 1945

Flucht aus Köslin über Kolberg und die Ostsee

Am 1. März 1945 hat mein Bruder Geburtstag und ist jetzt 9 Jahre alt. Wir sitzen mit unserer Mutter am Esstisch im Wohnzimmer. Plötzlich heulen die Sirenen und der schreckliche Panzeralarm verbreitet die höchste Gefahrmeldung über unserer Heimatstadt Köslin. Das Geburtstagskind stößt vehement unter lautem entsetzlichem Weinen den Satz hervor: "Mama, die Russen kommen." Dadurch springt die Angst auch in mich hinein. Ich bin erst sechseinhalb Jahre alt und weiß noch nicht, was ein Krieg bedeutet. Aber der bisweilen auch nächtliche Fliegeralarm gehört selbstverständlich zu unserem Leben. Im grauen Luftschutzkeller ist es sehr kalt. Ich friere sogar in meinem Wintermantel. Unsere Mutter liegt im Wochenbett. Am 18. Februar hat die Hebamme sie von einem gesunden Mädchen in unserer Wohnung entbunden. Jetzt bin ich nicht mehr das Nesthäkchen. Am 1. März sitzt unsere Mutter schon wieder an der Nähmaschine, und in Eile näht sie einen Brustbeutel aus weißem Stoff für die wichtigen Papiere. Einen Tag später konsultiert sie unseren vertrauten Hausarzt, der sie mit folgenden Worten zur Tür begleitet: "Frau Mieck, es geht noch ein letzter Zug aus Köslin heraus, danach werden alle Brücken gesprengt. Die Russen sind schon im Gollenwald und haben eine totale Übersicht über die ganze Stadt. Gehen sie mit ihren fünf Kindern sofort auf die Flucht!" "Aber Herr Dr. Schweinitz, ich konnte doch nicht eher, weil ich im Wochenbett lag."

Mein aus brauner Presspappe gefertigter Tornister ist mit Strümpfen vollgepackt. Zwei Wintermäntel trage ich übereinander. So bin ich gut vor der bitteren Kälte, die Anfang März 1945 noch in Hinterpommern herrscht, geschützt. In meinem Puppenwagen, den ich erst 1944 zu Weihnachten geschenkt bekam, liegt mein erst 12 Tage altes Schwesterchen, und es schläft fast immer. Meine Mutter drückt mir noch eine Milchkanne in die Hand, deren Inhalt ich aber nicht mehr benennen kann. Der älteste Bruder kann schon zwei Koffer tragen. Er ist die Stütze der Mutter auf der langen dramatischen Flucht in den Westen. Die beiden anderen Brüder tragen auch kleinere Gepäckstücke, jeder nach seinen Kräften. Menschen in großer Ansammlung drängen auf den Bahnhofsvorplatz von Köslin. Ich habe bisher noch niemals so viele Menschen dicht beieinander stehen gesehen. Ein Güterzug nimmt unsere sechs jungen kostbaren Leben in seine fahrbare schützende Obhut auf. Wir sitzen dicht beieinander auf Stroh oder einem Gepäckstück. Es fällt kaum Tageslicht in den Viehwaggon. Meine Mutter wärmt über einer Kerze das Milchfläschchen für unseren kleinen Säugling. Der langsam sich fortbewegende Zug braucht für die nur etwa 40 km bis nach Kolberg einige Tage, weil die Einfahrten nach Kolberg, das bereits von den sowjetischen und polnischen Verbänden eingeschlossen ist, von mehreren Seiten her mit vielen Flüchtlingszügen verstopft sind. So bleibt der Zug manchmal plötzlich auf freier Strecke lange stehen. Und wir wissen nicht, wann er seine Fahrt fortsetzt. Ein alter Mann hebt mich aus der Enge der hockenden Menschen aus dem Dunkel des Zuges heraus. Draußen im Tageslicht im Freien erledige ich unter schrecklicher Angst, der Zug könnte ohne mich weiterfahren, mein menschliches Bedürfnis. Feindliche Flieger beherrschen den Luftraum.

In dem unter Artilleriebeschuss liegenden Kolberg bekommen wir in einem großen dunklen Bunker Unterschlupf. Total übermüdete alte Männer, Frauen und Kinder sitzen gebeugt auf Stühlen, lassen zeitweise ihre Köpfe auf die Tische sinken. Auf manchen Tischen erhellt ein Hindenburglicht das angstvolle Dunkel. Ein fremder alter Mann rüttelt meine eingenickte Mutter am Arm mit den Worten: "Sind sie meine Frau?" Später werden die Namen von zwei Kindern von einem Uniformierten aufgerufen. Ihre Mutter hat die Nerven verloren, sich die Pulsadern aufgeschnitten und ist in die eiskalte Ostsee gelaufen. Die mutterlosen Kinder werden aus dem Bunker herausgeholt. Und in meiner jungen Kinderseele spüre ich immer mehr Angst. Den dunklen kalten Bunker hinter uns lassend, sehen unsere Augen endlich wieder helles Tageslicht.

Um den vorrückenden feindlichen Truppen zu entfliehen, gibt es nur noch den Wasserweg. Weil wir ein Neugeborenes mit uns tragen, werden wir bevorzugt auf einem Rheindampfer vom Kolberger Hafen aus mitgenommen. Der Kapitän überlässt unserer tapferen Mutter und uns fünf Kindern seine eigene Kajüte. Die große Bodenvase nimmt die Folgen unserer unübersehbaren Übelkeit klaglos auf. Nur meine kleine Schwester muss sich nicht übergeben. Sie liegt am Fußende der Liege, auf der Mutter und ich Platz haben. Meine drei älteren Brüder treibt die Neugierde auf das Deck des Rheindampfers, der kaum dem hohen Wellengang der Ostsee gewachsen ist. Sie haben vor Entsetzen weit aufgerissene Augen, als sie wieder zu uns in die warme Kapitänskajüte kommen. "Mama, die vielen Flüchtlinge auf den kleinen Fischkuttern ertrinken alle in der kalten Ostsee." "Legt euch auf den Fußboden und versucht etwas zu schlafen." Am nächsten Morgen breitet sich ein neuer entsetzlicher Satz wie ein schnelles Feuer auf dem Dampfer aus: "In der Dunkelheit der Nacht wären wir fast auf eine Mine gelaufen. Aber unser Kapitän hat glücklicherweise nahe der Küste Schutz gesucht." Wir sind wieder einmal mit dem Leben davon gekommen.

Im Hafen von Swinemünde verlassen wir den Rheindampfer. Wir stehen am Kai, Menschen wie Trauben dicht gedrängt. Vielleicht gibt uns die Menschenansammlung etwas Wärme und Geborgenheit? Plötzlich fliegen Splitter von Artilleriegeschützen in die wartende Menschenmenge. Instinktiv ducken wir uns vor Schreck. Unversehrt stehen wir etwas später in einer Schlange von Flüchtenden vor einem stehenden Lazarettzug. Wieder rettet uns unser neugeborenes Schwesterchen. Wir finden in dem geheizten Zug Aufnahme. In zahlreichen Doppelstockbetten liegen verwundete Soldaten. Ein Arzt kümmert sich um die an der Front stark verletzten Männer. Meine Kinderaugen sehen ungewollt den blutdurchtränkten Kopfverband eines jungen Mannes. Im hellen Tageslicht des Zugfensters wechselt der Arzt den Verband. Der Soldat hat nur noch ein Auge. Ich flüchte mich schnell in die körperliche Nähe meiner Mutter, die mit dem Windelwechseln beschäftigt ist. Mittags gibt es zum Nachtisch Erdbeeren aus der Dose. Ein schwacher Trost, für das, was ich ohne zu weinen still ertrage. Etwa am 9. März fährt der Lazarettzug in den Bahnhof von Flensburg ein. Mit unseren wenigen Habseligkeiten verlassen wir den Zug, in dem wir Schutz, Wärme, ein Bett und auch Verpflegung bekommen haben. Dem verheerenden amerikanischen Bombenangriff auf die Hafenstadt Swinemünde sind wir nur knapp entkommen. 22.000 Menschen, zum größten Teil Flüchtlinge, sollen hier den Tod gefunden haben.

In einem sogenannten Auffanglager landen wir in einem Saal, in dem zahlreiche Doppelstockbetten stehen. Auf den Betten liegen dünne Decken, die uns nicht vor der Kälte ausreichend schützen können. Vor Erschöpfung schlafe ich zunächst ein. Aber ich bibbere am ganzen Körper, werde immer wieder wach. Schließlich klettere ich aus dem hohen ungewohnten Bettgestell und setze mich zu den anderen Frierenden, die dicht um den kleinen Kanonenofen herum auf Bretterstühlen sitzen. Wir warten tagelang, nächtelang. Worauf warten wir? Wir möchten endlich ankommen an einem Ort, an dem es uns besser geht. Wir sehnen uns nach einer warmen Stube, einem Bett in dem man auch schlafen kann und einer sättigenden Mahlzeit. Wann hat diese grausame Flucht endlich ein Ende?

Unverhofft werden dann unsere Namen, die auf einer Liste stehen, aufgerufen. Die Kleinbahn befördert uns von Flensburg bis in den kleinen Ort Gelting, der 30 km entfernt, nahe der Flensburger Förde liegt. Auf dem Sammelplatz wird wieder unser Familienname aufgerufen. Ein alter Bauer, mit einem Hut auf dem Kopf, steht mit seinem Pferdegespann vor dem Bahnhof. Er hat ein mürrisches Gesicht und ist wortkarg. Ich spüre, dass er uns nicht gerne mitnimmt. Das ist meine erste Fahrt auf einem Pferdewagen. Wir fahren bis auf seinen großen prächtigen Hof. In dem schmucken Bauernhaus bekommen wir zwei möblierte Zimmer zugewiesen. Für diese Strecke von Köslin bis Gelting, etwa 600 Kilometer Entfernung, haben wir 9 Tage gebraucht. - Endlich haben meine kleinen Füße wieder Bodenberührung. Ich laufe in Freiheit über den fremden Hof, atme wieder frische Luft und sehe den schönen blauen Märzhimmel.

©  Monica Maria Mieck



Trauma mojego dziecinstwa - polski

Monica Maria Mieck

Translation / Übersetzung durch Herrn Andrzej Mazul-Guty:

Pierwszego marca 1945 mój brat ma urodziny i konczy 9 lat. Siedzimy wraz z mama przy stole w pokoju. Nagle wyja syreny i straszny alarm przed czolgami zwiastuje najwyzsze niebezpieczenstwo dla naszego miasta rodzinnego Koszalina. Solenizant placzac gwaltownie wyrzuca z siebie zdanie: „Mamo, nadciagaja Rosjanie“. Równiez mnie ogarnia strach. Mam dopiero szesc i pól roku i nie wiem, co oznacza wojna. Ale alarmy przeciwlotnicze, czasem nocne tworza oczywiscie element naszego zycia. W szarym schronie jest zimno. Marzne nawet w plaszczu zimowym. Nasza mama lezy w pologu. 18 lutego polozna przyjela na swiat w naszym mieszkaniu zdrowa dziewczynke. Juz nie jestem beniaminkiem. 1 marca mama znów siedzi przy maszynie do szycia i w pospiechu szyje male woreczki na najwazniejsze dokumenty. Dzien pózniej zasiega porady zaufanego lekarza domowego, który odprowadza ja do drzwi tymi slowami: „Pani Mieck, z Koszalina wyjezdza jeszcze jeden pociag, po tym wszystkie mosty zostaja wysadzone. Rosjanie sa juz w Gollenwald (las wokól Góry Chelmskiej)i maja wglad na cale miasto. Prosze uciekac ze swoja piatka dzieci!“ „ Ale Panie doktorze Schweinitz, nie moglam wczesniej, gdyz lezalam w pologu.“

Mój tornister z brazowego kartonu jest wypakowany skarpetkami. Na sobie mam dwa plaszcze zimowe. To dobrze chroni mnie przed przenikliwym zimnem, które panuje jeszcze na Pomorzu w poczatkach marca 1945.W moim wózku na lalki, który otrzymalam dopiero na Boze Narodzenie 1944 lezy moja siostrzyczka, która ma dopiero 12 dni i prawie caly czas spi. Moja mama wciska mi jeszcze w reke kanke na mleko, której zawartosci niestety juz nie pamietam. Najstarszy brat moze dzwigac dwie walizki. On jest podpora mamy podczas tej dramatycznej ucieczki na zachód. Pozostali dwaj bracia niosa mniejszy bagaz, zaleznie od sil. Tlumy ludzi pra na plac przed dworcem w Koszalinie. Dotychczas nie widzialam tylu ludzi tak gesto obok siebie. Pociag towarowy bierze nasze szesc drogocennych istnien pod swoja opieke. Siedzimy gesto upakowani na slomie albo na bagazach. Do wagonu ledwo dociera swiatlo dnia. Mama ogrzewa na swieca mleko dla niemowlaka. Wolno poruszajacy sie pociag potrzebuje na przebycie ok. 40 km do Kolobrzegu kilka dni, poniewaz dojazdy do Kolobrzegu, który jest juz otoczony przez radzieckie i polskie oddzialy sa zakorkowane przez pociagi z uciekinierami. Dlatego tez pociag czasem staje w szczerym polu. A my nie wiemy, kiedy pojedzie dalej. Starszy mezczyzna wystawia mnie z tlumu kucajacych ludzi na zewnatrz wagonu. Tam zalatwiam potrzeby, caly czas w strachu, ze pociag móglby odjechac beze mnie. Nieprzyjacielskie lotnictwo panuje na niebie.

W znajdujacym sie pod ostrzalem artyleryjskim Kolobrzegu znajdujemy schronienie w duzym, ciemnym bunkrze. Calkowicie wyczerpani mezczyzni, kobiety i dzieci siedza skuleni na krzeslach, pozwalaja czasem opasc glowom na stoly. Na niektórych stolach strachliwa ciemnosc rozjasniana jest przez swiece. Obcy mezczyzna potrzasa moja spiaca mama: „Czy Pani jest moja zona?” Jakis czas pózniej mundurowy wyczytuje nazwiska dwójki dzieci. Ich mama zalamala sie nerwowo, podciela sobie zyly i rzucila sie do lodowatego Baltyku. Dzieci zostaja zabrane z bunkra. A w mojej dzieciecej duszyczce odczuwam coraz wiecej strachu. Nasze oczy widza wreszcie swiatlo dzienne, a zimny i ciemny bunkier pozostaje za nami.

Aby uciec przed oddzialami wroga pozostaje jedynie droga wodna. Poniewaz niesiemy ze soba noworodka, zostajemy zabrani w pierwszej kolejnosci na poklad statku zeglugi renskiej. Kapitan odstepuje naszej dzielnej mamie i naszej calej piatce dzieci swoja kajute. Wielka waza na podlodze przyjmuje bez slowa skutki naszych niekonczacych sie mdlosci. Tylko moja mala siostrzyczka nie musi wymiotowac. Ona lezy w nogach pryczy, na której siedzi mama i ja. Moich trzech starszych braci ciekawosc wygania na poklad statku, który ledwo daje sobie rade z rozfalowanym morzem. Maja oczy rozwarte szeroko z przerazenia, gdy powracaja do nas do cieplej kajuty kapitanskiej. „Mamo, tych wielu uciekinierów na malych kutrach rybackich tonie w lodowatym Baltyku.” „Polózcie sie na podlodze i spróbujcie zasnac.” Nastepnego poranka na statku rozchodzi sie z szybkoscia blyskawicy nowa przerazajaca wiadomosc: „W ciemnosciach nocy omalze wplynelibysmy na mine. Ale nasz kapitan szczesliwie szukal schronienia w poblizu brzegu.” Znowu udalo nam sie ujsc z zyciem.

W swinoujskim porcie opuszczamy poklad stateczku. Stoimy na nabrzezu, ludzie stloczeni jak sledzie. Moze ten tlum da nam troche ciepla i schronienia? Nagle w oczekujacy tlum spadaja odlamki pocisków artyleryjskich. Instynktownie kulimy sie ze strachu. Nietknieci stoimy troche pózniej przed pociagiem sanitarnym w ogonku uciekinierów. Ponownie ratuje nas nasza dopiero co urodzona siostrzyczka. Zostajemy przyjeci w ogrzewanym pociagu. W pietrowych lózkach leza ranni zolnierze. O ciezko rannych na froncie troszczy sie lekarz. Moje dzieciece oczy widza niechcacy przesaczony krwia opatrunek glowy u mlodego mezczyzny. W swietle dnia lekarz zmienia opatrunek. Zolnierz ma tylko jedno oko. Uciekam szybko do bliskosci mojej mamy, która zajeta jest zmiana pieluch. W poludnie na deser mamy jagody z puszki. Slaba pociecha w zamian za to, co znosze w ciszy nawet nie placzac. Okolo 9 marca pociag sanitarny wjezdza na dworzec we Flensburgu. Wraz z naszym skromnym dobytkiem opuszczamy pociag, w którym znalezlismy ochrone, cieplo, lózko i wyzywienie. Ledwo umknelismy przed straszliwym amerykanskim nalotem bombowym na Swinoujscie w dniu 12 marca, w którym zginelo 22 tysiace ludzi, w wiekszosci uciekinierów.

W tzw. obozie przejsciowym ladujemy w sali, w której stoja liczne pietrowe prycze. Na lózkach leza cienkie koce, które nie chronia nas dostatecznie przed mrozem. Ze zmeczenia najpierw zasypiam. Ale drze na calym ciele i ciagle sie budze. W koncu wylaze z lózka i dosiadam sie do innych marznacych, którzy siedza gesto na krzeslach wokól malego piecyka. Czekamy dnie i noce. Na co czekamy? Chcemy wreszcie dotrzec do miejsca, gdzie bedzie nam lepiej. Tesknimy do cieplej izby, lózka, w którym mozna spac i sycacego posilku. Kiedy wreszcie skonczy sie ta straszna ucieczka?

Nieoczekiwanie zostaja wywolane z listy nasze nazwiska. Waskotorówka przewozi nas z Flensburga do malej miejscowosci Gelting, 30 km dalej, w poblizu Zatoki Flensburskiej. Na miejscu zbiórki ponownie zostaje wyczytane nasze nazwisko. Stary chlop w kapeluszu stoi przed dworcem ze swoim wozem konnym. Ma ponura mine i jest malomówny. Czuje, ze przyjmuje nas niechetnie. To jest moja pierwsza jazda na wozie konnym. Jedziemy az do jego wspanialego duzego obejscia. W pieknym domu otrzymujemy dwa umeblowane pokoje. Na pokonanie odcinka Koszalin – Gelting, okolo 600 km odleglosci, potrzebowalismy 9 dni. Wreszcie moje male stopy czuja ziemie pod soba. Biegne wolna przez obce podwórze, oddycham znów swiezym powietrzem i widze piekne, niebieskie marcowe niebo.


Травма моего детства. Бегство из Кёслина через Колобжег и Балтийское море 

Übersetzung: Anton Derjabkin

Моника Мариа Мик 

Первого марта 1945 года у моего брата день рождения. Ему исполнилось 9 лет. Мы все сидим за праздничным столом. Вдруг над нашим небольшим городом Кёслин раздаётся ужасающий вой сирен. Мой брат сквозь слёзы произносит : Мама, русские идут . Мне вдруг тоже становится страшно. Мне тогда было всего шесть с половиной лет и я ещё не понимала что такое война, но ночной вой сирен давно уже стал частью моей жизни. Мы спускаемся в бомбоубежище. Здесь очень холодно, я замерзаю даже в своём зимнем пальтишке. Наша мама тоже здесь. Она ещё не совсем оправилась от родов. 18 февраля она родила девочку, и теперь я не самая младшая в семье. Первого марта мама сидит за швейной машинкой и шьёт из белого сукна небольшую нательную сумочку для самых важных документов. На следующий день к нам приходит наш семейный врач и сообщает маме: Фрау Мик, завтра из Кёслина отправляется последний поезд с беженцами, затем все мосты будут взорваны. Русские уже в Голленвальде и вскоре займут наш город! Да, доктор Швейниц, мы бы уехали ещё раньше, если бы я не была так слаба после родов. Мой коричневый чемоданчик, сделанный из плотного картона, до отказа забит одеждой. На мне одеты два зимних пальто. Так я лучше защищена от лютого мороза, обрушившегося на нижнюю Померанию в начале марта 1945 года. В моей кукольной коляске, которую мне подарили к Рождеству 1944 года, лежит моя младшая сестрёнка, которой исполнилось всего 12 дней, и почти всё время спит. Старший брат уже может нести два чемодана. Он единственная опора нашей матери на долгом и драматичном пути на Запад в бегстве от вражеских армий. Оба других брата тоже несут поклажу, которая им под силу. Мы присоединяемся к толпе беженцев, которая движется к привокзальной площади. Я ещё никогда в жизни не видела такого скопления народа. Наконец, мы вшестером едем в товарном вагоне, спасая свои молодые жизни. Плотно прижавшись друг к другу, мы сидим кто на соломе, кто на своей поклаже. В наш вагон почти не проникает свет. Мама согревает над свечкой бутылочку с молоком для моей сестрёнки. Поезд движется очень медленно. Нам потребовалось нескольк о дней, чтобы преодолеть расстояние в 40 километров до Колобжега. Всё это потому что местность уже обстреливалась русскими и польскими войсками, и на путях уже скопилось множество составов с беженцами. Иногда поезд останавливается на, казалось бы, совершенно пустых путях и простаивает так по нескольку часов. В это время никто не может сказать когда поезд тронется дальше. Один пожилой мужчина помогает мне сойти из вагона, чтобы я смогла реализовать свои естественные потребности. Мне ужасно страшно, ведь поезд может тронуться в любую минуту и я тогда останусь совсем одна. Высоко в небе над нашим поездом то и дело пролетают вражеские самолёты. Наконец, мы добираемся до Колобжега, который находится под непрерывным артиллерийским огнём, и находим убежище в большом тёмном бункере. Помещение забито смертельно уставшими пожилыми мужчинами и женщинами с детьми. Кто то сидит положив голову на стол. Один пожилой незнакомый нам мужчина, сжимая руку моей мамы спрашивает: Вы не моя жена? Потом в помещение заходит человек в форме и выкрикивает имена двух детей. Их мать сошла с ума, перерезала себе вены и бросилась в ледяное Балтийское море. Сирот уводят из бункера. Меня вдруг охватывает дикий страх. Спустя некоторое время мы, наконец, можем покинуть это ужасное место и выбраться наружу. Чтобы не быть захваченными врагом нам остаётся всего одна дорога - по морю. Нас пускают на пароход одними из первых, потому что с нами младенец. Итак, мы выплываем из порта Колобжега. Капитан предоставляет шей семье свою небольшую каюту. Всю дорогу нас не перестаёт мучить морская болезнь. Трое моих старших братьев выходят из каюты, но вскоре прибегают обратно с широко открытыми от ужаса глазами. Мама, все люди из маленькой рыбацкой лодки утонули в море. Ложитесь и попытайтесь заснуть, был ответ. На следующее утро наш пароход чудом не налетел на морскую мину. В порту Свинемюнде мы сходим на берег. На набережной народу столько, что яблоку негде упасть. Теперь нужно снова искать пристанище. Вдруг над толпой раздаётся взрыв артиллерийского снаряда. Мы снова уцелели. Через некоторое время мы снова стоим в длинной очереди на погрузку в медицинский поезд. И снова нас спасает наша новорождённая сестрёнка. На этот раз мы едем в отапливаемом вагоне. На нарах в вагоне лежат раненные солдаты. Всего лишь один врруач заботится о них, получивших раны на фронте. Я с ужасом рассматриваю насквозь пропитанную кровью повязку на голове у одного из солдат. Ру него остался всего лишь один глаз. Я скорее бегу к маме, которая занята тем, что пеленает сестрёнку. В обед мы, дети, на десерт получаем по нескольку клубник из консервной банки. Это некое вознаграждение за то, что мы переносим все наши страдания без слёз. Приблизилельно 9-го марта наш поезд въезжает на станцию города Фленсбург. Мы покидаем наш поезд в котором мы нашли убежище, тёплый угол и немного еды. Таким образом, нам удало сь избежать страшного авианалёта американских военно-воздушных сил, который обрушился на город Свинемюнде 12 марта. В результате этого налёта погибли 22.000 человек, большую часть которых составляли беженцы. Вскоре мы попадаем в, так называемый, распределительный лагерь. Мы располагаемся в большом помещении в котором стоит множество двухъярусных нар. На нарах лежат тонкие одеяла, которые не могут защитить нас от пронизывающего холода, но от усталости мы мгновенно засыпаем. Когда я просыпаюсь я не могу справиться с дрожью во всём теле. Я вылезаю из под одеяла и присоединяюсь к другРУим людям, которые пытаются отогреться у небольшой печурки. Так проходят дни и ночи. Чего же мы ждём? В конце концов мы хотим добраться до того места, где всем нам будет лучше. Мы все про себя мечтаем о тёплом уголке, где есть нормальная кровать в которой можно, наконец, выспаться и о сытной еде. Когда же закончатся наши мучительные скитания? Наконец, выкрикивают наши имена, которые записаны в огромном списке. Нас переправляют по железной дороге в небольшое местечко Гельтинг, что в 30 километрах от Фленсбурга. Там на небольшой площади снова звучат наши имена. Нас ожидает пожилой крестьянин со шляпой на голове. Он забирает нас со станции на своей телеге. По его лицу видно, что он нам не рад. Это моя первая поездка на телеге, запряжённой лошадьми. Наконец, мы въезжаем на зажиточный крестьянский двор. В большом доме нас ждут две комнаты. Итак, дорога из Кёслина до Гельтинга, расстоянием 600 километров, мы преодолели за 9 дней. Наконец, мы чувствуем себя в безопасности. Я бегаю по чужому двору, свободно вдыхаюРУ свежий воздух, а надо мной огромное синее мартовское небо.

*  *  *

Flucht per Treck aus Zoldekow / Hinterpommern

Bericht von

Friedrich Meyer

Dieser Treckbericht wurde im Sommer 1945 an Hand von Tagebuchaufzeichnungen geschrieben.

„Labes wurde gestern von den Russen besetzt. Bei Stargordt stehen Panzerspitzen im Kampf mit unseren Nachhuten. Bei Pyritz und Stargard scheint die Lage etwas gefestigt. Zwischen Reetz und Märkisch-Friedland, im Raume Kallies, sind vor zwei Tagen stärkere russische Kräfte durchgebrochen, die in Richtung Schievelbein-Regenwalde vordringen.“

Oberleutnant Werner, der Kommandeur des dem Brückenkopf Dievenow vorgelagerten kleinen Stützpunktes Raddack, sagt es in seiner knappen, nüchternen Art auf meine Frage nach der militärischen Lage am Vormittag des 3. März 1945.

„Ist etwas bekannt von Gegenmaßnahmen auf unserer Seite?“ „Nein! Aber es ist kaum anzunehmen, dass wir über genügend Kräfte dazu verfügen..“

„Das bedeutet also die Aufgabe von Ostpommern bis an die Dievenow?!“

„Ja! Wir haben den Befehl, uns auf die Brückenkopfstellung Dievenow zurückzuziehen und die Front im Abschnitt Kalkberg zu verstärken.“

Ich verabschiede mich von dem wackeren Offizier und guten Nachbarn, um möglichst schell nach Hause, nach Zoldekow zurückzufahren. Wie lange wird es noch unser Zuhause sein? Die militärische Lage hat sich nach dem Durchbruch der Russen bei Kallies für uns bedrohlich zugespitzt! Es muss schnell gehandelt werden, wenn das Leben der mir anvertrauten 100 Familien gerettet werden soll. Der treue Kutscher Johannes, wortkarg wie alle Pommern, fragt mich, ob wir bald trecken müssen. Ich erzähle ihm, was ich soeben in Raddack gehört habe. Er treibt wortlos die Braunen zur Eile an.

Bald kommt Zoldekow in Sicht. In der Märzsonne leuchtet der braune Lehmboden des Schilfberges, gekrönt vom dunklen Schatten des Parks. Auf Schlag I fahren die Gespanne Dung. Es geht noch alles ganz friedensmäßig zu. Auf der Straße ziehen Treckfahrzeuge aus dem Osten. Ein gewohntes Bild seit Wochen. Ich halte beim Statthalter Potratz an.

„Wir müssen aufhören mit Dungfahren! Alle Wagen in Ordnung bringen. Pferdebeschlag nachsehen! Wir müssen packen und unseren Treck vorbereiten!“ Im Dorf verbreitet sich mein Befehl mit Windeseile. Ein geschäftiges Treiben beginnt. Es ist aus mit der Ruhe und Beschaulichkeit. Der unerbittliche Krieg bricht in den Frieden des pommerschen Gutsdorfes ein.

_____________________________________________________________________________________________________

Zu Hause gleichfalls bange Fragen, klare und eindeutige Antworten und Anordnungen.

Das Telefon klingelt. Der Amtsvorsteher in Groß-Justin will von mir die letzten Nachrichten über die militärische Lage wissen. Er ist selbst ohne Nachrichten aus der Kreisstadt Cammin. Ich berichte ihm das in Raddack Gehörte und vereinbare, dass Sonntag, der 4. März dazu benutzt werden soll, alles für den Treck vorzubereiten. Ab 18 Uhr soll alles treckbereit sein. Wir wollen dann den Treckbefehl der Kreisleitung abwarten.Falls die militärische Lage es aber erforderlich macht, wollen wir auf eigene Verantwortung den Treckbefehl geben.

Nach kurzer Mittagsrast muss ich auf den Nachbarbetrieb Schwenz. Auch dort wird Treckbereitschaft angeordnet. Die Treckstraße für Schwenz führt über Cammin. Ich vereinbare mit den zu Treckführern ernannten Volksstürmern, dass der Schwenzer Treck sich an den Zoldekower Treck anschließen soll, da es mir fraglich erscheint, dass der Treckbefehl früh genug erteilt wird, um die Straße über Cammin noch passieren zu können. Da der Moorweg aufgeweicht ist, soll der Raupenschlepper die Fahrzeuge durchziehen.

Zurück nach Zoldekow! Auf der Straße, die von Groß-Justin über Zoldekow nach Stresow führt, rollen in endloser Reihe Treckfahrzeuge. Leute aus Ostpreußen und dem Warthegau, die teilweise schon seit Mitte Januar unterwegs sind. Seit Wochen kommen sie bei uns bereits durch. Jeden Abend haben wir Pferde und durchfrorene, hungrige Menschen untergebracht und verpflegt. In den Strom dieser großen Völkerwanderung werden wir nun selber hineingerissen, erbarmungslos und ohne Gnade. Auch heute wieder sind lange Reihen von Treckfahrzeugen auf dem Gutshof aufgefahren. Die Pferde stehen in der Heu-Scheune und fressen sich in die großen Heubansen hinein. Auch für die hungrigen Menschen ist wieder gesorgt. Werden wir auf unserer Flucht auch immer ein freundliches Quartier bekommen?

Es wartet noch eine Fülle Arbeit auf mich. Die einzelnen Familien werden auf die Fahrzeuge verteilt, Pferde und Fahrer bestimmt, Sonderwünsche nach Möglichkeit erfüllt, Zank und Streit geschlichtet. Zwischendurch klingelt immer wieder das Telefon. Freunde und Bekannte aus der Nachbarschaft wollen Neues wissen; sie werden unterrichtet und gewarnt. Die Gutsfrau des Nachbarbetriebes, deren Mann an der Front steht, wird verständigt, das vereinbarte Stichwort gegeben.

Für jeden Einzeltreck wird ein Treckführer bestimmt, der die genaue Marschroute schriftlich mitbekommt. Von den von mir geleiteten Betrieben Zoldekow und Schwenz werden je ein motorisierter Treck, bestehend aus je zwei gummibereiften Treckern und vier Gummiwagen und je ein bespannter Treck zusammengestellt. Das Vorwerk „Schwenzer Brink“ treckt für sich. Für jedes Pferd sind 3 Ztr. Hafer mitzuführen. Alle überflüssigen Gegenstände müssen im Stich gelassen werden. Es gilt das nackte Leben zu retten. Betten, Kleidung und Lebensmittel sollen nach Möglichkeit mitgenommen werden. Hühner müssen als Marschverpflegung geschlachtet, Brotvorrat muss noch gebacken werden. Inzwischen ist die Nacht hereingebrochen, eine Nacht der Unruhe und Spannung.

Sonntag früh um 7 Uhr beginnt endgültig das Verpacken der Treckwagen. Die in Zoldekow seit 1941 beschäftigten kriegsgefangenen Russen helfen treu und fleißig und mit großem Geschick bei der Herrichtung der Treckfahrzeuge. Mit Brettern und Planen werden die Wagen verschalt und abgedeckt. Dächer aus Binderplänen entstehen. Es kommt uns zugute, dass seit Wochen die Flüchtlinge aus Ostpreußen uns ihre Erfahrungen mitgeteilt haben. Das Dorf sieht aus wie ein Heerlager. An vielen Stellen werden Hühner und Gänse geschlachtet. Auch einige Schweine müssen noch daran glauben.

Ich setze mich telefonisch mit Oberleutnant Werner in Verbindung. Die militärische Lage hat sich nicht gebessert. Der Russe drückt mit starken Kräften in Richtung Plathe nach Norden. Von Schievelbein aus sollen Panzerspitzen bis in die Gegend von Treptow vorgestoßen sein. Fern im Südosten sieht man am Horizont mit dem Glas deutlich an verschiedenen Stellen Rauchsäulen aufsteigen. Die Front rückt langsam aber sicher näher.

Wir beschließen, noch eine Nacht in Zoldekow zu bleiben und am Montag früh abzufahren.

Gegen Abend kommen Trecks aus der Greifenberger Gegend. Bekannte und Freunde sind darunter. Eine Frau aus Damerow bittet um ein Pferd. Der Mann ist eingezogen, vier kleine Kinder sind zu retten. Sie bekommen ein altes aber brauchbares Pferd. Einige Saugfohlen müssen getötet werden. Die Mutterstuten sollen mit als Zugpferde. Eine dunkle Nacht bricht herein. Es wird nicht viel mit dem Schlaf. Draußen auf der Straße rollen unaufhörlich Fahrzeuge nach Westen. Der Hof und das Dorf sind voller Unruhe. Der Himmel ist gerötet von brennenden Höfen und Dörfern.

Noch einmal erbitte ich von Raddack den Lagebericht. Plathe ist von den Russen besetzt, die in Richtung Naugard-Greifenberg-Gülzow vordringen. Eigene Abwehr ist schwach. Ich teile nunmehr dem Amtsvorsteher mit, dass ich für Montag früh, 7 Uhr, Abmarschbefehl gebe. Was die Kreisleitung dazu sagt, ist mit gleichgültig.Ich fühle mich selbst verantwortlich für die mir anvertrauten Menschen.

Montag früh um 5 Uhr Anruf aus Schwenz: Der „politische Leiter“ ist da und verbietet den Abmarsch. Ich ordne an, dass trotzdem in der besprochenen Weise abmarschiert wird. Ist das nun Dummheit oder Verbrechen?Wenn die Frauen und Kinder schon vor Tagen und Wochen zurückgeführt worden wären, hätte viel Jammer und Unglück vermieden werden können. Angesichts der stündlich näher rückenden Panzerspitzen immer noch den Abmarschbefehl hinauszuzögern ist glatter Mord und erfordert Selbsthilfe. „Jagt den Kerl vom Hof und marschiert ab!“

Um 7 Uhr sammelt sich der Treck auf der Straße nach Stresow. Die Treckführer bestimmen die Reihenfolge.Der übriggebliebene Volkssturm ohne Waffen hat die Aufgabe, unter meiner Führung ca. 1.000 Stück Rindvieh von den Gütern Schwenz, Zoldekow, Riebitz, Groß-Justin und aus den Dörfern Justin und Nitznow am Ostseestrand entlang auf die Insel Wollin zu treiben und der Flughafenkommandantur Dievenow zu übergeben.

Abschied von den Lieben! Wann und wo werden wir uns siedersehen? Die letzten Fahrzeuge rollen durch das Dorf. Vor dem Russenlager stehen die russischen Kriegsgefangenen angetreten zum Abmarsch nach Westen.Ich nehme Abschied von jedem einzelnen. Prächtige Burschen sind darunter, die teilweise seit 1941 bei uns tätig waren. Fleißige, intelligente Arbeiter. Einigen stehen Tränen in den Augen. Ein unbegreifliches Volk, diese Russen! Große Kinder, leicht im Guten zu beeinflussen! Aber leider auch ebenso leicht im Bösen, wie das die uns täglich zu Ohren kommenden Grausamkeiten, die an der friedlichen deutschen Zivilbevölkerung verübt werden, beweisen.

Das Vieh wird in den Ställen gelöst und auf den Hof getrieben. 140 Milchkühe und über 200 Stück Jungvieh aus Zoldekow, fast ebensoviel aus Schwenz werden zusammengetrieben und ziehen in Richtung Riebitz-Baldebus.Der Hof hat sich geleert. Haus und Speicher stehen offen, werden von Angehörigen fremder Trecks und Polen durchsucht und geplündert. Als letzter verlasse ich den Hof. Einen Augenblick überfällt mich die Wehmut des Abschieds. Mehr als 6 Jahre harter, erfolgreicher Arbeit versinken hinter mir. Das Haus, das mir und meiner Familie Heimat war, steht verlassen. Wir sind fahrendes Volk geworden, meine Frau und drei kleine Kinder von 1 bis 3 Jahren hausen jetzt in einem Treckwagen, den Unbilden der Märzwitterung ausgesetzt. All unser Hab und Gut müssen wir im Stich lassen! „Vom Winde verweht!“ Wir sind mitgerissen von der gewaltigen Völkerwanderung, die sich seit Wochen aus den weiten Ebenen zwischen Weichsel und Oder nach Westen ergießt, alles mit sich schwemmend und weite Räume im Westen Deutschlands überflutend.

Fahl ist im Osten die Märzsonne aufgegangen. Ich bahne mir mühsam den Weg an rollenden Treckwagen vorbei durch das zum Teil bereits geräumte Dorf Stresow zur Stellung Raddack, wo ich den Viehtransport erwarten will. Die Stellung ist alarmiert. Ich begrüße Oberleutnant Werner, der mit mir den Beobachtungsturm erklettert und mir die neueste Lageschilderung macht. Letzte Meldungen besagen, dass Gülzow in den frühen Morgenstunden gefallen ist und das Dorf Baumgarten, westlich davon schon brennt. Man kann im Ferngerät die Rauchsäulen sehen. Ich beobachte durch das Glas die Straße, die von Cammin nach Dievenow führt. Da müssen jetzt unsere Wagen rollen. Eine ununterbrochene Kette von Treckfahrzeugen bewegt sich langsam nach Nordwesten. Über die Dievenow führt nur eine schmale Schiffsbrücke zum Flughafen Dievenow hinüber.Dort werden sich die Fahrzeuge stauen. Es geht immer nur langsam hinüber, aber ich weiß die Zoldekower und Schwenzer Fahrzeuge in vorläufiger Sicherheit. Die Odermündung mit den breiten Mündungsarmen bildet ein natürliches, schwer zu nehmende Panzerhindernis.

Motorengeräusch über uns in großer Höhe! Fliegeralarm!!! Russische Beobachter werden gemeldet. Die Kondensstreifen verschwinden in Richtung Ostsee.

Vom Beobachtungsstand kann ich jetzt in Richtung Riebitz die riesige Viehherde sehen, die sich langsam nach Baldebus fortbewegt. Unser schönes Milchvieh aus Zoldekow und Schwenz! Zugführer Ochsenbein, unser tüchtiger Melkermeister aus Zoldekow, leitet den Abtransport. Es wird noch 2 bis 3 Stunden dauern, bis die Tiere über Baldebus den Ostseestrand bei Kalkberg erreicht haben, und es wird Abend werden, bis die Herde über die Brücke nach Dievenow getrieben werden kann.

Ich beobachte wieder nach Süden und Südwesten. Cammin, die alte, von Otto von Bamberg vor 700 Jahren gegründete Bischofsstadt, seitdem ein Vorposten des Deutschtums in Ostpommern, leuchtet im fahlen Schimmer der Märzsonne über die spiegelglatte Fläche des Boddens herüber; in der Mitte des Städtchens die klobige Silhouette des Domes. Links vom Dom sind plötzlich Rauchwolken zu sehen. Auch ist jetzt deutlich Gefechtslärm zu vernehmen. Kein Zweifel, der Kampf um Cammin hat begonnen! Links von der Stadt kommt eine braungraue Rauchwolke hoch. Das muss das Bauerndorf Revenow sein! Am Bahnhof und bei der Molkerei sind Artillerietreffer zu erkennen.

Oberleutnant Werner klettert vom Beobachtungsstand herunter. „Herr Rocksch! Führen Sie einen Spähtrupp nach Cammin! Nehmen Sie den kleinen PKW und suchen sich zwei Männer dazu aus! Versuchen Sie vor allem zu erkunden, ob die Straße Cammin-Schwirsen noch frei ist!“ Der kleine Wagen spritzt auf dem Feldweg über Raddack davon.

Inzwischen schwillt der Gefechtslärm in Cammin an. Maschinengewehrfeuer, Abschüsse und Einschläge, dazwischen schwere Schläge von Minen und Panzerfäusten. An verschiedenen Stellen brennt es in der Stadt.Auch auf der kleinen Insel Gristow, rechts von Cammin im breiten Strom der Dievenow liegend, brennt es an verschiedenen Stellen.

In der Stellung Raddack wird die Sprengung der Messgeräte und Baracken vorbereitet. Kradmelder fahren zu den vorgeschobenen Stellungen. Vorläufig ist nicht mit Feindberührung zu rechnen. Zwischen Cammin und Groß-Justin zieht sich ein breiter Moorgürtel. Durch Schmelzwasser weit überschwemmt, bis nach Zoldekow.Das Moorgelände ist durch den breiten Brenkenhofkanal durchschnitten, über den nur dicht bei Cammin eine Brücke führt. Nördlich dieses Moorgürtels zieht sich die Straße von Justin über Zoldekow-Stresow-Granzow-Fritzow nach Dievenow. Hier wälzt sich langsam eine Schlange von Treckfahrzeugen in Richtung Dievenow weiter. Hoffentlich hält Cammin möglichst lange! Das bedeutet die Rettung unzähliger Treckfahrzeuge. Die südlich und westlich von Cammin auf den Straßen ziehenden Trecks sind wahrscheinlich abgeschnitten und werden von den russischen Panzern überrollt.

Es ist ein Verbrechen der verantwortlichen politischen Leitung, den Treckbefehl für den Kreis Cammin so spät gegeben zu haben. Fast der ganze Kreis Cammin südlich der Straße Groß-Justin-Granzow ist abgeschnitten.

Ein Melder meiner Volkssturmkompagnie kommt auf einem Fahrrad und meldet, dass sich der Viehtransport bei Kalkberg sammelt. Ich muss nach Kalkberg! Ich verabschiede mich von den Kameraden in Raddack. Lebt wohl!Gute Fahrt! Ein fester Händedruck mit Oberleutnant Werner. Ein Abschied, vielleicht für immer!

In Kalkberg ist die Stellung von einer Luftwaffentruppe besetzt. Hauptmann Kolsch erklärt mir die Lage. Auf dem Waldwege von Lüchenthin nach Kalkberg und am Strande entlang zurückflutende Truppen. Lettische Freiwillige und Versprengte verschiedener Truppenteile. Dazwischen Flüchtlinge zu Fuß und auf Fahrrädern aus den Ostseebädern Poberow, Horst, Rewahl, Deep. Verwundete und Frauen mit Rucksäcken und Koffern!Ein Bild des Jammers und Zusammenbruchs!

Unsere Viehherde, rund 1.000 Stück Rindvieh und Hunderte von Schafen nähert sich. Ich lasse sie von Kalkberg aus an den Ostseestrand treiben. Am Strand entlang sollen die Tiere bis nach Dievenow, und dort über die Brücke zum Flughafen hinübergetrieben werden.

Ich fahre mit dem Wagen nach Dievenow voraus, um den Übergang über die Brücke vorzubereiten. Vor der Brücke ist ein furchtbares Gedränge von Menschen und Fahrzeugen. Ich treffe immer wieder Bekannte. Die bespannten Trecks von Zoldekow und Schwenz halten kurz vor der Brücke. Vor Abend werden sei kaum auf der Insel Wollin sein.

Ich melde mich bei der Kommandantur des Flughafens, die freudig den gemeldeten Viehtransport begrüßt. Die Tiere sollen vorläufig auf die große Camminer Stadtweide zwischen Dievenow und Heidebrink getrieben werden, wo ein großer Weideschuppen steht. Sie dienen zur Verpflegung des Platzes.

Inzwischen ist es dunkel geworden. Über das Wasser des Boddens hinweg sieht man das brennende Cammin, das hart umkämpft wird.

Mit Geschrei und Gebrüll wird jetzt die Viehherde über die Brücke getrieben. Fluchend müssen Treckfahrzeuge warten, bis alle Tiere herüber sind. Dann setzt wieder der stetige Strom von Fahrzeugen ein. Alles drängt und hastet nach Westen über die Straße nach Heidebrink-Kolzow. Wie mag es in Swinemünde aussehen? Dort ist seit gestern eine Schiffsbrücke über die Swine in Betrieb. Die kleinen Fähren können nur einen Bruchteil der Fahrzeuge herüberbringen und Tausende von Fahrzeugen stauen sich in Ostswine.

Meine Aufgabe, den Viehtransport nach Dievenow zu bringen, habe ich erfüllt. Die Volkssturmmänner sollen sich jetzt auf Befehl der Bataillonsführung ihren Trecks anschließen. Wir erwarten daher im Flughafen Dievenow unsere bespannten Trecks, um mit ihnen in „ein unbekanntes Elend“ nach Westen zu ziehen. Die Nacht ist hereingebrochen, eine gespenstische Nacht voller Unruhe und Kampflärm.

Jetzt kommen aus der Dunkelheit die ersten Fahrzeuge unseres Zoldekower Trecks in Sicht. Ich lasse halten, füttern, tränken und sammeln. Die durchfrorenen Menschen finden Unterkunft in der warmen Konzerthalle des Flughafens, die an 3.000 Menschen fasst. Dort sitzen und liegen Tausende Flüchtlinge, froh im Warmen zu sein. An unserem Tisch sitzen zwei Frauen mit Säuglingen. Sie haben im Krankenhaus in Treptow vor fünf Tagen entbunden und sind beim Anrücken der Russen mit den Kindern auf dem Arm zu Fuß am Strand entlang geflüchtet. Gerettet haben sie nur ihre Kinder. Milch wird für die Ausgehungerten beschafft, Windeln und warme Decken zur Verfügung gestellt. Ich melde mich bei einem Offizier der Wache. Er sorgt dafür, dass die Mütter mit einem Wehrmachtsfahrzeug in Sicherheit gebracht werden.

Die Wagen unseres Zoldekower Trecks haben sich inzwischen gesammelt. Es fehlt nur ein Wagen mit dem russischen Melkerpersonal, auf dem sich u. a. auch unsere Büroeinrichtung befindet. Haben sie sich seitwärts in die Büsche geschlagen, ihren anrückenden Truppen entgegen? Eine Stunde wollen wir noch warten. Dann müssen wir weiter.

Von Cammin kommen Flüchtlinge auf kleinen Booten über den Bodden herüber. Es wird immer noch gekämpft.24 russische Panzer sollen abgeschossen worden sein. Die Dammbrücke über den Brenkenhofkanal ist gesprengt. Vor überraschenden Panzerangriffen ist die nördliche Treckstraße sicher. Hoffentlich hält sich die Besatzung der Insel Gristow!

Unsere Ruhepause ist abgelaufen. Wir trecken weiter in Richtung Heidebrink-Kolzow-Misdroy. Es geht zunächst ohne Aufenthalt und Stockung weiter. Ich fahre mit dem Wagen voraus. Von Misdroy aus wird die Straße immer voller von Trecks und Wehrmachtskolonnen. Dazwischen schieben sich Tausende von Flüchtlingen zu Fuß, die auf kleinen Handwagen und Kinderwagen ihre gerettete Habe mit sich führen. Plötzlich sitze ich eingekeilt zwischen einem Treck, der die Straße sperrt, und einer Lastwagenkolonne, die von hinten nachschiebt. Sobald sich ein Loch zeigt, versuche ich mich durchzuwinden. Plötzlich werde ich langsam, aber sicher von einem schweren Wehrmachtswagen in einen vor mir haltenden Treckwagen geschoben. Es gibt einen starken Ruck! Der Motor bleibt stehen. Der Kühler ist eingedrückt und die Kühlerschraube hat sich in den Kühler festgefressen. Aus!

Es dauert stundenlang, bis es vorne Luft gibt und die Treckwagen wieder weiter rollen. Der Wehrmachtswagen nimmt mich im Schlepp mit. Es geht an haltenden Trecks vorbei. Der Morgen dämmert herein.

Im Walde kurz vor Misdroy fahren wir an unserem Motortreck vorbei, der in eine haltende Kolonne eingekeilt ist.Beim nächsten Halt hänge ich mich ab und gehe ein Stück zurück zu unserem Treck, auf dem Frauen und Kinder eine unruhige Nacht verbracht haben. Die Freude, dass alles munter und gesund ist, ist groß. Ich bekomme heiße Hühnersuppe und Brot. Da ich seit 16 Stunden nichts gegessen habe, schmeckt das Frühstück gut. Der Treck hatte eine Gummipanne, die inzwischen dank der tatkräftigen Mithilfe von Bärbel von der Meden behoben wurde. Es kann jetzt wieder weitergehen. Ich will meinen Pkw an unseren Gummitreck anhängen.

Langsam kommen die Häuser von Misdroy in Sicht, ruckweise geht es weiter. Auf dem Markt kommt weinend eine junge Frau auf uns zu. Sie trägt auf dem linken Arm einen Säugling, an der rechten Hand ein zweijähriges Mädchen. Sie bittet uns händeringend, sie mit bis Swinemünde zu nehmen. In der Nacht ist die Unglückliche mit den beiden Kindern und nur ganz wenigen Habseligkeiten zu Fuß aus dem brennenden Cammin geflüchtet und die ganze Nacht hindurchgewandert. Wir rücken noch enger zusammen und nehmen die armen Menschen mit.

Es geht wieder ein Stück weiter, aus Misdroy heraus. Ich sitze meistens bei Kurt, dem 15jährigen Treckerfahrer auf dem „Stock“-Schlepper. Jede kleine Lücke in der Kolonne vor uns muss ausgenutzt werden, jede Kriegslist ist erlaubt. Wenn es geht, hängen wir uns an Wehrmachtskolonnen an, die bevorzugt durchgeschleust werden.

So kommen wir gegen Mittag auf die große Bäderstraße, die Wollin mit Swinemünde verbindet und auf die unsere Straße bei Liebeseele stößt. Hier ist endgültig alles verstopft. Ein Verkehrsposten leitet unseren Zug auf eine freie Stelle vor dem Forsthaus Liebeseele. Hier müssen wir warten. In mehreren Reihen stehen vor uns auf der Straße die Treckfahrzeugen nebeneinander. So soll es bis Swinemünde aussehen, 9 km und 16.000 Treckfahrzeuge liegen vor uns auf der Straße. Die Schiffsbrücke kann nur bei Dunkelheit befahren werden, da sie tagsüber ausgefahren wird, um den Schiffsverkehr auf der Oder nicht zu behindern.

Die Straße von Wollin bis Liebeseele ist ebenfalls von Fahrzeugen und Flüchtlingen verstopft. Wollin selbst soll brennen, die Brücke über die Dievenow gesprengt sein. Bei Porlowkrug haben russische Panzerkolonnen viele Trecks überrollt und aufgerieben, darunter die Trecks aus Benz und Schnatow. Versprengte von diesen Trecks, die sich zu Fuß durchschlagen, bringen uns diese Meldung. Mit zwei anderen Damen kommt zu Fuß die alte Gräfin von Flemming aus Schnatow bei uns an. Sie hat nur einen Apfel gerettet, den sie in der Hand trägt. Wir freuen uns, dass unser Küchenwagen sie erfrischen kann.

Ich mache mich zu Fuß nach vorne auf den Weg, um zu erkunden, wie es dort aussieht und wann wir dort Aussicht haben, weiter zu kommen. Zwischen Treckfahrzeugen halten Kolonnen der Wehrmacht, lettische Freiwillige, Wlassow-Formationen, zurückgeführte Kriegsgefangene, Versprengte. In den Wäldern brennen große Feuer, um die sich frierende und hungrige Menschen drängen. Tote Pferde und zerbrochene Fahrzeuge säumen die Straße. Dazwischen hin und wieder ein frischer Hügel aufgeworfen, mit einem einfachen Kreuz aus Birkenholz. Hier sind Menschen, meist alte Leute oder kleine Kinder auf der Landstraße gestorben und verdorben.

Mein Plan steht fest. Sobald die Schiffsbrücke wieder geöffnet ist und es vor uns Luft gibt, will ich versuchen, mit unserem Treck an den haltenden Kolonnen vorbei nach vorn zu kommen.

Als ich wieder nach Liebeseele zurückkehre, bricht die Dämmerung herein. Wir bereiten in aller Stille unseren baldigen Abmarsch vor. Dann gehe ich vor dem Trecker her, und wir kommen langsam, schrittweise weiter. Es geht oft haarscharf an den Straßenrändern und Böschungen vorbei. Die Straße ist vereist. Zwischendurch gibt es stundenlangen Aufenthalt. Kalt und dunkel ist diese zweite Nacht. Ab und zu weint ein Kind. Die Wachtfeuer beleuchten Szenen von wilder Romantik. Viele Fahrzeuge halten am Rande. Die Fahrer sind eingeschlafen. So kommt es, dass wir oft kilometerweit die Straße frei vor uns finden und ein gut Stück vorankommen. Es ist eine lange, kalte Nacht, aber auch sie geht zu Ende. Gegen Morgen sind wir in Pritter, etwa 5 km vor Ostswine. Die Schiffsbrücke war die ganze Nacht hindurch geöffnet, und es hat Luft gegeben. Jetzt wird sie wieder ausgefahren, und ein neuer Rückstau setzt ein. Wir sind jetzt wieder in eine dicke Kolonne eingereiht, und es geht nur schrittweise voran. Immer wieder kommen uns Truppen und motorisierte Artillerie entgegen, die bei Wollin und Dievenow eingesetzt werden sollen. Man spricht von einem bevorstehenden Gegenangriff.

Wenn wir Glück haben, treffen wir noch heute in Ostswine ein und können vielleicht noch mit einer Fähre übersetzen. Ich mache wieder einen Erkundungsgang nach vorn. Fräulein Bärbel passt auf, dass unser Treck nicht abgehängt und jede Möglichkeit, nach vorn zu kommen, ausgenutzt wird. Die schwere Festungsflak in Swinemünde schießt pausenlos Sperre. Ich stehe nach einer Stunde am Hafen. Der Übersetzverkehr mit zwei kleinen Fähren geht langsam vonstatten. Wir werden heute kaum damit rechnen können, dass wir übersetzen können. Ich bemühe mich daher um ein warmes Nachtquartier für die Frauen und Kinder. Es wird mir von der Marine eines in Aussicht gestellt. Ich gehe zurück, unserem Lastzug entgegen.

Um 16 Uhr trifft unser Lastzug in Ostswine ein. Hier werden wir durch einen Verkehrsposten in eine Seitenstraße geleitet, wo wir, festgekeilt in eine andere Kolonne, stehen bleiben müssen. Es wird also wieder nichts mit dem warmen Nachtquartier. Vielleicht kommen wir in der Nacht noch über die Fähre.

Ich will noch allein mit der Fähre übersetzen und für den Schwenzer Motortreck Brennstoff organisieren für die Weiterfahrt. Leider hat der Russe, wie ich erst jetzt erfahre, den Raupenschlepper, der den Brennstoff nachführen sollte, beschossen. Ich will gleichzeitig versuchen, in einem warmen Raum in der Stadt einige Stunden zu schlafen, denn ich fühle, wie meine Kräfte nachlassen.

Ich treffe im Büro der landwirtschaftlichen Genossenschaft Bekannte und Freunde. Die Brennstoff-Frage wird gelöst. Ein Hotelzimmer ist für mich bereitgestellt, wo ich, ohne Stiefel und Kleider auszuziehen, auf das Bett sinke und augenblicklich in festem Schlaf liege.

Durch eine gewaltige Detonation werde ich im Bett hochgerüttelt und bin wieder munter. Es ist 4 Uhr früh. Ich eile sofort wieder zur Fähre und fahre nach Ostswine herüber, um unseren Lastzug zu suchen. Stundenlang laufe ich in der Dunkelheit an langen Reihen von Fahrzeugen vorüber, ohne ihn zu finden. Ein Schutzmann sagt mir, dass landwirtschaftliche Schlepper in der Nacht über die Brücke geleitet worden seien. Ich eile zur Brücke. Keine Spur von unseren Wagen! Zur Fähre zurück! Nichts! Noch einmal zurück nach Swinemünde!Keine Spur!

Ein Rossschlächter, der von Usedom kranke Pferde abholen soll, nimmt mich mit in Richtung Usedom. Es wäre möglich, dass der Lastzug in der Nacht über die Brücke gezogen und in Richtung Usedom weitergetreckt ist.Wir fahren an vielen Treckfahrzeugen vorbei. Unser Lastzug ist nicht darunter. Ich fahre nach Swinemünde zurück und treffe plötzlich auf unser Fahrzeug, das gerade in den Hof der Genossenschaft einbiegt. Eben erst sind sie mit der Fähre übergesetzt. Ich habe die Wagen in der Dunkelheit nicht gesehen.

Die Frauen und Kinder waschen sich und schlafen dann in einem warmen Zimmer auf Stroh, die Frau aus Cammin, die uns von Misdroy aus begleitet hat, wird vom Roten Kreuz aufgenommen. Ich nehme Verbindung mit dem Schwenzer Motortreck und den beiden bespannten Trecks auf, die noch östlich Pritter halten.Marschbefehle für den Weitertreck nach Erdmannshöhe bei Demmin werden ausgestellt.

Es wird von einem bevorstehenden Fliegerangriff auf Swinemünde gesprochen. Ich will noch vor Dunkelheit aus der Stadt heraus mit unseren Wagen, so gern ich allen die verdiente Ruhe gegönnt hätte. Um 15 Uhr ist also wieder einmal Abmarsch in Richtung Usedom. Die Straße ist bergig, oft muss ein Wagen abgehängt werden, den der Trecker dann nachholen muss. Beim Flugplatz Garz will an einem steilen Berg plötzlich der kleine Stockschlepper nicht mehr ziehen. Die Kupplung rutscht! Verflucht! Das fehlt noch! Ein Wehrmachtsfahrzeug schleppt die Wagen zu einem Gehöft an der Straße. Durch eine Werkstattkompagnie wird mein Pkw behelfsmäßig wieder hergestellt. Ich muss nach Swinemünde zurück, um den tüchtigen Werkmeister Georg Lenz, der sich beim Schwenzer Motortreck befindet, zu holen und nach Möglichkeit eine neue Kupplung zum „Stock“ beschaffen.

Frauen und Kinder finden liebevolle Aufnahme in dem Gehöft. Ich fahre mit Fräulein Bärbel nach Swinemünde.Eine Kupplung ist nicht zu beschaffen. Vielleicht in Usedom! Auch dort ist nichts zu machen! Also wieder zurück nach Garz! Dort ist inzwischen Lenz eingetroffen und hat bereits die alte Kupplung ausgebaut. Wir fahren nun gemeinsam zum Flugplatz Garz. Und siehe da! Wir bekommen von der Luftwaffe eine neue Kupplung!Unentgeltlich!

Am Nachmittag kommt ein Paatziger Wagen vorbei. Wir erfahren, dass in letzter Minute Herr von Flemming und sein Bruder aus Paatzig herausgekommen sind. Die beiden Brüder von Flemming werden morgen Vormittag hier in Garz erwartet. Da wir noch auf den zweiten Treckerzug des Zoldekower Motortrecks warten wollen, übernachten wir noch einmal bei den freundlichen Leuten in Garz. Wir wollen dann am nächsten Vormittag den Holzbulldog und Herrn von Flemming erwarten und dann weiterziehen über Usedom nach Demmin, wo in Erdmannshöhe bei Bekannten und Landsleuten eine Zwischenstation und Sammelpunkt für alle Treckwagen verabredet ist. Am nächsten Vormittag treffe ich mich mit Herrn von Flemming. Er hat wenig gerettet und muss nun mit seinem kranken Bruder flüchten wie Hunderttausende andere. Er billigt meinen Plan, mit den Zoldekower Leuten und Gespannen über Demmin westwärts über die Elbe bis in die Lüneburger Heide zu ziehen. Wir nehmen Abschied. Ich gebe den Abmarschbefehl, und es geht flott westwärts nach Usedom. In Usedom kurze Rast. Dann passieren wir gegen Abend die große Peenebrücke und halten bei Einbruch der Nacht auf der Straße in einem windgeschützten Waldstück. Hier lodern wieder viele Wachfeuer, und Menschen und Tiere drängen sich um die Wärme. Wieder eine Nacht auf der Landstraße! Es ist bitterkalt. Ich gebe daher um 2 Uhr in der Frühe Abmarschbefehl und beleuchte mit einer kleinen Laterne vorausgehend dem langsam fahrenden Trecker den glatten Weg. Um 5 Uhr sind wir in Anklam. Hier sind alle Straßen und der Markt mit Fahrzeugen verstopft. Kurzer Aufenthalt! Dann geht es bei Hellwerden weiter nach Jarmen. Die Straßen werden besser und die Landschaft wird ebener. Wir können ein schärferes Tempo vorlegen und treffen gegen 12 Uhr in Erdmannshöhe ein, wo gute Freunde uns begrüßen und gastfreundlich aufnehmen.

Seit einer Woche essen wir zum ersten Male wieder an einem gedeckten Tisch und schlafen dann wie tot in richtigen Betten. Nachmittags kommt von Usedom ein Telefonanruf: Unser Holzgasschlepper liegt auf offener Straße fest mit gebrochener Schwungscheibe. An eine Reparatur ist nicht zu denken. Wir müssen ihn abschleppen. Aber der 15jährige Kurt Potratz muss erst eine Nacht schlafen. Montag früh fährt er mit dem Stockschlepper los und kommt um 12 Uhr in der Nacht mit den beiden Wagen und dem defekten Schlepper in Erdmannshöhe wieder an.

Inzwischen ist auch der Schwenzer Gummitreck, bestehend aus zwei Gummischleppern und vier Gummiwagen in Erdmannshöhe angekommen. Wir hängen hinter den Famoschlepper jetzt drei Gummiwagen, hinter den Stock und den Normag je zwei; ein Wagen wird mit Pferden bespannt. Der Holzgasbulldog muss in Erdmannshöhe stehen bleiben, da an eine Reparatur wegen der Unmöglichkeit Ersatzteile zu beschaffen, nicht zu denken ist.

Am Nachmittag donnern über den niedrigen Wolken in Richtung Osten schwere Bomberverbände über uns hinweg. Der feindliche Angriff gilt Swinemünde. Mir ist wie dem Reiter, der über dem Bodensee geritten ist. Die armen Flüchtlinge und Treckfahrzeuge, die noch vor und in Swinemünde liegengeblieben sind!

Freitag, den 16. März. Wir nehmen Abschied von Erdmannshöhe und unseren lieben Gastgebern. Wir wünschen ihnen, dass sie auf ihrer Scholle sitzen bleiben können. Um 7 Uhr ist Abmarsch. An der Spitze wieder der jetzt geschlossen fahrende Motortreck. Es folgen von Wotenick aufschließend die bespannten Trecks von Zoldekow und Schwenz. In Triebsees wird Rast gemacht und warmes Essen aus unserer Feldküche ausgegeben. Dann geht es über die mecklenburgische Grenze flott weiter in Richtung Rostock.Unterwegs überholen wir einen Treck aus Alt-Storkow und treffen dort liebe Bekannte aus Pommern. Auf dem Gute Wendenhof bei Sanitz finden wir Nachtquartier mit dem Motortreck. Durch den Rundfunk hören wir von einem furchtbaren Angriff der Amerikaner auf das mit Flüchtlingen und Trecks überfüllte Swinemünde. Zum ersten Male fällt im Wehrmachtsbericht das Wort vom Brückenkopf Dievenow. Das heißt also, dass unsere bisherige pommersche Heimat in der Hand der Russen ist. – Wird die Oderfront halten?

Mein Vertrauen in einen erfolgreichen Widerstand unseres Ostheeres ist geschwächt, nachdem ich so viele Zeichen des Zusammenbruchs gesehen habe. Und im Westen dringt eine starke englische und amerikanische Armee über den Rhein unaufhaltsam ins Herz Deutschlands vor.

Sonnabend früh um 7 Uhr ist Abmarsch. Wir fahren auf guter Straße über Sanitz nach Rostock. Hier werden wir durch einen Polizeiposten angehalten und in eine Nebenstraße geleitet. Es sollen uns auf Befehl der Kreisleitung unsere drei Trecker und sieben Gummiwagen abgenommen werden, da man diese angeblich zu Befestigungsarbeiten der Festung Rostock gebraucht. Ich fahre selbst mit dem Polizeioberleutnant zur Kreisleitung und mache den zuständigen Leuten dort klar, dass man unmöglich 145 Menschen, darunter 50 Kinder, mit ihrer letzten geretteten Habe auf die Straße setzen kann. Das hat Stunden gedauert. Unsere Absicht, heute noch bis Kirchstück zu kommen, muss aufgegeben werden. Wir fahren in den sinkenden Abend bis Wismar, wo wir bei völliger Dunkelheit ankommen und nach vieler Mühe eine Unterkunft finden im bereits überfüllten Kindergarten. Sonntag früh, um 9 Uhr, geht es beim Klang der Glocken aus Wismar heraus in Richtung Schwerin. Es ist ein schöner Märztag. Sattgrün leuchten die Roggenfelder, blaugrün schimmert der Raps auf den fetten Lehmböden. Überall sieht man festlich gekleidete Menschen, die dem langen Treck erstaunt nachschauen. Hier ist noch ein friedliches Land. Hoffentlich bleibt es vor dem Schicksal unserer pommerschen Heimat bewahrt.

Um 11 Uhr treffen wir in Kirchstück, der zweiten Etappenstation ein. Herr von der Meden, der mit seiner Familie hier vorläufig untergekommen ist, hat für uns Quartier gemacht. Ich kann ihm seine Tochter Bärbel wohlbehalten übergeben, er selbst muss am Nachmittag desselben Tages noch abreisen. Er hat einen Stellungsbefehl zum Ersatzbataillon in Stettin. In Kirchstück liegt deutsche Wehrmacht im Quartier. Wir müssen daher ohne Ruhetag am nächsten Tage weiterziehen. Immerhin haben wir einen halben Ruhetag. Wir werden rührend betreut und versorgt von v. d. Medens.

Montag früh Abschied von v. d. Medens, besonders von Bärbel, die fast ein Jahr Freud und Leid mit uns geteilt.Unser Marsch geht durch Schwerin, die alte schöne Stadt zwischen Buchenwäldern und Seen, in Richtung Lützow. Unterwegs überholen wir viele Treckfahrzeuge, die alle nach Schleswig-Holstein hinauf wollen. Die Pferde sind zum Teil abgetrieben. Krepierte Tiere liegen allenthalben im Straßengraben. Aber die Menschen hasten nicht mehr so wie auf unserer bisherigen Wegstrecke. Sie fühlen sich bereits in Sicherheit und lagern gemütlich in der warmen Märzsonne.

In Lützow biegen wir von der Haupttreckstraße, die über Gadebusch-Ratzeburg nach Holstein führt, nach Süden ab in Richtung Wittenburg. Wir wollen möglichst bald über die Elbe, um unser Endziel, die Gegend von Amelinghausen in der Lüneburger Heide zu erreichen. Mittagsrast machen wir in Boddin bei alten Bekannten.Voller Wehmut denken wir an die schönen Zeiten, die wir hier vor 15 Jahren erlebten. Wir machen gleichzeitig Quartier für die bespannten Fahrzeuge, die uns in zweitägigem Abstand folgen. Dann fahren wir durch Wittenburg über Lehsen nach Brahlstorf. Wir wollen versuchen, über Neuhaus die Elbfähre bei Katemin zu erreichen. In Brahlstorf erfahren wir, dass die Fähre für Trecks gesperrt sei und wir bei Lauenburg über die Elbbrücke müssen. Wir übernachten in drei Partien in Dammereez, im Hirschkrug und in Dersenow. Die letzte Nacht in Ostelbien ist warm und regnerisch. Die Meldungen, die wir abends im Hirschkrug hören, sind beunruhigend. Der Zusammenbruch der Westfront scheint unaufhaltsam zu sein. Im Osten steht die Ostfront in schweren Abwehrkämpfen gegen die russischen Großangriffe. Es wird gemunkelt von Verhandlungen mit den Westmächten.

Dienstag, der 20. März. Wir brechen um 8 Uhr auf, sammeln uns in Dersenow und sind kurz vor Mittag nach guter Fahrt auf der großen Berlin-Hamburg-Straße am Elbe-Trave-Kanal bei Lauenburg. Vor uns marschieren in endloser Kolonne polnische Kriegsgefangene nach Westen. Wir müssen warten, bis wir im Anschluss daran die große Elbbrücke passieren können. Die Sonne scheint schon warm, der breite Elbstrom leuchtet graublau.Jenseits der Elbe kann man die ersten Gehöfte und Kirchtürme des Hannoverlandes erkennen. Wir überschreiten zum zweiten Male in 14 Tagen einen großen Strom nach Westen, die zweite Klimagrenze und die zweite Kulturgrenze. Die Höfe und Dörfer um Boizenburg und Lauenburg haben bereits niedersächsischen Charakter. Die sauberen Klinker- und Fachwerkbauten mit ihren Vorgärten und Schriftbalken über den Dielentüren erwecken in mir als gebürtigem Westdeutschen heimatliche Gefühle. Aus diesem alten bäuerlichen Kern- und Stammland sind dereinst vor 600 Jahren die Vorfahren aufgebrochen zur Wiederbesiedlung des von den germanischen Stämmen in der Völkerwanderungszeit geräumten Stammlandes zwischen Elbe und Weichsel. Vor uns blitzt die Elbe auf in der fahlen Märzsonne. Die Kolonne staut sich wieder vor der großen Brücke bei Lauenburg. Hinter Buchenwäldern liegt Friedrichsruh. Dort ruht der letzte große deutsche Staatsmann, Otto von Bismarck. Hat der „Alte im Sachsenwald“ geahnt, dass die Politik seiner Nachfolger Gefahren heraufbeschwört für das vor 600 Jahren begonnene, aber noch nicht vollendete Werk der Grenzsicherung im Osten? Wir müssen über die Elbe. Ich kann unsern Leuten nicht sagen, dass ich durch Abhören des Moskauer Senders Kenntnis habe von den Abmachungen von Jalta, in denen den Russen das Land bis an die Elbe als Besatzungszone zugeteilt wurde. Hier wird mir klar, dass der „große Führer“ durch seinen Angriffskrieg gegen Russland eine Wahnsinnstat vollbrachte, die in ihrer Auswirkung für Millionen deutscher Menschen die Vertreibung aus der angestammten Heimat bedeutet. Bismarck und Hitler, zwei Männer und zwei Welten! Ein großer Staatsmann und ein Dilettant!

Die Kolonnen kommen wieder in Bewegung. Wir müssen uns beeilen, dass der Anschluss nicht abreißt. Mit letzter Anstrengung, mit zerfetzten Gummireifen und dem Rest Treibstoff passieren wir die Brücke. Jetzt sind wir drüben, in „Sicherheit“, dem Grauen entronnen, das sich in dem Land zwischen Elbe und Oder ausbreitet.In der warmen Märzsonne wird gerastet und wieder einmal abgekocht. Jetzt kann ich meinen kleinen Opelwagen, der seit Misdroy an den Treckwagen angehängt wurde, mit dem letzten Sprit flott machen. Wir wollen nach Amelinghausen und dort Quartier machen für die 400 pommerschen Menschen, die sich mir anvertraut haben. Es wird nicht leicht sein, in der mit Vertriebenen überschwemmten Lüneburger Heide ein Unterkommen zu finden. Es kann nur gelingen mit Hilfe von Freunden, die uns erwarten und dabei helfen wollen.

Wir fahren durch die wenig beschädigte alte Stadt Lüneburg und dann durch gepflegte Dörfer, an schönen alten Höfen vorbei nach Amelinghausen und Ehlbeck. Ein vorläufiges Ende unserer abenteuerlichen Flucht ist sichtbar. In wenigen Tagen werden die bespannten Trecks zu uns stoßen, die Zoldekower unter der bewährten Führung unseres Statthalters Franz Potratz, die Schwenzer mit Hans Treichel an der Spitze. Es ist der 22. März 1945. Die Sorge und Arbeit um die Unterbringung von 400 Menschen und 56 Pferden, um die Erhaltung der wenigen geretteten Habe beginnt am gleichen Tage.

Lesen Sie diese und viele andere Fluchtberichte ikm Buch:

Kriegsende 1945 und die Folgen - Zeitzeugen erinnern...
ISBN 978-3-746772-48-6 - Preis: 28,99 €
oder bei amazon oder als ebook 

 Band 15 - ISBN 978-3-8476-8313-1

Deutsche Schicksale 1945 - Zeitzeugen erinnern

Band15e  - Band 15 - bei amazon

 

 Gsamtübersicht vieler Unterseiten auf einen Blick

   

    Kartenausschnitt Bütow - Gr. Tuchen

 

Leseprobe:

Ich war erst zehn – Erlebnisse in Ostpommern ab März 1945

Ein  Augenzeugenbericht von Karl-Heinz Radde (verstorben)

Kar-Heinz Radde verstarb 2018

Aufgezeichnet in Dresden im Januar 1995, im Januar 1999 und in Görlitz, Niederschlesien 2003

Der Russe steht schon vor Rummelsburg 

Es ist Freitag, der 2. März 1945. (Am 2. März 1945 meldet der Wehrmachtsbericht: „An den Flanken des feindlichen Einbruchraumes in Ostpommern verhinderten eigene Panzerkräfte ... in heftigen Kämpfen eine größere Ausweitung. Südlich Rummelsburg gewannen wir im Gegenangriff verlorenes Gebiet zurück.) Von früh morgens an hocken wir dichtgedrängt in einem notdürftig mit Balken und Brettern abgedecktem Erdloch, das wir Bunker nennen, und erleben den schwersten Fliegerangriff. Schon seit zwei Wochen kommen die russischen Flieger, meist aber in kleinen Pulks und für kurze Zeit, und sie fliegen hoch über unser Einzelgehöft am Waldrand hinweg. Ihr Ziel ist vor allem die Kreisstadt Bütow, der Bahnhof in Großtuchen und das Dorf Zemmen. In Bütow soll es vor zehn Tagen ganz furchtbar gewesen sein. Aber Genaues wissen wir nicht. Es kommt niemand mehr bis zum Dorf durch. Wir sind auf unserem Abbau total abgeschnitten.

Jetzt aber ist der ganze Himmel von Flugzeugen bedeckt; sie scheinen speziell unser großes Bauerngehöft im Dreieck Großtuchen-Zemmen-Franzwalde anzufliegen. Die Bombeneinschläge kommen immer näher. Wir glauben schon, dass es sich um Granaten der Feldartillerie handeln könnte und die Front da ist. Gegen Mittag ist die Hölle los. Es kracht und explodiert ununterbrochen ganz in der Nähe. Dazwischen schmettern Bordwaffen MG-Salven auf uns hernieder. Sand und Erdreich spritzt auf und rieselt in den Bunker. Alles schreit durcheinander. Warka, unsere ukrainische Ostarbeiterin, bekommt einen Schreikrampf. Sie hat furchtbare Angst zu sterben. Mutti versucht sie und meinen kleinen Bruder gleichzeitig zu beruhigen, der wie am Spieß brüllt. Unsere Oma betet. Ich fluche, weil mir dauernd von draußen Sand ins Gesicht spritzt. Ich sitze am Bunkereingang und kann den Garten beobachten. Dann gibt es eine fürchterliche Detonation. Ich sehe, wie die Soldaten, die im Haus einquartiert sind, herausstürzen und sich mit umgehängtem Tarnzeug im Garten hinwerfen. Eine riesige schwarze Rauchwolke verhüllt alles. Ich rufe, dass unser Wohnhaus brennt, und alle schreien auf. Aber meine Meldung ist verfrüht. Die Rauchwolke verzieht sich wieder, das Haus steht noch, nur die Fensterscheiben sind zerborsten.

Warum schießt die Flak nicht? Seit Monaten haben wir in Großtuchen zwei große Flakstellungen mit modernen Vierlingsgeschützen, eine auf dem Hügel des Grundstückes von Gustav Kramp an der Straße nach Neuhütten und die andere am Abbau bei Knitter an der Straße nach Bütow. Aber nichts rührt sich, die Geschütze schweigen.

Vor Abend laufe ich das Gehöft ab, um die Schäden festzustellen. Ich zähle genau 205 Bombeneinschläge um unseren Bauernhof herum. Ein großer Teil davon sind Blindgänger. Nur vier Bomben haben Stall und Scheune getroffen und das Dach über dem Pferdestall aufgerissen. Es sind alles kleinere Splitterbomben, die keinen großen Schaden anrichten. Gebrannt hat es Gott sei Dank nicht.


Zwei höhere SS-Offiziere erscheinen und wollen wissen, wo wir uns bei den Fliegerangriffen aufhalten. Sie lassen sich nicht abweisen und verlangen, unseren „Bunker“ zu sehen. Ich muss sie hinführen. Auf halbem Weg ist plötzlich schweres Artilleriefeuer aus Richtung Rummelsburg zu hören. Die SS-Leute bleiben stehen und horchen auf. „Unsere Arie?“ fragt der eine. „Na endlich! ...Glaubst du, sie halten die Front?“ Der andere schüttelt den Kopf. „Nein. Es ist zu spät. Der Krieg ist verloren!“ Ich bin entsetzt, dass Soldaten - noch dazu SS-Leute - so reden. Als gäbe es den Pommernwall überhaupt nicht! Wozu dann noch weiter kämpfen oder auf den Treck gehen? Warum musste mein Vater und über 50 Männer aus Großtuchen und den umliegenden Dörfern noch vor Wochen zum Volkssturm einrücken? Wir wollen von den SS-Männern wissen, was jetzt wird und wie wir uns verhalten sollen. Sie sagen uns erstaunlich offen, dass es nicht vorgesehen ist, hier länger zu kämpfen und sprechen nur von einem hinhaltenden Gefecht, das man höchstens einen Tag lang führen würde, und das auch nur, weil sich die Gegend mit den Wäldern, Hügeln und Seen hervorragend zur Verteidigung eignet. Ansonsten würde man sich auf Danzig zu zurückziehen. Uns raten sie, dennoch auf die Flucht zu gehen, aber höchstens 50 km weit. Wir sind beruhigt. Bedeutet das doch, dass unsere Gehöfte in Flammen aufgehen werden, wenn hier tage- oder sogar wochenlang mit Panzern, Flugzeugen und schwerer Artillerie gekämpft werden sollte. Und dass alles heil bleibt, scheint uns wichtiger als alles andere.


Am nächsten Tag geht es am frühen Morgen wieder in den Bunker. Aber am Mittag schießt unsere Flak aus Großtuchen, die russischen Flieger drehen plötzlich ab, bald danach erscheint ein einzelner deutscher Jäger am Himmel, der sie verfolgt. Wir haben endlich Ruhe.

Unser Ostarbeiter mit dem für uns unaussprechlichen Namen Wladislaw Dzierdzierdjewski, weswegen wir ihn einfach Lady nennen, ein Weißruthene aus der Gegend von Minsk, der schon seit 1941 bei uns ist und inzwischen zur Familie gehört, versucht täglich, die Verbindung zu den Nachbarn zu halten. Manchmal kommt er stundenlang nicht durch. Jetzt bringt er die Hiobsbotschaft vom Dorf mit: Wir müssen sofort los! Großtuchen ist schon vom Militär übernommen und muss bis 21.00 Uhr geräumt sein. Gegen Abend setzt Schneetreiben ein. Wir atmen auf und begeben uns im Schutz des Unwetters auf den großen Treck.


Seit Wochen steht unser Treckwagen schon abfahrbereit in der Scheune. Es ist ein großer ausgezogener Erntewagen, mit einem leichten Dach aus Teerpappe überdeckt und mit fester Plane bespannt. Die Pferde ziehen ihn mühelos den kleinen Berg hinauf. Kurz vor dem Weg nach Pyaschen bleiben sie plötzlich stehen. Wir wissen nicht warum. Ein flacher Trichter von einem Bombeneinschlag vor ihren Füßen scheint das Hindernis zu sein. Lady greift zur Peitsche, aber die Pferde bäumen sich auf, wiehern ängstlich, schnaufen schwer und gehen keinen Schritt weiter. Immer wieder knallt die Peitsche. Dann beauftragt unsere Oma mich, zu Nachbar Pelz, dem nächsten Abbau, zu laufen, so schnell ich kann und ihn zu bitten, seine Pferde vorzuspannen. Wahrscheinlich sind unsere Pferde nur durch die Bombenexplosionen über dem Pferdestall verängstigt. Ich renne los und bin froh, nach der Zwangshaltung den ganzen Tag im Bunker wieder etwas Bewegung zu haben.

Auf dem Hof von Nachbar Pelz steht der Treckwagen auch schon abfahrbereit. Es soll gleich los gehen. Die Pferde sind aber noch nicht angespannt. Hastig berichte ich über unsere Panne und bitte, uns mit den Pferden auszuhelfen. Der alte weißhaarige Pelz schaut mich lange geistesabwesend an und schüttelt nur den Kopf. Dann kommt es von seinen Lippen: „Neeke, nee, loop man wädder noh Huus. Min Peerdkes jefft ´t nich. Wo stellst du di dän dat vör? De sinn to swaak. Hebben jo de Winter öwer in´t Stall stohn.“ Ich denke, ich höre nicht richtig. Verschüchtert wage ich den Einwand: „Aber Oma hat gesagt, es genügt schon, wenn die Pferde bloß vorgespannt werden. Sie brauchen ja gar nicht zu ziehen. Es muss nur schnell gehen. Die Russen sollen schon vor Glisno sein.“ Aber der alte Pelz bleibt hart: „Dor blifft dät bi. Und met de Russen. Wat sall ick dorto seggen. Na dät glöw ick nich. Dä vertelln veel. Dät weten se ok nich. So wiet is dät noch nich. Uns Soldoten sinn jo ok noch dar. Dät duert noch ´ne ganz Wiel.“

Dann fährt er etwas versöhnlicher fort: „Loot sin, mien Jong, du kanst di dor nich rindenken. Ick hebb di al enns seggt. Dät gifft nüscht. Nu loop man wädder no huusto, segg ick di und dänn met de Pietsch. Dat helpt und ju kunne de Wagn ruttrecke.“ Und er schüttelt sein weißes Haupt: „Neeke, nee, dät ´t so wat jäben deit!“

Ich renne wieder zurück. Inzwischen hat Lady ein paar schwere Sachen vom Wagen geworfen, vor allem mehrere zentnerschwere Säcke mit Hafer. Sie werden uns schon bald sehr fehlen. Aber die Entlastung des Wagens hilft auch nicht. Die Pferde rühren sich nicht von der Stelle. Ich denke dabei an frühere Erzählungen meiner Oma, dass Pferde Unglück voraussehen und sich entsprechend verhalten. Wenn sie sich weigern, vom Hof zu gehen, bedeutet das großes Unglück und den Tod und dass niemand mehr zurückkehrt. Aber ich hüte mich, das jetzt laut zu sagen. Es ist auch keine Zeit mehr, an so etwas zu denken. „Dann lauf schnell zu Durawas“, ordnet meine Oma an. Bis zum Abbau von Durawa, unserem übernächsten Nachbarn, ist es doppelt so weit. Außer Atem renne ich wieder los.

Auch bei dem Nachbarn Durawa steht der Treckwagen schon beladen und abfahrbereit auf dem Hof. Die Stall- und Scheunentüren stehen weit offen. Aber kein Mensch ist zu sehen. Ich stürze ins Haus. In der Küche finde ich den alten Herrn Durawa am Tisch beim Essen. Hastig berichte ich über unser Unglück. Herr Durawa hört mir aufmerksam zu, dann unterbricht er mich plötzlich: „Aber warum kommst du zu uns, Junge. Warum läufst du nicht zu Pelz, das geht doch viel schneller. Wir haben nicht mehr viel Zeit. In Großtuchen sind sie schon fort. In Rummelsburg wird gekämpft. Die Russen stehen schon vor Glisno.“ Ich sage, dass ich da schon war und berichte, dass Pelz seine Pferde nicht herausgibt. Durawa springt auf: „Was sagst du da? Das ist doch nicht möglich. Lauf schnell zu Pelz zurück; ich komme gleich nach. Ich renne wieder los. Kaum bin ich auf dem Hof von Pelz, kommt Durawa im Laufschritt hinter mir, immer noch kauend.

Pelzens sind gerade im Begriff loszufahren. Sie wollen tatsächlich alleine fahren. Aber es fehlt noch etwas. „Min Böcker, min Böcker“, jammert der alte Pelz. Ich werde neugierig, was das für Bücher sein sollen. Schließlich bringt Anna, das Ukrainermädchen, zwei Bücher aus dem Stall heraus. Sie lagen dort, wo sie immer griffbereit gelegen haben, auf dem Stallfensterbrett. Es sind die Lutherbibel und das evangelische Gesangbuch, von denen der alte Pelz sich nie trennt.

„Sofort die Pferde her”, brüllt Durawa, den ich noch nie zornig gesehen habe. „Alleine fahren wir nicht los. Der alte Pelz sperrt sich wieder und stellt sich abwehrend vor das Gespann: „Dät riskier ick nich! Wo koom ick dänn dorto? Führen ju noch min Peerdkes toschann. Un ick stoh dän alleen, so olt as ick bin. Hett jo jeder noch met sich to dohn. Eerst en groten Waagen bepacken, un nu sitten se door. Dor midde se sich alleen behelpen. Ick hebb dor keene Schuld an. Sind jo noch miehr Lüüd in´t Dorp.“ Er steigert sich immer weiter in seiner Entrüstung. Da schlägt Durawa zu, zweimal gegen die Brust, dass das Männchen zurücktorkelt, ruft mir zu, die Leine zu nehmen, spannt die Pferde aus, greift zur Peitsche, und im Laufschritt rennen wir vom Hof. Die Pferde wiehern freudig auf und ziehen uns fast mit fort.

Unser Wagen ist inzwischen nicht einen Meter vorwärtsgekommen. Lady schlägt immer noch auf die Pferde ein, die mit wilden Augen hysterisch wiehern, schweißgebadet sind, mit Schaumflocken auf den Nüstern und im Frost dampfen. Durawa weist uns kurz ein und übernimmt das Gespann. Als erstes kommt die Peitsche weg. Pelzens Pferde sind noch nicht vorgespannt, schon ziehen unsere plötzlich den großen Wagen an.


Als wir an Barskes Mühle kommen, ist es schon stockdunkel. Niemand ist zu sehen. Vor der Holzbrücke über die Kamenz passiert es wieder. Unsere Pferde bleiben stehen, scheuen und weigern sich, über die Brücke zu gehen. Hundertmal schon haben sie den schweren Erntewagen über diese Brücke gezogen, wenn wir die Heuernte von unserer Großen Wiese aus Großmassowitz einbrachten. Sie kennen hier jeden Schritt. Aber jetzt wiehern sie verscheucht, schlagen mit den Hufen und scharren den Boden und schnauben. Wieder knallt die Peitsche erfolglos.

Aus der Dunkelheit tauchen drei Soldaten auf. Ein Unteroffizier trägt einen großen weißen Verband um den Kopf, den rechten Arm hat er in einer Schiene, der linke ist verbunden, und er hinkt auch noch. Seine beiden Kameraden sehen nicht viel anders aus. Sie sind durch den Pferdelärm aufmerksam geworden und wollen helfen. Barskes großes Wohnhaus ist schon voll mit Schwerverwundenten belegt. In diesem Moment ist wieder heftiges Artilleriefeuer aus Richtung Rummelsburg zu hören. Die Abschüsse schwerer Geschütze sind laut durch die frostklare Nacht zu hören. Der Geschützdonner scheint immer näher zu kommen.

Es hört sich an, als ob in Zemmen schon gekämpft wird. Auch die Verwundeten horchen auf. Meine Mutter fragt die Soldaten, ob es da überhaupt noch Zweck hat, auf den Treck zu gehen. „Aber ja“, beruhigt uns der schwerverwundete Unteroffizier, „der Russe ist noch weit. Wir halten ihn auf.“ Er sagt tatsächlich „wir“ und fährt sich dabei mit schmerzverzerrtem Gesicht über seinen Kopfverband, durch den Blut sickert. Ich denke an die gesunden SS-Offiziere vom Vortag, für die schon alles verloren ist. Und diese Krüppel wollen den Russen noch aufhalten. Aber es ist nicht mehr die Zeit, solche Überlegungen anzustellen. Der verwundete Unteroffizier nimmt unseren Braunen am Halfter, tätschelt ihn mit seiner verbundenen linken Hand, spricht beruhigend auf die erregten Pferde ein, und sie ziehen plötzlich widerstandslos und ohne jede Mühe den schweren Wagen über die Brücke und machen uns nie wieder Schwierigkeiten.


Am Gehöft von Gaul und Dunse haben wir die Hauptstraße Rummelsburg-Bütow erreicht. Auf der Teerstraße rollt unser großer Treckwagen nur so dahin. Im Dorf Großtuchen ist kein Licht zu sehen und keine Menschenseele. Nur einige Wehrmachts-LKW sind im Dunkeln geparkt. An der Post stehen ein Auto und ein Motorrad. Pakete werden verladen. Ein Soldat ruft uns zu: „Nun aber schnell, Leute, ihr seid die letzten, der Russe steht schon zehn Kilometer vor Glisno.“ An den Zollhäusern erreichen wir endlich den Anschluss an den geschlossenen Treck. Es sind aber unbekannte Flüchtlinge aus den Nachbardörfern. Die Großtuchner sind längst fort.

Bei Moddrow sehen wir in östlicher Richtung den Nachthimmel in Flammen. Es ist ein schauriges Bild. In Borntuchen wollen wir auf die Hauptstraße Bütow – Schlawe einschwenken und zur Küste kommen. Der Treck stoppt plötzlich. Auf der Kreuzung steht ein SS-Posten und verkündet: „Der Russe ist heute Nacht zur Ostsee durchgebrochen. Wir sind im Kessel. Aber keine Panik, wir bringen euch mit Schiffen über Danzig und Gotenhafen heraus.“


In Nippoglense

Früh am Morgen fahren wir in das tiefverschneite Dorf Nippoglense ein, das schon zum Kreis Stolp gehört. Die Sonne ist gerade aufgegangen. Es ist nochmals richtiger Winter geworden, ein herrliches Winterwetter. Der Treck hält mitten im Dorf. Man ist unschlüssig, ob man weiterfahren oder bleiben soll. Das Dorf ist von Treckwagen und Militärfahrzeugen total überfüllt. Viele Bütower Flüchtlinge sind auch hier. Auf Schritt und Tritt treffen wir Bekannte. Wir sehen auch meine Cousine Ella Vollert, die als Krankenschwester die schweren Fliegerangriffe in Bütow überlebt hat und noch ganz unter dem Schock steht. Erstmalig erfahren wir etwas Näheres über die Zerstörungen in Bütow, die vielen Toten und Verwundeten von dem zusammengeschossenen Ostpreußen-Treck am Bahnhof und an der Mühle.

Ein älterer Herr läuft tiefbewegt von Wagen zu Wagen und schreit etwas Aufregendes. Er schaut auch in unseren Treckwagen hinein. „Leute, habt ihr es schon gehört“, ruft er, und Tränen rollen ihm über das Gesicht. „Habt ihr es gehört? Küstrin ist wieder frei. Eben ist eine Sondermeldung durchgegeben worden. Unsere Truppen haben Küstrin freigekämpft.“ Er weint wie ein kleiner Junge. „Mein Sohn kämpft bei Küstrin“, schluchzt er. „Er ist erst sechzehn. Ja, ja unsere Jungs...“, und schon rennt er weiter, um seine Freudenbotschaft dem nächsten Treckwagen zu überbringen. Aber was dem alten Herrn die Freudentränen ins Gesicht treibt, löst bei uns blankes Entsetzen aus. „Küstrin“, ruft unsere Oma, „das ist doch vor Berlin. Um Gottes Willen, die Russen stehen schon vor Berlin! (Die Festung Küstrin wurde 2 Monate lang heftig umkämpft und wechselt wiederholt den Besitzer. Bereits am 1. Februar 1945 waren die Russen nordwestlich Küstrins vorgedrungen. Seitdem kam es zu verzweifelten Abwehrkämpfen, um die Bildung des gefährlichen russischen Brückenkopfes zu verhindern. Besonders schwere Schlachten tobten bei Küstrin vom 4. - 8. Februar, 7. - 13. März und 23. - 31. März 1945. Noch am 25. März meldete das Oberkommando der Wehrmacht: „In den letzten 3 Tagen scheiterte im Kampfabschnitt Küstrin der Ansturm starker Infanterie- und Panzerverbände der Sowjets an der Standhaftigkeit unserer Divisionen. Über 200 feindliche Panzer wurden abgeschossen...“  Am 31. März hieß es dann nur noch im Wehrmachtsbericht: „Die Festung Küstrin ist nach schwerem Ringen der feindlichen Übermacht erlegen.“  Sie fiel fast zur gleichen Zeit wie Danzig.) Und wir sind hier in Hinterpommern im Kessel. Wo wollen wir da noch hin?“ Seidem steht für uns fest, freiwillig nicht weiterzuziehen und so nahe wie möglich bei unserem Heimatdorf Großtuchen zu bleiben. Auf keinen Fall wollen wir aufs Schiff gehen. Lieber zu  Hause umkommen als in den eisigen Fluten der Ostsee oder irgendwo in der Fremde, das ist unsere einstimmige Meinung.

Unsere Oma glaubt außerdem, dass jeden Tag mit dem Kriegsende gerechnet werden kann. „Wenn es nicht mehr geht, wird er den Waffenstillstand anbieten. Genau wie sie es damals im Weltkrieg 1918 gemacht haben“, ist ihre feste Überzeugung. Mit er ist Hitler gemeint. Niemand ist sich aber darüber klar, dass diesmal der Krieg nicht von Generälen geführt wird, sondern verantwortungslos von einem wahnsinnigen ignoranten Gefreiten.


Auf der Dorfstraße treffen wir unseren Nachbarn Bruno Barske von der Obermühle. Er trägt ein Bündel unter dem Arm und einen Spaten. Meine Mutter fragt ihn ironisch, ob er noch einen Panzergraben schaufeln will. Dann wird es aber höchste Zeit. Er schüttelt den Kopf. Den brauchen wir nicht mehr. Er will sein neugeborenes Enkelchen begraben. Es ist schon in der ersten Nacht auf der Flucht erfroren. Gisela, die Mutter des Babys, liegt mit hohem Fieber im Treckwagen. Herr Barske bittet mich, ihm beim Schaufeln des Grabes behilflich zu sein. Wir suchen lange nach einer geeigneten Stelle. Endlich finden wir im Park des Puttkamerschen Schlosses einen Platz. Es ist an einer Tanne rechts, wenn man die Straße von Bütow ins Dorf kommt. „Hier unter der Tanne an der Mauer werden wir das Grab später am ehesten wiederfinden“, sagt Barske. Nur mit großer Mühe bekommen wir die kleine Gruft fertig. Der Boden ist stark gefroren. Es schneit und ist eisig kalt. Wir müssen uns beeilen. Barske spricht ein Vaterunser und weint. Es ist der zweite Mann, den ich auf der Flucht weinen sehe. Frauen weinen jetzt nicht mehr so oft.


Am Nachmittag kommt unsere Nachbarin Agnes Durawa mit der Schreckensbotschaft: In Großtuchen wird schon gekämpft. Reckow ist aufgegeben. Dort sind alle gefallen. Auch die ganze Volkssturmgruppe von Dunse ist angeblich tot. Am Straßenrand stehen zwei Panzer. Die Soldaten sind damit beschäftigt, eine Raupenkette zu reparieren. Jemand von den Frauen sagt: „Bütow soll schon aufgegeben worden sein.“ Eine andere junge Frau mischt sich ein und protestiert energisch: „Das kann nicht sein. Das wird der Führer niemals zulassen. Bütow wird verteidigt. Wir geben doch unsere Stadt mit der wichtigen Burg nicht auf.“

Das hören die Soldaten. Einer ruft herüber: „Liebe Frau, erzählen sie keine Märchen. Wir kommen gerade aus Bütow. Vor genau einer Stunde haben wir die Stadt geräumt. Wir waren die letzten Panzer. Nach uns kommt niemand mehr...“ (Dass in Bütow dann doch noch gekämpft wurde, ergab sich durch die unerwarteten Rückzugsbewegungen im Raum Stüdnitz-Reckow. Im Wesentlichen waren es aber nur die Flakartillerie am Bahnhof und eine schnell noch aufgebaute Panzerabwehr am Stadtrand nach Borntuchen und Lauenburg, die die Stadt kurzfristig verteidigten. Im Gegensatz zu Rummelsburg war eine längere Verteidigung Bütows nicht vorgesehen, was auch militärisch sinnlos gewesen wäre.) Peinliches Schweigen tritt ein.


Am Nachmittag kommt schon wieder ein einzelnes russisches Flugzeug und kreist hoch und lange über dem Dorf. Ich höre, wie ein Soldat sagt: „Das ist ein russischer Aufklärer. In spätestens einer Stunde wird hier alles zusammengeschossen.“ Ich laufe zu unserer Mutti und bitte sie in wahnsinniger Angst, aus dem Dorf herauszufahren, das von Flüchtlingswagen überflutet ist, hinaus in den schützenden Wald. Ich sehe vor mir die blutüberströmten ostpreußischen Treckwagen und die vielen toten Kinder, von denen Cousine Ella aus Bütow gerade erzählt hatte. Ich will nicht sterben, so wie diese Kinder oder wie unsere Schulfreundin Christa Gaterman oder andere. Ich will nicht so sinnlos sterben, jedenfalls jetzt noch nicht. Aber alles ist vergeblich, meine Mutter bleibt hart.

Als ein gefährliches Brummen von vielen Flugzeugen am wolkenbedeckten Himmel zu hören ist, laufen wir in ein kleines Haus, um das dicht herum fünf riesige Tankwagen der Wehrmacht sorgsam getarnt und mit Ästen abgedeckt unter großen Bäumen geparkt sind. „Wenn die Wagen voll Benzin sind“, sage ich, „gibt das aber ein Flammenmeer und wir verbrennen alle.“ Aber niemand achtet auf mich. Kaum sind wir im überfüllten Raum der Kate, wird die Tür aufgerissen und ein Unteroffizier mit einer Maschinenpistole im Anschlag stürzt herein und brüllt: „Seid ihr wahnsinng geworden. Wir haben in den Tankwagen 25 000 Liter Sprit geladen. Wenn hier auch nur eine Kugel hineingeht, verbrennt alles. Alle sofort raus!“ Er zeigt auf Unterstände und Bunker, die abseits vom Haus errichtet worden sind. Die Menschen bewegen sich aber nicht und sind von seinen Drohungen unbeeindruckt.

Ich bin als Letzter in den Raum gekommen und renne so schnell ich kann in die vom Unteroffizier angezeigte Richtung, ohne mich nochmals umzusehen.

Dunkle schwere Wolken hängen tief am Himmel. Es schneit und kaum ist etwas zu sehen. In der Luft nimmt das unheilvolle Dröhnen vieler Flugzeugmotoren zu. Der Lärm kommt immer näher. Es müssen sehr viele feindliche Flieger in den Wolken sein. Ich renne um mein Leben. Plötzlich kracht es um mich ohrenbetäubend. Holzteile und Bretter fliegen durch die Luft. Ich stolpere und stürze in einen Graben. Ich bin wahrscheinlich in einen Unterstand geraten, auf den die Bomben niedergehen. Dann ist die Hölle los. Ich fühle einen starken Schlag im Rücken. Ein Stück Holz trifft mich am Kopf. Ein stechender Schmerz im Gesicht nimmt mir den Atem und alles verschwindet um mich herum.

Ich wache in seltsamer Umgebung auf. Wohltuende Wärme umströmt mich. Große Augen starren mich an. Es sind die von Kühen. Ein Hund ist da, der mitleidig mit dem Schwanz wedelt. Ich befinde mich in der Box eines Kuhstalls auf Stroh gebettet. Ringsherum stehen Schüsseln und Wannen. Der ganze Körper tut mir weh, an Armen und Beinen brennt es fürchterlich und besonders im Gesicht, wenn ich mich bewege. Frauen, die ich nicht kenne, beugen sich über mich. Ich höre jemanden sagen „Hat das Bürschchen aber Glück gehabt.“ Ich versuche zu überlegen, was geschehen ist, gebe aber vor Schmerzen auf. Nur liegen bleiben in dieser Wärme, hier im Kuhstall, sich nicht bewegen, nicht mehr weiter!


Am späten Nachmittag, als erneut Schneetreiben einsetzt, ziehen wir doch wieder weiter. Das Dorf Nippoglense wird geräumt. Ich gehe hinter unserem Wagen her und halte mich am großen Mittelseil fest, mit dem die Plane am Wagenboden gesichert ist. Niemand darf auf dem Wagen sitzen, der nur einigermaßen laufen kann. Unsere Oma ist unerbittlich und duldet keine Ausnahme. Damit sollen wir vor Erfrierungen geschützt werden und vor Erkrankungen. So lange wir laufen können, sind wir nicht krank, meint sie. Ich glaube aber, dass im Hintergrund wohl mehr die Angst steht, es könnte ein Wagenrad brechen oder unsere Pferde schaffen es nicht mehr, den überladenen Wagen zu ziehen oder rutschen aus. Die Hufe unserer Pferde sind nicht frisch beschlagen. Wegen den Fliegerangriffen kamen wir nicht mehr zur Dorfschmiede durch. Auf den vereisten Straßen haben die Pferde es sehr schwer und kommen immer wieder ins Rutschen. Es wäre die größte Katastrophe, wenn sie sich ein Bein brechen. Das wäre das sichere Ende auf der verschneiten Landstraße und der Tod im Straßengraben.

Bald geht es kaum noch. Noch nie vorher habe ich mich so elend gefühlt. Meine Kräfte sind erschöpft. Jeder Schritt wird zur Qual. Hinzu kommt ein wahnsinniger Durst. Ich habe sicher zuviel Blut verloren. Wir hatten an alles gedacht, als wir auf den Treck gingen, aber niemand hatte eine Vorstellung, wie entsetzlich Durst ist und dass es das Wichtigste ist, etwas zu Trinken zu haben. Ich hänge mich an das große Seil und lasse mich förmlich ziehen. Zum ersten Mal kommt mir der Gedanke aufzugeben, mich einfach fallenzulassen, in den hohen Schnee im Straßengraben. Neben mir geht unsere Nachbarin Lenchen Wolff und unterhält sich mit einem älteren Soldaten, der sich bei uns in die Wagenlücke gedrängt hat. Er müsse ins nächste Dorf, Wache stehen, höre ich ihn sagen. Aber er weiß nicht einmal den Namen des Dorfes und ein Gewehr trägt er auch nicht. Immer wenn Gegenverkehr auftritt, ein Wehrmachtsauto oder Krad vorbeifährt, drängt der Soldat sich ganz weit zu mir zum Straßenrand und scheint sich zu ducken.

Das Rittergut Mickrow

Wir kommen nur mühselig voran, keine 20 km pro Tag. Ortstafeln, Verkehrsschilder oder sonstige Wegezeichen gibt es schon lange nicht mehr. Sie sind bereits im Oktober 1944 von der Wehrmacht abgenommen worden, um Spionen und Deserteuren die Orientierung unmöglich zu machen. Die Trecks werden von der Wehrmacht oder SS meist auf Umwege geleitet. Die Hauptstraßen dürfen nicht befahren werden, um sie für die Truppenbewegungen frei zu halten. Sie liegen meist auch unter Beschuss russischer Tiefflieger. Flüchtlingstrecks sind beliebte Ziele und werden leicht angegriffen, da kein Widerstand erfolgt und die zusammengeschossenen Wagenwracks auf den engen Straßen wirksame Hindernisse für vorrückende Militärfahrzeuge bilden; außerdem gehört Chaos und Terror zum Krieg.

Wir fahren also nur im Dunkeln und bei Unwetter auf Nebenwegen und oft durch Wald. Nur unsere Oma kennt jedes Dorf, durch das wir kommen und erklärt es uns und den anderen. Einzelne Dorfnamen prägen sich ein: Budow, Muttrin, Mickrow, Zechlin.

Auf dem Rittergut Mickrow übernachten wir, ziehen aber bald weiter. Das Gut gleicht einem Heerlager. Unsere Oma erzählt uns aus ihrer Jugendzeit. Als junges Mädchen war sie auf dem Rittergut in Mickrow als Gesellschafterin bei den Adligen angestellt, als das Gut noch im Besitz der Grafen von Woldeck-Arneburg war. Jetzt nach 50 Jahren kommt sie als bettelnder Flüchtling.

Hinter Mickrow machen wir wieder Rast. Wir sind bei einem Ortsbauernführer oder so etwas Ähnlichem direkt am Kirchplatz einquartiert. Wie immer sind die Räume total überfüllt. Der lange Nazi stolziert in einer tadellos gebügelten SA-Paradeuniform herum und ist wütend über den Schmutz, den wir Flüchtlinge in seine blitzblanke Wohnung bringen. Er redet auf uns ein, als ständen wir vor dem großen Endsieg. Sein Auftritt wirkt auf die todmüden Flüchtlinge wie Hohn und provoziert sie. Niemand hört ihm zu. So schnell es geht, mache ich mich davon und laufe die Straße hinaus, auf der sich die unendliche Kette der Treckwagen bewegt. Ich hoffe, Bekannte zu treffen, vielleicht jemand aus unserem Dorf, von meinen Schulfreunden, die mir sehr fehlen. Ganz insgeheim denke ich aber, meinem Vater zu begegnen, denn ab und zu bewegt sich auch eine vereinzelte Volkssturmgruppe zwischen den Flüchtlingen. Aber ich habe kein Glück. Überall starren mich nur fremde, müde Gesichter verängstigt an und auf meine Fragen, ob jemand aus Großtuchen dabei ist, schütteln sie nur teilnahmslos den Kopf. Meistens erhalte ich aber überhaupt keine Antwort.

Ich bin ein paar Kilometer gelaufen und weit aus dem Dorf hinausgekommen. Wieder ist herrlicher Sonnenschein über der tiefverschneiten Hügellandschaft. Plötzlich sehe ich in der Ferne am Horizont auf einer Hügelkette dunklen Rauch. Fünf schwarze Rauchsäulen erheben sich dicht nebeneinander zum Himmel. Darüber kreisen Flugzeuge und setzen immer wieder zum Sturzflug an. Es geht also wieder los mit diesen verdammten Fliegern! So schnell ich kann, renne ich die vereiste Straße zurück, die jetzt fast leer ist, um in den schützenden Keller zu meinen Leuten zu gelangen. Völlig außer Atem erreiche ich den Kirchplatz. Da kracht es um mich herum. Ein einzelnes Flugzeug geht im steilen Sturzflug auf die Kirche nieder und feuert auf den Kirchturm. Fensterscheiben klirren, Zweige brechen ab und werden vor meine Füße geschleudert. Ein armdicker Ast prallt vor mir auf das vereiste Pflaster. Ich werfe mich hin und warte ab. Das Flugzeug steigt wieder, dreht und setzt erneut zum Tiefflug an. Ich richte mich wieder auf und renne weiter. Nur noch gut hundert Meter bis zum Haus, dann habe ich es geschafft und bin in Sicherheit. Eine Stimme von der Kirche her ruft: „Um Gottes willen nicht rennen, bist du wahnsinnig? Werfe dich hin, Junge, und dann komm zu mir hierher.“ Ich schaue mich um, sehe aber niemanden, folge trotzdem der Anweisung und laufe in die Richtung, aus der die Stimme kommt. Ein großer schlanker Soldat, nicht älter als 19 Jahre, tritt hinter einem Eckpfeiler hervor. „Pass genau auf und mache alles genau so wie ich. Das ist nur ein einzelnes Flugzeug, das kann uns nicht viel tun.“ Er erklärt mir den Flugzeugtyp und seine Ausrüstung. Es kann nur nach vorne schießen und hat nur noch ein Heckmaschinengewehr.

Wenn man es von der Seite sieht, ist es ganz ungefährlich. Nur von vorne oder von hinten droht der Tod. So rennen wir von einer Seite der Kirche zu anderen, je nachdem, wie das Flugzeug zu sehen ist. „Warum beschießt der Flieger unbedingt die Kirche“, will ich wissen. „Er glaubt, dort sitzt ein VB“, belehrt mich der Soldat. Ich verstehe nicht. „Das ist ein vorgeschobener Beobachter für die Artillerie, der ein Funkgerät hat und der Artillerie genau mittteilt, wo und wieviele Panzer kommen und danach schießen sie dann“. „Ist denn einer auf dem Turm?“, frage ich. Er winkt verächtlich ab: „Die sind doch alle schon lange weg.“ Ich freue mich riesig, dass der Russe so angeführt ist und auch uns nicht mal trifft. Nach einer Stunde dreht er ab. „So, jetzt kannst du zu deiner Mutti“, sagt der Soldat. „Der Iwan hat seine Munition verschossen, und bis er wieder kommt, dauert es mindestens eine Stunde.“ Ich lade ihn ein mitzukommen und hier nicht im Kalten herumzustehen. Aber er winkt ab. Das ginge nicht. Er sagt noch, ich solle besser nicht erzählen, wen ich an der Kirche getroffen hätte. Ich verspreche es ihm und bin stolz, dass ich solch eine militärische Ausbildung unter echten Frontbedingungen von einem wirklichen Soldaten erhalten habe. Welcher Rekrut hat so ein Glück?


Es fließt Blut

Im Nu ist das Dorf wieder überfüllt mit Treckwagen. Einige Wagen sind angeschossen und sogar blutbespritzt. Auch Pferde bluten. Ich werfe einen Blick in einen Wagen und erstarre vor Schreck. Mehrere Menschen liegen drin, unbeweglich und blutüberströmt. Der riesige SA-Mann in seiner Paradeuniform tritt vor das Haus und brüllt über den Platz: „Alle Flüchtlinge sofort raus aus dem Dorf. Nur wegen den verdammten Flüchtlingen wird mein schönes Dorf zerstört.“ Er jammert und flucht. Man spricht auf ihn ein. Er wäre doch morgen schon selbst Flüchtling, die Russen stehen doch schon vor dem Dorf. Aber er schimpft und droht nur noch heftiger: „Raus, alles sofort raus aus meinem Dorf.“ Von einem blutbespritzen Wagen springen zwei Männer herab. Ein großes Jagdmesser blitzt auf. Die Stimme wird schrill: „Ich bringe euch alle vors Kriegsgericht“ und bricht jäh ab. Die Männer klettern auf ihren Wagen zurück und peitschen wie wild auf die Pferde ein. Nur raus hier, hinein in den schützenden Wald. Wir schließen uns an. Wie hatte doch meine Oma so oft gesagt? „Wenn erst Blut fließt, ist keiner mehr zu halten!“


Am 8. März erreichen wir endlich die Hauptstraße Stolp-Lauenburg bei Karlshöhe. Wir hoffen, dass es auf der großen Straße schneller voran geht. Es bietet sich uns aber ein erschreckendes Bild, und wir wissen jetzt, dass das Ende nahe ist. Über eine Stunde brauchen wir, um auf die Hauptstraße einschwenken zu können und eine Lücke im fließenden Verkehr Richtung Lauenburg zu finden. In wilder Flucht bewegen sich auf der Straße Militärfahrzeuge in Doppelreihen. Gegenverkehr gibt es nicht mehr. Dazwischen fahren Treckwagen der Flüchtlinge. Ringsumher ist alles in tiefem Schnee versunken. Die Hauptstraße ist aber vom Schnee geräumt, wahrscheinlich durch Schneeräumtrupps und Schneepflüge. Sie ist jedoch stark vereist. Ohne Schwierigkeit passen wir uns dem Tempo an, denn unsere starken Pferde ziehen den Wagen fast mühelos. Zur Rechten, es ist wahrscheinlich schon bei Langeböse, zähle ich etwa 500 Soldaten in schwarzen Uniformen, ein ganzes Panzerbatallion, das vor einem großen Gutshaus angetreten ist. Der Kommandeur hält eine Ansprache vor 3 Särgen. Die Front, der Tod, ist also schon in der Nähe. Ich bin der einzige, der das wahrnimmt. Niemand sonst achtet darauf. Jeder denkt nur an Flucht. Alle sind entsetzlich apathisch, auch das Militär. Es kommen keine Befehle und Anweisungen mehr, es gibt nur noch das unausgesprochene Kommando: Rette sich, wer kann!


In Bresin ist alles zu Ende

Kurz vor Lauenburg müssen die Treckwagen die Hauptstraße verlassen. Wir biegen wieder auf Nebenstraßen ein. Vor dem Dunkelwerden erreichen wir das Dorf Bresin, das zu unserem Schicksalsort werden soll. Wie üblich laufen wir zu Fuß hinter unserem Wagen her. Am Dorfrand links vor uns in einer Entfernung von etwa 100 - 200 Metern ist ein MG-Nest eingerichtet. Zwei Soldaten bedienen ein schweres Maschinengewehr und geben Dauerfeuer ab. Jemand ruft hinüber, was das zu bedeuten habe. Einer der Soldaten winkt uns mit einer Schnapsflasche in der Hand zu: „Keine Angst, wir üben nur.“ Man ist beruhigt. Ich sage: „Sie üben aber mit scharfer Munition. Das darf doch gar nicht sein. Und warum müssen sie jetzt noch üben?“ Aber unsere Oma antwortet: „Das verstehst du nicht. Dazu bist du zu klein. Du bist ja erst zehn.“ Bald allerdings soll sich herausstellen, dass ich der Einzige bin, der den Ernst der Lage begriffen hat. Wir sind bereits in die Hauptkampflinie, die berühmte HKL, geraten. Mit ihrem MG legen die Soldaten einen Feuergürtel. Die Russen kommen an diesem Abschnitt in Massen mit Kavallerie und Infanterie.

Pferde und Infanteristen werden so zurückgehalten, nur Panzer kommen durch. Das Dorf ist schon um fünf Uhr am Nachmittag aufgegeben worden. Alle Vorräte wurden verteilt. Jeder konnte sich nehmen, was er wollte. So kam es zu keinen Plünderungen. Die Soldaten griffen zu Schnaps- und Bierflaschen, ehe sie in die Schützengräben gingen. Die Russen sind tatsächlich schon 3 km hinter uns. Aber das alles erfahren wir erst viel später.

In Bresin werden wir am späten Abend in der Schule einquartiert. Der Oberlehrer, ein älterer Herr mit schneeweißem Haar, teilt selbst heiße Milchsuppe aus und Tee. Die Klassenzimmer sind geheizt und mit Stroh ausgelegt. Wir glauben, wir kommen ins Paradies. Viele weinen vor Freude. Dass draußen schon geschossen wird, nimmt niemand so richtig mehr wahr. Die Stimme meiner Mutti überhören wir: „Wenn wir nicht schneller fortkommen, kriegt uns der Russe doch noch ein...“ Bald fallen wir alle in einen tiefen Schlaf.


Ohrenbetäubendes Panzergeschützfeuer weckt uns am anderen Tag, dem für uns schicksalhaften 10. März 1945. Es ist schon taghell. Wir haben alle verschlafen. Der Schulklassenraum ist schon wieder eiskalt. Die Fenster sind mit einer dicken Eisschicht bedeckt. Ich stürze ans Fenster und hauche mir ein Guckloch in die vereiste Fensterscheibe. Im Schulhof stehen dicht beieinander zwei schwere deutsche Tiger-Panzer und feuern ununterbrochen aus der Deckung heraus. Nach 20 Minuten hört das Schießen plötzlich auf. Die Panzer drehen ab und verlassen mit dröhnendem Kettengerassel den Schulhof und das Dorf. Eine Kompanie Soldaten tritt auf dem Schulhof an. Es sind müde, übernächtigte Gestalten. Die meisten haben weißes Tarnzeug übergeworfen und tragen Maschinengewehre, Panzerfäuste, Handgranaten oder Karabiner. Sie sind offensichtlich eben aus den Schützengräben abgezogen worden. Die Unteroffiziere machen Meldung. „Wer fehlt noch?“, ruft der Kompaniechef. „Die Panzerabwehr, Gruppe Müller“, wird ihm geantwortet. „Auf die Kameraden können wir nicht mehr warten. Im Eilmarsch ab, Richtung Neustadt!“, ist das Letzte, was ich höre. Nicht einmal im Gleichschritt zieht die müde Truppe schnell ab. Ich schaue mit Entsetzen hinterher. So habe ich mir das Ende unserer Wehrmacht nicht vorgestellt, die für uns immer als unbesiegbar galt, zu Wasser, zu Lande und in der Luft. So stand es jedenfalls in unseren Lesebüchern.


In Eile wird etwas gegessen. Dann stürzen wir hinaus. Auf der Dorfstraße jagt ein Flüchtlingsgespann das andere. Die Bauern schlagen auf die Pferde ein, als wären sie von Sinnen. Überall rufen sie: „Der Russe kommt!“ Das heißt: Rette sich, wer kann! Schließen wir uns an? Getreu unserem Prinzip, keinen Schritt zu weit zu gehen, zögern wir wieder und bleiben bis zuletzt. Gegen elf Uhr wird es still im Dorf. Unser Nachbar Durawa geht los, um die Lage zu klären. Bald kommt er zurück mit der Nachricht: Es ist zu spät. Die Russen sind da! Am Dorfrand hat er von weitem drei Soldaten querfeldein rennen sehen. Es sind die letzten Deutschen. Auf seine Frage, was zu tun ist, geben sie ihm zur Antwort: „Um Gottes willen nicht mehr auf die Straße gehen. Ihr seid im Schussfeld der russischen Panzer. Die Russen schießen auf alles, was sich bewegt. Bleibt bloß, wo ihr seid. Wir haben die drei ersten Panzer abgeschossen. Aber gleich kommen die nächsten. Wir müssen weg.“ Und sie rennen, so schnell sie können. Damit ist unser Schicksal besiegelt. Bekannte Flüchtlinge, die noch am Morgen durchkamen und das Dorf in panischem Schrecken verließen, werden bis nach Dänemark kommen, denn bei Neustadt werden die Russen wieder tagelang aufgehalten.

Wir suchen uns eine Bleibe und finden sie in einem kleinen Häuschen, dicht an der großen Kirche. Die Bewohner sind geflüchtet oder sitzen irgendwo im Luftschutzkeller. Im großen Wohnzimmer ist der Tisch weiß gedeckt, und es stehen Kaffee und sogar Torte auf dem Tisch, alles unangerührt. Hier ist sicher eine Feier abgebrochen worden. Solche Herrlichkeiten haben wir lange nicht gesehen. Trotzdem rührt niemand etwas an. Keiner denkt jetzt mehr ans Essen. Wir versammeln uns in dem Wohnzimmer: die Großfamilie Durawa, Pelz und viele fremde Flüchtlinge, fast nur Frauen und Kinder. Die Männer sind in den Ställen bei den Pferden, um den Russen zu zeigen, dass sie nichts mit Militär und Krieg zu tun haben. Es wird so etwas wie eine letzte Abschiedsfeier von Deutschland und vielleicht vom Leben. Eine junge Frau redet fanatisch und ununterbrochen.

„Der Führer hat gesagt, wenn die Russen bis heute 12.00 Uhr Deutschland nicht verlassen haben, setzt er die Vergeltungswaffe ein.“ Durawa sagt, er solle sich beeilen, denn dafür hat er nur noch genau eineinhalb Stunden Zeit. Solche Prophezeiungen sind jetzt an der Tagesordnung. Die Menschen klammern sich an unglaublichen Dingen fest. Am verbreitetsten ist die Voraussage, dass nach der jetzigen Niederlage Deutschland nochmal ganz groß und stark wird. „Wenn die Kirschbäume blühen...“, heißt es. Die junge Frau spricht ununterbrochen weiter, aber niemand hört ihr mehr zu.

Es ist die gleiche Frau von Nippoglense, die Bütow verteidigen wollte. Frau Agnes Durawa spricht ein langes Gebet und beschwört den Heiland Jesus Christus, uns zu beschützen.

Mit meinem Bruder Ulli laufe ich nochmal durch das Dorf. Wir treffen zwei Jungen vom Treck, die einen Karabiner tragen und ihn dann in großer Eile über die Mauer an der Kirche werfen. Lady kommt uns entgegen und hält uns eine bunte Schachtel mit Süßigkeiten entgegen mit der Aufforderung: „Essen, Jungs, nochmal essen. Sowieso doch alle gleich tot!“ Es sind herrliche Pralinen, die wir noch nie zu sehen bekamen. Wir wundern uns, dass Lady von Tod spricht, eigentlich müsste er sich als Ostarbeiter doch freuen, befreit zu werden und wieder in seine Heimat zu seiner Mutter zu kommen. Seinen Vater hatten die Bolschewiken 1930 ermordet, als er sich weigerte, in die Kolchose einzutreten, und seine beiden Schwestern waren schon 15 Jahre irgendwo im Arbeitslager. Er weiß offensichtlich zu genau, was auf uns zukommt.

Tödliche Stille zieht ins Dorf. Stunden vergehen. Nichts regt sich mehr. Plötzlich, es ist kurz nach 15.00 Uhr, gallopieren zwei Reiter ins Dorf. Sie werden sofort von einer Gruppe Ostarbeiter umringt. Es wird lange und heftig diskutiert. Dann reißen die Kavalleristen ihre Pferde auf Kommando herum und im gestrecktem Galopp preschen sie davon. Es dauert keine Stunde, und das Dorf ist mit Russen überflutet. Trotz strengstem Verbot unserer Oma habe ich mich an das Fenster geschlichen und beobachte hinter der großen Gardine die Dorfstraße, die ich sehr weit einsehen kann. Rechts und links kommen Russen im Gänsemarsch die Straße aus der Richtung von Birkenhof. Unserem Haus gegenüber befindet sich ein großer Pferdestall. Ein Russe verschwindet im Stall und treibt gleich danach einen deutschen Mann vor sich her, der die Arme hoch erhoben hat und sich mit dem Gesicht an die Wand stellen muss. Der Russe tastet ihn nach Waffen ab, lässt ihn dann aber gehen. Der Mann verschwindet sofort wieder im Stall bei den Pferden. Unser Haus wird zunächst übergangen. Dann fliegt auch bei uns die Tür auf. Ein sehr junger Russe stürzt hastig herein, die Maschinenpistole in der rechten Hand, schaut sich kurz um und sagt wütend etwas zu den Ostarbeiterinnen. Ich höre angespannt zu, verstehe aber immer nur das Wort Piwo, das Bier heißt. Die ukrainischen Mädchen sind bestürzt. Sie wollen nichts sagen und haben den Russen angeblich nicht verstanden. Aber unsere Oma drängt auf die Übersetzung, was immer es auch sei, und schließlich kommen sie verschämt damit heraus: Der Russe kündigt an, er käme in genau 20 Minuten wieder und falls dann nicht 5 Flaschen Bier und ein Mädchen für ihn bereitstehen, würde er jemanden von uns erschießen. Ein klares Ultimatum der Sieger!

Aber keine Frau findet sich bereit, und über Bier verfügen wir ohnehin nicht. Unsere Oma ist die Einzige, die nicht den Kopf verliert. Alle anderen sind bleich und gelähmt vor Todesangst. Sie glaubt natürlich, dass der Russe uns vergessen und woanders abgelenkt wird. Aber nach einer Stunde erscheint er doch wieder, schaut jede Frau an, greift sich ein junges Mädchen und zieht es mit sich fort. Das Bier hat er sich inzwischen woanders geholt. Er ist bereits stark angetrunken.

Bange Stunden vergehen. Wieder erscheinen Russen. Diesmal sind es mehrere ältere Offiziere, offensichtlich ein ganzer Stab. Sie richten sich im Nebenzimmer ein. Vorher müssen wir uns aufstellen und ein baumlanger Sergeant hält eine Ansprache an uns. Jemand von den Ukrainer-Mädchen dolmetscht, kommt aber bald nicht mehr zurecht. Das ist auch nicht nötig. Tonfall und Bewegung des Sergeanten zeigen uns, dass er uns beruhigen will. Er spricht leidenschaftlich und fast beschwörend. Zum Schluss holt er zwei Äpfel aus der Tasche und gewissermaßen als Zeichen des guten Willens überreicht er einen der kleinen Lieselotte Pelz, die vor ihm sitzt, und einen mir, der ich auf der hintersten Reihe stehe. Eine Stimme ertönt, es ist wieder die junge fanatische Frau: „Nehmt den Kindern bloß die Äpfel weg, sie sind bestimmt vergiftet.“

Die Russen weisen uns an, die sechs Gänse zu schlachten, die sich im Hof befinden. Unsere Oma versucht Ihnen zu erklären, dass jetzt im März das Gänsefleisch nicht gut wäre. Es gäbe doch Besseres. Aber sie bestehen darauf, dass das Fleisch gekocht wird. Wir sind erstaunt, wie vertrauenselig die Russen sind. Ich schleiche mich immer wieder zur Tür und beobachtete sie. Sie sitzen mit ernsten Gesichtern bei einer Petroleumlampe am Tisch über Landkarten gebeugt. Ab und zu kommt ein Melder. Wir werden von niemanden belästigt und verbringen die erste Nacht unter den Russen ganz unbehelligt. Trotzdem schläft niemand. Alle liegen wir in vollständiger Kleidung und mit Stiefeln wach auf den Betten. Die ganze Nacht hindurch ist in der Ferne Krawall zu hören. Fensterscheiben klirren. Ab und zu fällt ein Schuss, manchmal ist ein Feuerstoß aus einer Maschinenpistole zu vernehmen, dazwischen gellende Aufschreie von Frauen und Mädchen, die uns erschüttern. Die russischen Stabsoffiziere achten nicht darauf. Sie scheinen daran gewöhnt zu sein. Unheimlich erscheint uns der Kontrast zwischen den ruhigen und freundlichen Offizieren und den düsteren Vorgängen draußen im Dorf. Wir können ihn uns nicht erklären.

Noch in der Nacht bildet sich unter uns so etwas wie ein Katastrophenrat, der aber eigentlich nur aus Herrn Durawa und unserer Oma besteht, die einzigen, die einen klaren Kopf behalten haben. Wir wollen uns offiziell unter den Schutz der Roten Armee stellen und sie bitten, uns so etwas wie einen Geleitbrief auszustellen, der uns schützen soll und mit dem wir unbehelligt nach Hause kommen wollen. Denn nach Hause wollen wir alle auf der Stelle; das heißt, mit einer Ausnahme: Die junge Frau Pelz will nicht zurück, sie hat eine unbestimmte furchtbare Angst vor zu Hause und sagt das immer wieder. Eine Vorahnung des Todes?

Am anderen Tag wird den russischen Offizieren unser Anliegen vorgebracht. Zu unserem Erstaunen sind sie freundlich zu uns und zeigen Verständnis, raten aber, nicht sofort auf die Straße zu gehen und abzuwarten. Die Straßen brauche man zum Vormarsch auf Gotenhafen und außerdem hätte man die Gegend nicht unter Kontrolle. Wir verstehen nicht, was sie damit meinen. Bald werden wir es erfahren. Dennoch erhalten wir auf unser Drängen die Erlaubnis und sogar den gewünschten Geleitbrief mit dem begehrten und entscheidenden Stempel.

Als alles geklärt ist, kommt Durawa mit der Nachricht: „Wir können nicht fahren, Lady, unser wichtigster Mann, weigert sich. Er will nicht zurück. Er hat Angst.“ Alle Ostarbeiter sind in der Scheune versammelt. Der Alkohol fließt in Strömen. Mutti sagt: „Das ist nicht möglich. Da muss ich sofort hin, mit ihm selbst sprechen.“ „Du bist wahnsinnig“ , sagt Durawa. „Eine deutsche Frau unter betrunkenen Russen!“ Aber Mutter lässt sich nicht abhalten und läuft los. Ich renne hinterher. In der Scheune liegen 15-20 Ostarbeiter auf Stroh, darunter auch Lady. Halbgeleerte Flaschen Schnaps und Bier stehen überall herum. Als Mutti in der Tür erscheint, erheben sich alle Ostarbeiter wie auf Kommando, gewissermaßen als eine letzte Ehrenbezeugung einer deutschen Frau gegenüber. Mutti fragt Lady: „Wollen wir nicht nach Hause?“ „Ja, ja, Chefina, nach Hause. Ich komme sofort“, ist die sofortige Reaktion.

Gegen Mittag, noch vor 11 Uhr, ziehen wir los. Wieder nach Hause! Dieses Bewusstsein überdeckt alle Schrecken. Das Dorf ist voll von durchziehenden russischen Kolonnen. Plötzlich tauchen wieder Tiefflieger auf. Alle verkriechen sich unter die Treckwagen. Ich bleibe stehen und rufe. „Das sind doch deutsche.“ Deutlich erkenne ich die Balkenkreuze und sogar die Köpfe der Piloten. Kein Schuss fällt, auch nicht von russischer Seite.

Vor dem Dorf brennen immer noch die drei russischen Panzer, die unsere letzten Soldaten gestern abgeschossen hatten. Kleine blaue, züngelnde Flammen bedecken die Panzerplatten. Ich staune, dass Eisen brennt und glaube es lange.

Wir fahren mit unserem kleinen Treck in vorher genau festgelegter Formation: Zuerst das Fuhrwerk von Durawa, der fließend kaschubisch spricht, das die Russen als polnisch ansehen und sogar noch besser verstehen, dann der kleine Wagen von Pelz mit den Alten und kleinen Kindern und schließlich unser Wagen, der von Lady gelenkt wird. Die Frauen und Mädchen sind im Wageninneren unter den Betten versteckt. So gelingt es, aufdringliche Russen abzuweisen und durchzukommen.


Im brennenden Lauenburg

Auf halbem Wege nach Lauenburg stoppt unser kleiner Treck. Eine ältere Frau kommt uns entgegen. Sie läuft im Schnee auf Strümpfen und sieht überhaupt entsetzlich aus, mit zerzaustem Haar und zerrissenen Kleidern. „Leute, fahrt nicht nach Lauenburg rein“, beschwört sie uns. „Die Russen haben meinen Mann erschossen und die Frauen vergewaltigt. Ich bin weggelaufen. Dort ist die Hölle, alles brennt. Ihr werdet alle umgebracht!“ Wir fahren trotzdem weiter und wissen, es geht jetzt in den Tod. Weitere einzelne Flüchtlinge kommen zu Fuß mit ähnlichen Schreckensmeldungen. Immer wieder fällt ein Wort, das ich nicht verstehe: Vergewaltigung. Dann kommen wir über die Anhöhe, von der Lauenburg im Tal zu sehen ist. Vor uns ein schauriges Bild! Über Lauenburg breitet sich ein einziges Flammenmeer aus. Es ist der 11. März 1945, der Schicksalstag dieser Stadt. Rechts über Lauenburg qualmen tiefe schwarze Rauchwolken, die von Ölbränden herrrühren, in der Mitte lodern helle offene Flammen zum Himmel. Nur ganz links ist der Himmel noch frei. Jemand sagt: „Die Tanklager brennen.“ Wir haben keine andere Wahl, wir müssen mitten durch die lichterloh brennende Stadt. Überall liegen Leichen und Kadaver von Pferden und verbreiten einen abscheulichen Gestank.

In der Innenstadt werden wir angehalten und rückwärts in den Hof eines größeren Verwaltungsgebäudes abgedrängt. Die Ostarbeiter werden zur Vernehmung geholt. Ihre Aussagen entscheiden über unser Leben oder unseren Tod. So warten wir auf das Todesurteil.

Ich sitze hinten im Wagen und schaue durch einen Spalt durch die Plane. Fünf Tote sehe ich im Hof liegen, dicht beieinander, aber mein Blickfeld ist nicht allzu groß. Es sind die ersten Toten, die ich so nahe sehe, Männer in Zivil im mittleren Alter. Die Stiefel hat man ihnen ausgezogen. Es sieht aus, als ob sie nur schlafen. Auf der Hauptstraße ziehen ununterbrochen Kolonnen von nagelneuen Lastkraftwagen, vollbesetzt mit wohlgenährten Rotarmisten, und unendliche Reihen von schweren Geschützen vorbei. Unter den Russen auf den LKW ist oftmals eine Frau zu sehen oder ein Mädchen, nicht älter als 14 oder 15 Jahre.

Ein total betrunkener Russe kommt an unseren Wagen. Er fuchtelt mit einem großen Revolver herum und setzt ihn meinem kleinen dreijährigen Bruder an die Schläfe, den meine Mutter vor sich auf dem Schoß hält. Alles erstarrt vor Entsetzen. Nur mein Bruder schaut den Russen freundlich an, mit interessiertem und erstauntem Blick. Ich sehe, dass der Revolver eine alte deutsche Waffe aus dem letzten Krieg ist, die gleiche, mit der Reinhold Basowski, unser Nachbarjunge, und ich so oft heimlich geschossen haben. Der Revolver ist durchgeladen und entsichert. Die Hand des Betrunkenen zittert stark. Ich rücke aus dem Wageninneren nach vorn neben den Russen, fest entschlossen, den Revolver zu ergreifen, wenn er meinen Bruder tötet und ihn auf den Mörder zu richten. Wie oft haben Reinhold und ich geübt, uns gegenseitig die Waffe aus der Hand zu schlagen. Ich kenne jeden Kniff. Und der Russe ist betrunken. Wozu war ich schließlich Jungvolk-Junge und habe gelernt, auf den Feind zu schießen? Da kracht ein Schuss im Nebenhaus. Im oberen Stockwerk wird ein Fenster aufgerissen, und eine Stimme überschlägt sich und brüllt einen russischen Vornamen, Stepan oder so ähnlich. Der Russe zuckt zusammen, reißt den Revolver hoch und stürzt davon. Niemand von uns kann später sagen, wie lange wir in Lauenburg vor dem Revolver des schwerbetrunkenen Russen waren, wie lange das Entsetzen in dem Hof gedauert hat. Waren es zwanzig Minuten, eine Stunde, drei Stunden? So nahe an der Schwelle der Ewigkeit verlöscht jedes Zeitgefühl.

Im Vorort von Lauenburg in Richtung Bütow werden die Ostarbeiter erneut vernommen. Die Männer werden aussortiert, erhalten ein altes Gewehr in die Hand gedrückt und werden sofort in die Rote Armee eingegliedert, ganz gleich, ob sie militärisch ausgebildet sind oder nicht. Wie uns Warka später als Augenzeugin berichtet, erklärt Lady den Russen, dass er auch gehen wolle, aber zuerst müsse er die deutschen Kinder nach Hause fahren. Lady kommt gerannt, greift sein Bündel Sachen, das immer griffbereit auf dem Kutscherplatz liegt, und ruft: „Ich muss weg. Sie sind hinter mir her...“

Minuten später stürzen zwei Russen mit Maschinenpistolen im Anschlag zu unserem Wagen und fragen, wo er ist. Oma zeigt in eine Richtung. Ein Feuerstoß aus der Maschinenpistole der Russen, der kurz danach jäh abbricht. Lady ist tot!


Der Weg zurück

Auf der Strecke nach Bütow ist die enge Straße total vereist. Unsere Pferde rutschen aus, der Wagen kommt ins Schleudern und bleibt quer über der Fahrbahn stehen. Wir versuchen, den Wagen an den hinteren Rädern auf dem Eis herumzusetzen, aber ganz vergeblich. Er ist zu schwer. Von vorn kommt eine russische Panzerkolonne mit geschlossenen Luken in schneller Fahrt. Sie ist also auf dem Weg zur Front und erwartet Feindberührung, denn sonst müssten die Luken wegen der notwendigen Sauerstoffzufuhr offen sein. Wir denken, jetzt walzen sie uns nieder. Wie oft haben wir das schon gehört. Die Kolonne stoppt jedoch und wartet. Wir bemühen uns weiter, den Treckwagen zu bewegen, aber erfolglos. Nach einer Weile geht im dritten Panzer, dem Panzer des Kommandeurs, die Luke hoch, ebenso im ersten. Der Soldat aus dem dritten Panzer brüllt die Leute im ersten an, was los wäre. Sie zeigen auf uns Kinder. Zwei junge Russen springen aus dem Kommandeur-Panzer, laufen zu unserem Wagen, jeder fasst ein Hinterrad, und so setzen sie unseren schweren Treckwagen zur Seite. Ehe wir uns von unserem Schrecken und Erstaunen erholen, sind die Burschen schon wieder im Panzer, die Luken gehen zu, und ab geht die Fahrt, ihre und unsere. - Das hat es auch gegeben! Die Russen hätten uns einfach rammen können, dann wären sie auch durchgekommen. Für mich sind das die eigentlichen Helden. Leider sieht man immer nur die schwarze Seite.

Kurz nach Lauenburg spannen die Russen uns die Pferde aus. Sie haben es vorher schon mehrmals versucht, aber unser Brauner bäumt sich sofort auf, wiehert furchterregend und schlägt wild aus, sobald sich ihm ein Fremder nähert. Wir haben immer großen Ärger mit dem Pferd gehabt, doch jetzt ist sein Verhalten unser Glück. Die Russen fluchen und ziehen ab. Dann aber zieht ein Russe seinen blanken Säbel und schlägt brutal auf das Pferd ein, bis es blutüberströmt zusammenbricht. Damit scheint für uns alles aus zu sein. Wir staunen aber, als die Russen uns zwei Ersatzpferde bringen, kleine, ganz verhungerte Pferdchen. Jemand sagt, dass das litauische Pferde sind. Wir denken, wir kommen mit diesen verhungerten und total erschöpften Tieren keine zehn Meter weit, aber sie ziehen willig und tapfer den für sie viel zu großen Wagen. Wir füttern sie ständig mit allem, was wir noch haben und versuchen, sie zu schonen, wo es geht. So kommen sie wieder zu Kräften.

Die Strecke zurück wird ausschließlich von Josef Durawa und unserer Oma bestimmt, die jeden Weg kennen. Unser Prinzip ist, Hauptstrecken so weit wie möglich zu meiden und möglichst Nebenstraßen zu befahren. Die nächste Nacht verbringen wir zum ersten Mal ungeschützt auf der Dorfstraße in Zewitz. Auf unserem Wagen befinden sich plötzlich ganz fremde Menschen, darunter eine alte geistesverwirrte Frau, die zu Fuß nach Bütow unterwegs ist. Jeder will in der kalten Märznacht irgendwo ein warmes Plätzchen ergatten. Was sonst noch passiert, ist nicht zu beschreiben.


Schon in Bresin kommt das Gerede auf, die Russen würden auf jeden Treckwagen schießen, der keine weiße Fahne zeigt. Handtücher und Bettlaken müssen her und werden eiligst zerschnitten. Unsere Oma hält das für unsinnig und unternimmt nichts. Weiße Fahnen sind schließlich etwas für das Militär, wir sind aber Zivilisten, haben nicht gekämpft und brauchen uns auch nicht ergeben. Wir sind tatsächlich der einzige Wagen im Treck, der auffälligerweise keine weiße Fahne zeigt. Niemand kümmert das. Unterwegs fragt dann aber doch ein Russe ganz naiv, warum wir keine Fahne hätten. Oma winkt ab... Nje nado... Er lässt sich aber nicht abweisen. Ein junger Leutnant, der erstaunlich gut Deutsch spricht, mischt sich ein. Es kommt zum ersten Mal zu einem Gespräch mit einem russischen Offizier über den Krieg. Uns interessiert vor allem eine Frage: Wann ist dieser Krieg zu Ende? Der Leutnant sagt: „Wir hoffen, dass wir Deutschland vor Eintritt des nächsten Winters besiegt haben.“ Wir sind entsetzt. Oma ruft: „Aber wir sind jetzt doch schon besiegt und haben verloren.“ Der Russe schüttelt den Kopf. „Wir treffen überall auf erbitterten Widerstand, aber vor allem, was wir niemals erwartet haben, auf riesige Vorräte an Lebensmitteln. Damit kann Deutschland noch eine Weile Krieg führen. Bei uns in Russland herrscht schon lange Hungersnot.“ Zum Schluss betont der Russe: „Nach diesem Krieg wird es keinen weiteren Krieg mehr geben!“ Unsere Oma ist erstaunt, hat sie doch immer wieder die Ansicht vertreten: Kriege waren, sind und bleiben! „Warum glauben Sie das, Herr Offizier?“, will sie wissen. Der Russe zeigt auf mich. Ich stehe ein paar Meter abseits und bin dabei, mir eine verstümmelte Leiche am Straßenrand genauer anzusehen. „Weil diesmal selbst Kinder den Krieg gesehen und miterlebt haben. Das hat es bisher noch nie gegeben. Wer diesen Krieg als Kind erlebt hat, wird nie wieder in einen Krieg ziehen!“ - „Da können Sie Recht haben, Herr Offizier“, meint meine Oma nachdenklich.


Vor Großrakitt treffen wir mit zwei Treckwagen zusammen, die von jeweils einem Mann allein gelenkt werden. Sie kommen von Danzig. Ihre Familien sind mit Schiffen abtransportiert worden, aber nur die Frauen und Kinder, und sie mussten zurückbleiben. Jetzt versuchen sie, die Gespanne wieder nach Hause nach Westpreußen zurückzubringen. Alle haben jetzt nur ein Ziel: Nach Hause! Nach Hause! Wir wundern uns, dass diese Männer mit den vollbeladenen Wagen durchkommen. Wir bitten sie, die nächste Nacht gemeinsam mit uns zu verbringen. Die Männer bestehen aber darauf, dass wir tief in den Wald hineinfahren, weit weg von der Hauptstraße. Wir fahren kilometerweit über Waldwege, bis wir auf eine Lichtung inmitten hoher düsterer Tannen treffen. Dort werden unsere fünf Wagen im Karree aufgestellt und bilden eine Wagenburg. Aus Feldsteinen errichten die Männer fachmännisch einen Herd und machen Feuer. Jeder gibt einige besondere Lebensmittel zum Abendbrot. Alle haben noch reichlich Vorräte und so wird es ein wirklich großartiges Abendmahl innerhalb unserer kleinen Schicksalsgemeinschaft, wie wir es auf der ganzen Flucht noch nicht hatten. Fast vergessen wir, dass wir im Krieg und unter russischer Besatzung sind. Die Nacht verläuft ganz ruhig. Niemand traut sich hierher in den tiefen dunklen Wald hinein. Am nächsten Morgen haben es die Westpreußer sehr eilig. Sie ziehen ganz früh weiter. Wir bleiben noch bis gegen Mittag im Wald.

Es ist Nebel aufgezogen, und wir haben sehr schlechte Sicht. In der Ferne ist Lärm zu hören, Pferde wiehern, Rufe ertönen und Peitschen knallen. Eine Viehherde scheint abgetrieben zu werden. Oma sagt: „Nun treiben sie doch unser Vieh weg.“ Als wir näher herankommen, sehen wir, dass es deutsche Zivilisten sind, die von berittenen Russen durch den Wald getrieben werden. Die Russen schlagen mit Peitschen auf die Männer ein, die ihr Bündel über den Kopf halten. Oma ruft, ob Leute aus Bütow oder Großtuchen dabei sind. Aber sie erhält keine Antwort.


Dann erreichen wir endlich den Jassener See und das Dorf Jassen und damit sind wir in unserem Heimatkreis Bütow angekommen und fühlen uns schon fast wie zu Hause. Wir fahren durch das unzerstörte Dorf, in dem aber kein einziges lebendiges Wesen zu sehen ist.

Vor Kleinpomeiske stecken wir wiedermal mit unserem großen Wagen tief im Schlamm und kommen nicht vorwärts und auch nicht zurück. Alle müssen zupacken, aber der Wagen ist nicht von der Stelle zu bewegen.

Von Bütow her kommt uns eine Gruppe Männer entgegen, die an der Kleidung ein blau-weiß-rotes Emblem haben. Der Anführer schwenkt eine ebensolche Fahne. „Es ist die Tricolore, das sind Franzosen“, erklärt uns Oma, die einfach alles weiß. Wir sind erleichtert, dass es ehemalige französische Kriegsgefangene sind, die die Russen befreit haben, denn Franzosen sehen wir schon lange nicht mehr als Feinde an. Oma wagt es daher auch, den Anführer, einen riesigen Mann, zu bitten, uns zu helfen. In tadellosem Deutsch brüllt er zu uns herüber: „Das könnte euch so passen. Verrecken sollt ihr Deutschen alle!“ Die anderen Franzosen machen aber einen freundlichen Eindruck, trotzdem helfen sie den deutschen Frauen und Kindern nicht. Wahrscheinlich sind sie eingeschüchtert und haben Angst vor ihrem fanatischen Wortführer.


In Pomeiske treten zum ersten Mal Polen auf. Sie tragen eine Uniform mit einer eigenartigen viereckigen Mütze, der Konfederatka, die ich noch nie gesehen habe. Es ist eine Kontrolle der polnischen Miliz. Durawas dürfen weiter fahren, weil sie sich als Kaschuben ausgeben, was alle immer leicht überzeugt, denn sie sprechen die kaschubische Sprache fließend. Wir werden auf einen abgesperrten kleinen Platz geleitet. Die Polen durchsuchen unsere Wagen lange und gründlich, rühren aber nichts an, obwohl wir noch Wertsachen und auf jeden Fall reichlich Lebensmittel bei uns haben. Sogar ein Sack mit Zucker, ein ganzer Zentner, befindet sich auf unserem Wagen. Unsere Oma bietet den Polen von unseren Schinken, Dauerwürsten und Zucker an. Sie sollen sich nehmen, was sie brauchen. Wir hätten noch genug. Es reicht für alle. Aber die polnischen Offiziere schütteln nur den Kopf. Nein, sie wollen uns nichts wegnehmen. Und mit einer Handbewegung auf uns Kinder sagen sie: „Sie werden das alles noch dringend selbst brauchen!“ Auf dem eingezäunten Platz müssen wir die Nacht verbringen. Das schützt uns aber vor den Russen. Wahrscheinlich haben die Polen uns deswegen auch in der Nacht festgehalten. Zum dritten Mal verbringen wir eine ganz ruhige Nacht. Früh morgens geht Oma zum Wachhäuschen und fragt, ob wir weiter fahren können. Wortlos geben die Polen den Weg frei.


Wir sind jetzt bloß noch mit der Familie Pelz zusammen. Die beiden Wagen werden von den Ukrainer-Mädchen gelenkt. Unsere Oma gibt die Fahrtroute an und ist streng darauf bedacht, die Stadt Bütow zu umgehen. Nach unserer Erfahrung vom 11. März im brennenden Lauenburg wollen wir auf keinen Fall durch Bütow fahren.

Wir glauben, dort wäre es ebenso schlimm. Das erweist sich aber als ein folgenschwerer Irrtum. Bütow ist an diesem Tag völlig russenfrei. Kaum jemand ist in der Stadt. Wir wären ganze zwei Tage früher zu Hause gewesen, wären wir auf der Hauptstraße geblieben. Oma führt uns über abgelegene Feldwege. Sie kennt hier jeden Waldweg, da sie aus Gustkow stammt. Manchmal geht es auch einfach nur über Felder, da Wege nicht mehr zu erkennen sind. Wir fahren von Großpomeiske über den Feldweg nach Gustkow, am Wald Richtung Dampen entlang, dann wieder über einen Feldweg nach Gramenz und durch den Borntuchener Forst kommen wir nach Damerkow. Eines hat sie aber nicht berücksichtigt, und das wird uns fast zum Verhängnis: Nach dem vielen Schnee setzt gerade Tauwetter ein, die Wege sind total verschlammt und durch Panzerraupen und schwere Militärfahrzeuge aufgewühlt, denn genau diese Gegend war erst vor 8 Tagen der Bereitstellungsraum der Russen für den Angriff auf Bütow gewesen. Unsere schwachen Pferde schaffen es nicht, unseren schweren Wagen durch die Schlammpfützen zu ziehen. Manchmal brauchen wir stundenlang, um von der Stelle zu kommen. Auf den einzelnen Gehöften und in Gramenz treffen wir keine Menschseele an, nur ab und zu ist eine total verstümmelte Leiche zu sehen. In Damerkow am Bahnwärterhäuschen taucht plötzlich ein Russe mit einem langen Gewehr auf. Er durchsucht Pelzens kleinen Wagen sehr sorgfältig, eine ganze Stunde lang, nimmt aber nichts weg. In unseren großen Treckwagen schaut er überhaupt nicht hinein.

Über verschlammte Feldwege geht es weiter. Kurz vor Tangen treffen wir in einem Hohlweg auf ein seltsames Gespann, das von zwei lahmen Ochsen gezogen wird. Es gehört Fleischer Möller aus Großtuchen. Mein Klassenkamerad Sigi ist auch dabei. Alle sind aber sehr niedergeschlagen. Kaum ein Wort ist von ihnen herauszubekommen. Nur mühselig erhalten wir Antwort auf unsere Fragen. Sie sagen uns nicht einmal, dass sich auch unser Postmeister Kolberg mit seiner Frau und den beiden Mädchen, Brigitte und Margot, auf dem Wagen befinden. Da unsere kleinen erschöpften litauischen Pferde mit den starken Ochsen nicht mithalten können, verlieren wir uns aber bald wieder.

Vor Abend kommen wir in Tangen an. Mitten im Dorf treffen wir eine alte Frau mit 6 oder 8 Kindern an. Russen sind nicht im Dorf. Wir beschließen daher, die Nacht hier zu verbringen. Auf unsere Frage, wo die Mütter der Kinder sind, erhalten wir ausweichende, nichtssagende Antworten. Wir erfahren, dass am Vormittag die Männer abgeholt wurden. Sie durften nochmals kurz nach Hause gehen, um sich von ihren Familien zu verabschieden. Sie sollen nach Sibirien kommen, hat man ihnen gesagt.

Also stimmt es doch, was man immer von den Russen erzählt hat! Uns droht Sibirien.

In der großen Küche stehen riesige Töpfe mit Fleisch. Unsere Oma achtet darauf, dass das Fleisch gebraten wird, ehe wir es essen und dass wir kein Wasser trinken. Ich tue es trotzdem heimlich. Der Durst ist zu groß. Wir haben ein großartiges Abendessen, wie bei einem Schlachtfest. Ein paar Wochen später erfahren wir durch Zufall, dass die alte Frau mit allen Kindern durch Typhus umgekommen ist, kurz nachdem wir dort waren. Das Fleisch und Wasser war mit Typhusbazillen verseucht. Tage- und nächtelang quäle ich mich mit schwerem Durchfall herum, überstehe aber die Infektion.


Am nächsten Tag gegen Mittag ziehen wir weiter. Wir fahren aber nicht über Kleintuchen, da wir glauben, die Eisenbahnbrücke vor Großtuchen ist gesprengt, und wir kommen mit unseren Wagen nicht ins Dorf hinein. Am Langen See stecken wir wieder fest. Nach Stunden erreichen wir endlich die Hauptstraße Bütow-Rummelsburg. Auf der trockenen Asphaltstraße rollt unser Wagen mit Leichtigkeit dahin. Endlich haben wir es geschafft. Großtuchen liegt vor uns. Wir holen einen Zivilisten ein, der mitten auf der Straße einen hochbeladenen Handwagen zieht. Oma lässt anhalten und fragt, ob er mitfahren möchte. Wir können ihn bis Großtuchen mitnehmen, und er kann seinen Handwagen an unseren Wagen ankoppeln. Es ist ein Pole aus der Gegend von Borzyskowo, mehr ist aber nicht herauszubekommen. Der Pole lallt etwas Unverständliches und schwenkt eine halbleere Flasche Korn. Wir nehmen das als Einverständnis, befestigen seinen Handwagen an unseren Treckwagen, und weiter geht die Fahrt. Kaum hat sich unser Gast auf dem Kutschersitz bequem gemacht, schubst er Warka fort, ergreift Leine und Peitsche und erklärt, Wagen und Pferde gehören jetzt ihm, und wir sollten verschwinden. Und er schlägt wie verrückt auf die schwachen Pferde ein, die ohnehin ihr Letztes hergeben. „So haben wir nicht gewettet, Freundchen“, meint unsere Oma und winkt mir heimlich zu, ich solle den Handwagen abkoppeln. Ich habe aber Angst, der Pole könnte eine Waffe haben und schießen. Da löst meine Oma selbst das Seil, mit dem das Handwägelchen an unseren großen Wagen festgebunden ist, wartet noch eine Weile und tippt dem Polen dann auf die Schulter, er solle sich mal umsehen. In der Ferne ist sein abgekoppeltes Wägelchen mitten auf der Straße zu sehen! Wie ein Blitz schnellt der Pole hoch, lässt Peitsche und Leine fallen, springt vom Wagen und rennt zurück. Sein Handwagen muss ihm doch wertvoller sein, als unser ganzer Treckwagen.

Sofort nimmt Oma die Peitsche in die Hand und treibt unsere Pferde an. Wir haben Glück, die Straße geht jetzt bergab und die Pferde traben los. Von weitem sehe ich unseren Polen mit erhobenen Fäusten herumfuchteln. Er hat unsere List erkannt, aber zu spät. Wieder einmal hat unsere Oma einen ernsten Zwischenfall mutig und resolut bewältigt.


Als erste Rückkehrer in Großtuchen

Dann fahren wir in Großtuchen ein. Es ist ein überwältigender Augenblick, nach Hause zu kommen. Alle Strapazen der Flucht sind fast vergessen. Wir staunen, dass alle Gebäude und Häuser noch stehen. Wir hatten ein völlig zerstörtes Dorf erwartet. Nur in der Nähe des Knitterschen Grundstücks liegt an der Straße das große Wrack eines russischen Kampfflugzeuges als stummer Zeuge erbitterter Kämpfe. Ich möchte es mir gern näher ansehen, aber meine Oma verbietet es mir streng.

Nach unseren verhängnisvollen Erfahrungen mit den aufgeweichten Schlammwegen vor Bütow entschließen wir uns, doch lieber durchs Dorf zu fahren und auf der festen Asphaltstraße zu bleiben, als den kürzeren Feldweg zu nehmen, der am Wohrländer See entlang und am Grundstück von Kautz vorbei zur Obermühle führt. Außerdem befürchten wir, wir könnten auf Blindgänger oder Minen treffen, da die Zufahrtswege zum Dorf sicher vermint wurden. Vor der Kamenzbrücke an der Apotheke lässt unsere Oma uns vom Wagen steigen und einzeln in großem Abstand im Gänsemarsch über die Brücke gehen. Wieder denkt sie an alles. „Ist etwas vermint, dann ist es die Brücke. Wenn wir die ersten sind, die mit dem großen Wagen ins Dorf kommen, trifft es uns“, meint unsere Oma. Nichts Verdächtiges ist jedoch zu bemerken. Wir kommen sicher hinüber und sind die ersten, die so über die Brücke mit vollbeladenem Treckwagen in Großtuchen einfahren. Alle anderen Großtuchner kommen mit weniger Sachen, die meisten Monate später bettelarm und zu Fuß zurück.

Drei Tage später wird an dieser Stelle ein russisches Fuhrwerk auf eine schwere deutsche Panzermine fahren und in die Luft fliegen. Die Pferde und ein Russe kommen dabei um. Die ersten Deutschen im Dorf, die schon zurück sind, werden zusammengeholt und sollen in der Nacht dafür als Rache erschossen werden, darunter auch die Familie Kolberg. Herr Kolberg sagt nur noch: „Wenn sie uns erschießen, dann die Kinder zuerst!“

Der Pole Jan Kraszewski, den wir aus unerklärlichen Gründen einfach Conny nennen und der schon seit 1939 im Dorf beim Gastwirt Deubel arbeitet, und jetzt in der russischen Kommandantur angestellt ist, wendet alles auf, um den Russen zu beweisen, dass „seine Deutschen“ das nicht gewesen sein können. So kommen sie wieder frei.

Warum die deutsche Panzermine auf den federleichten „Panjewagen“ ansprach, nicht aber auf unsere beiden schwerbeladenen Treckwagen, bleibt ewig ein Rätsel der Sprengtechnik. Nicht aber für unsere Oma. „Gott hat uns behütet“, sagt sie.

Aufmerksam betrachten wir jedes Haus im Dorf, an dem wir vorbeifahren, links die Molkerei, Möllers Fleischerei, rechts das Pfarrhaus von Pecker. Alle Gebäude haben zahlreiche Einschüsse, vor den Türen liegen Haufen von Schutt, Gerümpel und zerschlagene Möbel. Hier muss es zu heftigen Gefechten gekommen sein. An der Kreuzung bei Schivelbein halten wir kurz. Oma schickt mich zur Schule vor, um zu erkunden, ob irgendwo schon Menschen da sind. Vor der Schule sehe ich im Halbdunkeln von weitem zehn oder zwölf Leichen in Wehrmachtsuniformen. Obwohl sie stark verstümmelt sind, kann man die Verbände noch erkennen, und Blutlachen gibt es nicht. Es sind hier also Verwundete nicht erschossen, sondern erschlagen worden. Da renne ich mit Entsetzen zurück. Von meiner grausigen Entdeckung berichte ich nichts. Sie werden es schon selbst sehen.

Vor dem Haus von Dr. Harthun liegt ein riesiger Haufen Hausrat. Ich suche nach Büchern, finde aber nur einen Taschenkalender von 1938, in Leder gebunden, mit dickem Anhang, den ich mir mitnehme. Es kommt zu einem großem Streit mit meiner Oma. Sie behauptet, das wäre Diebstahl. Die Sachen gehören mir nicht, ich könnte mir nicht einfach anderer Leute Besitz aneignen. Ich vertrete verbissen die Auffassung, dass es besser sei, ich nehme sie mir, als die Russen, oder sie verkommen auf der Straße. Außerdem betrachte ich die Sachen als eine Art herrenloses Strandgut. Wir können unseren Streit nie klären. Das kleine dicke Taschenbüchlein mit Kalender und Tagebuch wird mir jedenfalls jahrelang täglicher Begleiter sein und ist das einzige gedruckte deutsche Wort in der Zeit meiner späteren Zwangsarbeit und noch lange danach in verschiedenen Lagern, als ich fast drei Jahre lang keinerlei Schulunterricht habe.


Auf dem Haus von Bäcker Borchardt raucht der Schornstein. Endlich ein Zeichen von Menschen. Wir halten an. Dann fürchten wir aber, es könnten Russen sein. Nach langer Beratung wird Warka beauftragt, die Lage zu erkunden. Sie kommt ewig nicht wieder. Ich nutze die Zeit und schaue mir die Umgebung an. Das Kriegerdenkmal, auf dem der Name meines Großvaters, der auch mein Name ist, zu lesen ist, steht noch, nur der preußische Adler ist abgeschossen und liegt 5 m weiter entfernt. Dann taucht Warka endlich auf. Unter jedem Arm hält sie ein frisches noch dampfendes Brot. Borchardt ist gerade von der Flucht zurück und backt für die Russen und verteilt Brot. Wir erfahren, dass wir zu den Ersten gehören, die zurückgekommen sind, dass die Russen im Postgebäude ihre Kommandantur eingerichtet haben und zu unserem großen Erstauen auch die Polen im Haus neben dem Bäcker Dombrowa eine Kommandantur haben. Viel mehr weiß er auch noch nicht.


Berliner geben sich als Polen aus

Gleich hinter der evangelischen Kirche im Haus des Fleischbeschauers Lahr bemerken wir wieder einen rauchenden Schornstein. Diesmal haben wir keine Angst. Oma geht selbst hinein und nimmt mich mit. In der kleinen Küche hantiert eine junge Frau. „Gostomskis Stefanie“, ruft meine Oma erstaunt. „Was macht ihr Berliner denn noch hier?“ Die Familie Sabisch gehört zu den zahlreichen Bombenflüchtlingen, die wir im vorigen Jahr in Großtuchen hatten.

Die Begrüßung ist aber kühl. Die Frau erklärt uns, dass sie jetzt Polen seien und mit Deutschen möglichst nichts zu tun haben möchten. Sie haben sich hier ein Grundstück genommen und werden Landwirtschaft betreiben. Uns bleibt die Sprache weg. „Aber ihr könnt euch doch nicht einfach den Besitz anderer Leute aneignen“, ruft Oma. Wenn die Besitzer wiederkommen, sollen sie wohl bei euch arbeiten? Und als Katholiken seid ihr noch lange keine Polen! Ihr Berliner habt doch von Landwirtschaft gar keine Ahnung!“ Dass sich die Berliner wieder mal so überheblich benehmen, empört meine Oma maßlos. Im Herbst, als die Russen in Ostpreußen eindrangen und wir ernstlich mit den Vorbereitungen zu einer Flucht begannen, hatten die Evakuierten aus Berlin, darunter auch die Schwägerin meiner Oma, Lenchen Dobersalski als deren Wortführer, Großtuchen überstürzt mit der Begründung verlassen: In der Nähe unseres Führers ist es doch am sichersten! Entrüstet gehen wir ohne Gruß fort. Hier haben wir nichts zu suchen. Oma sagt noch wütend: „Das werden die Russen niemals zulassen!“ und schlägt die Tür zu. Vier Wochen später erfahren wir, dass die russische Kommandantur hier hart zugepackt hat. Eine bestimmte Schadensfreude kommt bei uns auf. Schon Anfang September, als in Großtuchen noch niemand daran denkt fortzugehen, ziehen die Berliner in ihre zerstörte Stadt zurück. Ihr Polen- und Landwirtschafts-Projekt ist total gescheitert.


Ein Deutscher als russischer Hilfspolizist

Als wir an die Straße nach Neuhütten kommen, sehen wir das erste abgebrannte Haus in Großtuchen. Es ist ein Haus von Gustav Kramp, in dem auch unsere Oma ihre Wohnung hatte. Auch dieses Unglück nimmt sie wie immer mit Gleichmut auf. Aus dem nächsten Haus, dem Grundstück von Gustav Kramp, hängt aus dem Bodenfenster eine polnische weißrote Fahne.

Hinter dem ehemaligen Meyerschen Gut kommt uns auf der Teerstraße ein Zivilist entgegen, ein älterer Mann. Er trägt eine rote Armbinde. „Das ist doch Josef“, ruft unsere Oma erfreut. Tatsächlich, es ist Josef Gierschewski, unser Nachbar von der Obermühle. Auch er freut sich sichtlich. Stolz erzählt er, dass die Russen ihn schon zum Hilfspolizisten für Großtuchen ernannt haben. Jetzt sucht er sich eine Wohnung im Dorf, denn sein Haus auf der Obermühle ist auch abgebrannt. Er will sich die Wohnung des Polizisten Anklam nehmen, denn das wäre ja jetzt die Dienstwohnung, die seiner Stellung entspricht. Wir finden das durchaus in Ordnung, zumal er beteuert, er möchte niemandem die Wohnung wegnehmen. Er gibt einen langen Bericht, über seine Flucht in die Wälder bei Lindenbusch, dass er von SS und Russen gleichermaßen gut behandelt wurde, und was in Großtuchen los ist. Wir erfahren, dass Barskes Obermühle total zerstört ist und auch die umliegenden Häuser abgebrannt sind. Überall liegen Leichen und totes Vieh. Aber alle 4 Abbauten auf der Obermühle stehen noch. Wir sollten nicht erschrecken, auf unserem Dachboden liege ein toter Russe. Wir sind Josef dankbar für alle Informationen, und dass er sich schon überall umgesehen hat. Außerdem sind wir froh, dass ein Deutscher im Dorf Polizist ist. Dann kann es wohl so schlimm nicht werden. Und unsere Oma sagt: „Josef, dann weißt du ja, was du zu tun hast. Denke daran, dass die Russen mal abziehen werden und du doch weiter unter uns leben willst!“ Josef verspricht es.

Auch später erinnert unsere Oma ihn immer wieder an sein Versprechen. Einmal sagt er aber, er könne nicht für alles verantwortlich gemacht werden. Vor kurzem hätte man einen jungen Burschen in Zivil aufgegriffen, der bei sich eine Bescheinigung hatte, dass er als Angehöriger der Waffen-SS berechtigt wäre, auch in Zivil Waffen zu tragen. „Wenn die so dämlich sind, kann ich auch nichts mehr machen“, schimpft er.


Wieder zu Hause auf der Obermühle

Dann kommen wir zur Obermühle. Es sieht wirklich entsetzlich aus. Barskes große Mühle ist ein einziger Trümmerhaufen, der immer noch von den Bränden schwelt. Vom altehrwürdigen Wohnhaus liegt nicht mehr ein Stein auf dem anderen. Nur ein paar baufällige Schuppen und die alte Scheune sind heil geblieben. Auf dem Hof der Obermühle zähle ich 25 tote Pferde. Im Garten von Prondzinski an der Straße sehen wir ein frisch hergerichtetes Grab, ein Russengrab mit Denkmal und Inschrift. Warka übersetzt uns den Text. In goldenen Lettern steht groß auf dem Denkmal: Полковник. Es ist der Batallionskommandeur, ein Oberst, der hier gefallen ist.

Beim Nachbarn Pelz halten wir an. Weiter trauen wir uns noch nicht vor. Da kommt etwas in rasender Geschwindigkeit den Feldweg von unserem Grundstück her gerannt. Es ist Pfiffi, unser Wolfsspitz. Er jault und rast vor Freude, springt an jedem hoch, begrüßt jeden einzeln, und ist außer sich. Wir sind es auch. 16 Tage hat unser Hund allein den Hof bewacht und die tagelangen schweren Kämpfe heil überstanden. Alle Nachbarhunde treffen wir tot oder verstümmelt an. Wir hatten Pfiffi auf den Treck mitgenommen. Aber als wir das Dorf bei den Zollhäusern verlassen hatten, war er plötzlich fort und fünf Kilometer im Dunkeln zum Grundstück zurückgerannt, seiner Pflicht gehorchend, die Kühe zu bewachen. Er hat als Einziger die Stellung nicht verlassen, als alles lief und flüchtete.

Da unser Wohnhaus durch einen Artillerievolltreffer schwer beschädigt ist, quartieren wir uns zunächst beim Nachbarn Pelz ein. Zuerst wird sauber gemacht. Überall liegen Unmengen von Dreck und Kriegsmaterial. Die Zimmer sind total verdreckt. Auf unserem Grundstück stelle ich zwei Feldartilleriestellungen fest, außerdem ein MG-Nest, unzählige Schützenlöcher, aus denen nach den Hülsen gerechnet genau 83 Schuss aus Karabinern abgefeuert wurden, und viele Kisten mit Artilleriegeschossen. Gewehrmunition und Handgranaten liegen noch überall verstreut herum.

Genau hier erfolgte der Hauptstoß der 70. Sowjetarmee von Reckow-Pyaschen aus. Die Kühe sind noch vollzählig vorhanden, nur die Schweine, Hühner und Gänse fehlen. Wir machen uns sofort an die Aufräumarbeiten. Unsere erste Handlung ist die Beerdigung des russischen Soldaten, der auf dem Dachboden liegt. Eine deutsche Artilleriegranate, die unser Wohnhaus zur Hälfte zerstört hat, hat ihm den halben Kopf und die rechte Hand abgerissen. Wir wickeln ihn und was wir von ihm noch finden, in eine Zeltplane und beerdigen ihn im Wald. Monate danach finden wir immer noch einzelne Knochen des Toten auf dem großen Boden verstreut. Auf sein Grab pflanzt Mutter später eine Lärche, ein bei uns seltenes Bäumchen, damit die Stelle erkennbar bleibt.


Ab und zu erscheinen Russen, und auch Josef Gierschewski, der bereits einen weiteren Hilfspolizisten bei sich hat, kommt immer wieder mal, um die Frauen zur Arbeit zur Kommendantur zu holen. Die Ostarbeiterinnen müssen sich täglich in der Kommandantur melden. Sie werden bereits als Strafgefangene angesehen. Die Schienen der Eisenbahnstrecke Bütow-Rummelsburg werden abmontiert, meist von Frauen und Mädchen. Einmal wird ein Sonderbefehl erlassen: „Alle Erwachsenen haben ins Dorf zu kommen. Wer nicht erscheint, wird erschossen“, überbringt Josef Gierschewski den ausdrücklichen Befehl der russischen Dorfkommandantur. Die Frauen laufen schon vor dem angesetzten Termin hin. Sie kommen am späten Nachmittag zurück und tragen freudestrahlend riesige Fleischstücke in der Schürze, die Fleischer Möller auf Befehl des Kommandanten verteilt hat. Männer kehren nicht mehr zurück. Sie kommen nach Sibirien. Darunter ist auch der Freund meines Vaters, Albert Metel.


Ich schmuggle Lebensmittel ins Gefangenenlager

Ein paar Tage nach unserer Rückkehr von der Flucht, werde ich von unserer Oma gefragt, ob ich mir zutraue, einen geheimen Auftrag auszuführen. Mutter darf aber nichts erfahren. Ich soll mich zu dem 3 km entfernten Bahnhof vorschleichen und dort ein Netz übergeben. Was drin ist und für wen es bestimmt sei, gehe mich nichts an. Das Netz ist sehr schwer. Kartoffeln und Brot sind es jedenfalls nicht. So ziehe ich los durch das leere Dorf. Zuerst versuche ich, mich im Chausseegraben vorwärtszubewegen, gewissermaßen auf Ellbogen und Zehenspitzen, wie wir es beim Jungvolk gelernt haben und ziehe das schwere Netz hinter mir her. Bald muss ich aufgeben, da ich nicht mehr vorwärts komme.

Der Straßengraben ist überfüllt mit Dreck und Schutt. Immer wieder treffe ich auf totes Vieh, Pferde und Hunde. Am meisten aber machen mir die Kupferdrähte von den abgenommenen Telefonleitungen zu schaffen, die alle 100 Meter zusammengerollt liegen und wie Fußangeln wirken. Ich laufe über das „Dreieck“ am ehemaligen Gut, schleiche mich am Gehöft meines Onkels Gustav Kramp vorbei, an dem immer noch eine rot-weiße Fahne gehisst ist, dann am Bahndamm entlang. Auf der fernen Dorfstraße sehe ich ein Fahrzeug. Ich werfe mich in den Straßengraben und höre auf das Motorengeräusch des Jeeps. Das Geräusch verschwindet Gott sei Dank in Richtung Rummelsburg. Man hat mich nicht gesehen. Dann gelange ich an die Drei-Brücken, an denen wir so gern gespielt haben. Dieses gewaltige Bauwerk gibt es nicht mehr. Seine Bögen, Pfeiler und Mauern liegen zerschmettert auf der Wiese. Große Gesteinsbrocken sind mitten in die Kamenz geflogen und haben den Fluss stellenweise umgeleitet. Vor ihrem Abzug hat die Wehrmacht die Brücke noch schnell gesprengt. Aber die Russen haben schon wieder drei Pfeiler aus einfachen Holzbalken errichtet und Schienen darüber gelegt. Ich staune, dass das halten soll. Vorsichtig umgehe ich die Brücke. Die zersprengten Teile im Fluss liegen so dicht, dass ich ohne Schwierigkeiten von Stein zu Stein hinüberspringen kann. Dann sehe ich von weitem den Bahnhof. Die Gebäude rundherum stehen, aber sind angeschossen. Das Dach vom Bahnhof ist total durchlöchert. Auch Gatermanns Villa steht noch. Ein lebendes Wesen ist aber nicht zu sehen. Vor dem bezeichneten Schuppen warte ich im Straßengraben. Ich bin wütend auf Oma, die mich hierher bestellt hat, und niemand ist nun da. Schon überlege ich zurückzuschleichen, da löst sich auf der anderen Seite der Straße hinter einem dicken Baum ein Schatten und jemand ruft: „Komm hierher, Junge...“ Ich richte mich auf, grüße den Mann, der mir bekannt vorkommt, und laufe zu ihm hinüber. Es ist ein Großtuchener. Ich habe ihn früher öfter mit Vater sprechen sehen, aber seinen Namen weiß ich nicht. Der Mann schaut sich mit schreckerfüllten Augen wild nach allen Seiten um und sagt angstvoll: „Mein lieber Junge, wenn das jetzt jemand gesehen hat, dann schlagen sie uns beide tot. Das dürfen wir jetzt nicht mehr, Heil-Hitler sagen...!“ Ich bin schwer beleidigt. Als wenn ich das nicht selbst wüsste! Ich weiß nicht, was der Mann hat. Ich habe auf keinen Fall den Hitlergruß angewendet. Das weiß ich genau. Er greift hastig zum Netz und weiß also besser als ich, was ich bringe, und sagt: „Jetzt lauf schnell nach Hause, so schnell du kannst und danke deiner Oma...“

Erst viel später wird mir nach und nach klar, was der Mann meinte. Ich grüßte ihn wirklich mit „Guten Tag“ von der anderen Straßenseite, hob dabei aber automatisch die rechte Hand und das sah er. Es war eine ganz unwillkürliche Reaktion beim Grüßen, die wir lange nicht los wurden. Wir kannten es ja nicht anders.

Auf dem Rückwege lasse ich mir Zeit und beschaue mir die leeren Gehöfte. Ich gehe auch durch die Brücke auf der Straße nach Neuhütten und werfe ein Blick auf das Grundstück von Labuhns. Vielleicht ist dort schon jemand zurück. Aber das schöne Wohnhaus ist leer. Auf dem Hof und an der Straße liegen Möbel und Sachen aufgetürmt und wie überall ein furchtbarer Dreck. Am Gut liegen immer noch die fünf toten deutschen Soldaten unbeerdigt, die ich mir näher ansehe. Auf Barskes zerstörter Mühle schwelt es immer noch. In den Trümmern suche ich nach Handwerkzeug und Nägeln und nehme es mit. Wie schön kann man das gebrauchen, wo jetzt überall etwas repariert und zugenagelt werden muss. Erst spät komme ich nach Hause. Oma empfängt mich sichtlich aufgeregt und glaubt, ich sei von den Russen festgenommen worden. „Hast du das Netz übergeben? Hat es geklappt?“, überschüttet sie mich mit Fragen. „Na und“, sage ich gleichgültig, „das war doch nichts weiter”, erzähle aber nichts von meinem peinlichen Hitlergruß. Ich sehe nur noch, wie Oma hinter mir in die Knie sinkt und betet. Es ist ein großes Dankgebet zum Himmel.


Unsere Nachbarin wird erschossen

Am 24. März um die Mittagszeit tauchen plötzlich zwei Russen auf, die einen besonders furchterregenden Eindruck machen. Warka, die Ukrainerin, die immer noch bei uns ist, beschäftigt sich aus Angst mit dem Abwasch. Wir anderen sitzen am Tisch. Das sehen die Russen und der eine, der leidlich Deutsch spricht, beginnt uns zu beschimpfen. Jetzt müssten die Deutschen arbeiten und die Russen werden sich ausruhen. Wie immer in kritischen Situationen bewahrt unsere Oma ruhiges Blut und sagt mit fester Stimme: „Wir haben immer mit den Russen zusammengearbeitet und alles gemeinsam gemacht, wir werden es auch weiterhin tun. Es ist nicht notwendig, etwas zu ändern!“. Der Russe wird rot vor Wut, greift nach seinem Gewehr, besinnt sich dann aber plötzlich und schweigt. Der andere Russe fragt ihn, was Oma gesagt hätte. „Prawdu skasala ... Sie hat die Wahrheit gesagt. Gegen diese Deutschen habe ich nichts!“ Und so plötzlich wie sie gekommen sind, verschwinden sie.

Am Nachmittag kommt Anna, das Ukraine-Mädchen von Nachbar Pelz, schreiend angelaufen. Sie hat einen derartigen Schreikrampf, dass es nicht möglich ist herauszubekommen, was geschehen ist. Mutti muss lange auf sie einreden, bis es endlich gelingt. Iwan, ein russischer Kriegsgefangener, der im Herbst 1944 kurz auf dem Hof von Pelz gearbeitet hat und von dort geflohen ist und danach erwischt wurde, ist gekommen und hat sich gerächt. Er hat die junge Frau Pelz getötet, da er glaubte, sie hätte sein Verschwinden damals angezeigt. Sie, eine junge Frau, die im 9. Monat schwanger ist, muss sich auf dem Hof vor dem Misthaufen aufstellen und Iwan zielt aus einigen Metern Entfernung aus einem Gewehr auf ihren Kopf. Die Kugel trifft die linke Schläfe und durchschlägt den gesamten Schädel. Frau Pelz ist sofort tot. Der Russe schultert sein Gewehr und fährt mit dem Fahrrad davon. Dabei pfeift er die damals überall bekannte Schlagermelodie: „Schenk mir dein Lächeln, Maria!“.

Ich laufe mit Anna mit. Frau Pelz ist schon in einem Leerzimmer aufgebahrt und sieht aus, als ob sie schläft. Sie sieht furchtbar dick aus mit ihrem riesigen Bauch. Die kleine Lieselotte läuft in unbewachten Augenblicken immer wieder in das leere Zimmer zu ihrer toten Mutti, streichelt sie und bittet sie, doch bald wieder aufzuwachen. Durawa geht zur Kommandantur, um den Fall zu melden. Der Kommandant sagt, wir sollen sie zu Hause eingraben und kein Aufsehen machen. Am anderen Tag ist die Beerdigung. Den Sarg machen wir aus einem großen Kleiderschrank. Wieder mal helfe ich, ein Grab zu schaufeln.


Dann kommt der April mit täglich neuen Ereignissen. Aber sie erfassen uns nicht mehr so, wir sind inzwischen empfindungsloser geworden. Nichts kann uns mehr erschüttern. Unsere Ostarbeiter-Mädchen, Warka und Anna, die über 3 Jahre bei uns waren, verlassen uns weinend. Sie müssen zu Fuß in ihre Heimat zurück und wissen bereits, dass dort die Verurteilung auf sie wartet und das Arbeitslager. Ihr Zwangsarbeitsdienst in Deutschland wird als freiwillige Zusammenarbeit mit den Faschisten bewertet. Dann kommen die ersten Deutschen, die uns nach der Flucht besuchen: Albert Glischinski und seine Frau Marta aus Piaschen und später die Jungen vom Müller Boese aus Zemmen. Fritz Schamuhn und seine Tochter erscheinen und bringen uns die letzten Mitteilungen von unserem verwundeten Vater. Das Nachbargehöft von Basowski wird von den Russen in Brand gesteckt. Sie befürchten wohl, dass die immer noch leerstehende Gebäude als Unterschlupf für Partisanen oder entlaufene Kriegsgefangene dienen könnten. Vor deutschen Partisanen haben sie eine geradezu krankhafte Angst.

Sie glauben, die Deutschen machen jetzt das gleiche wie sie im Krieg. Flüchtende Soldaten sehen wir jetzt öfters. Scheu schauen sie von weitem, und wenn wir dichter herangehen und winken, verziehen sie sich meist verängstigt. Sie wissen nicht, ob wir hier so dicht an der Grenze Polen oder Deutsche sind.

Es erfolgen Arbeitseinsätze beim Abbau der Eisenbahnschienen auf der Strecke Bütow-Rummelsburg, und ab und zu sehen wir noch deutsche Flieger hoch am Himmel. Ein einzelnes Düsenflugzeug erscheint täglich genau um 9.00 Uhr hoch am Himmel, bis es am 9. Mai auch ausbleibt. Dass zu diesem Zeitpunkt der Krieg zu Ende ist, erfahren wir aber erst im Herbst 1945. Es ist für uns auch ohne Belang. Was nutzt uns schließlich ein Friede, der uns weitere Leiden und die grausame Vertreibung bringt mit Hungersnöten und weiteren Toten.

Bei der ständigen Jagd der Russen auf Frauen und Mädchen werde ich einmal als Geisel genommen und soll erschossen werden, falls ich das Versteck meiner Mutter und Schwester nicht verrate. Einmal jedoch kommt es ganz anders. Wieder bellen die Nachbarhunde sehr wütend. Es sind zwei Russen, die fast im Laufschritt ankommen. Sie schauen uns an und nehmen mich beiseite. Ein Russe zieht seinen großen uralten Revolver und legt ihn mir auf die Brust. Eindeutig verlangen sie, ich soll sie zu Frauen führen, oder sie werden mich erschießen. Dass sie dazu in der Lage sind, habe ich ja oftmals selbst sehen müssen. Ich sage zu und habe nur die eine Idee, sie entgegengesetzt zum Versteck meiner Mutter in Richtung Franzwald (Pyaschen) zu führen, um Zeit und Raum zu gewinnnen, nur möglichst weit weg in die ganz entgegengesetzte Richtung des Versteckes. Unterwegs will ich flüchten. Ich bin ein sehr schneller Läufer und kann sehr flink hinter Bäumen verschwinden, wenn sie schießen sollten. Ich führe sie den Feldweg nach Franzwalde. Aber meine Rechnung geht nicht auf. Die Russen lassen mich voran gehen und drohen alle hundert Meter, mich zu erschießen, falls ich nur eine falsche Bewegung mache. Wir sind am Wald angekommen. Die Russen sind furchtbar wütend, ich hätte sie in die Irre geführt.

Ende Mai erreicht uns die Nachricht, dass Lehrer Maus mit Frau, Schwiegertochter und Enkelin mit seiner Familie von der Flucht zurückgekehrt sei. Das ist für uns ein großes Ereignis. Wir fragen uns, wie die Russen und Polen sich einem deutschen Mann und noch dazu Lehrer gegenüber verhalten werden, von dem bekannt ist, dass er ein Hitlergegner war. Daran wollen wir erkennen, inwieweit die Besatzungsmächte es ehrlich meinen. Gleich am nächsten Tag werde ich losgeschickt mit einem riesigen Netz Lebensmittel und Milch.

Die Russen haben uns zwar alle 20 Kühe weggetrieben, aber eine lahme Kuh ist uns geblieben, die wir sorgsam hüten und die uns täglich frische Milch gibt. Ganz früh am Morgen, noch vor Sonnenaufgang, ziehe ich los. Um die polnische und russische Kommandantur zu umgehen, schleiche ich mich über Feldwege am Wohrländer See und am Gehöft von Kautz entlang. Am Dorfende finde ich das Haus, in dem die Familie Maus Unterkunft gefunden hat. Sie schlafen noch in einem riesigen Raum auf Strohlager. Ich übergebe meine Sachen und berichte. Lehrer Maus erhebt sich sofort und geht mit mir heraus auf den Hof und spricht lange mit mir unter vier Augen. Meine Oma hat ihm den Vorschlag unterbreitet, zu uns auf den Abbau zu kommen, falls er keine bessere Bleibe findet. Bei uns ist Platz genug, und es ist ruhig. Drei Wochen später wird er verhaftet und in das Gestapogefängnis Bütow gebracht. Die Folterungen nehmen jetzt die Polen vor. Nach seiner Entlassung taucht er bis zu Unkenntlichkeit geschlagen auf unserem Grundstück auf, und wir bringen ihn durch die Wälder in Sicherheit.

Im Juni verstecken wir drei deutsche Soldaten, die aus Gotenhafen geflohen sind. Und dann haben wir an einem Sonntag vormittag im Juni wieder ein Begräbnis. Onkel Gustav, der inzwischen mit seiner Frau sowie Familie Biastoch zu Fuß aus Jannowitz von der Flucht gekommen ist, schaufelt das Grab. Ich helfe wieder. Die ganze Großfamilie hat sich versammelt. Oma spricht die Totengebete. Dann wird gesungen. Oma, Mutti und Tante Minna sind erstklassige Sängerinnen mit Chorerfahrung. Es wird eine erhebende Feier. Selten ist ein Russe wahrscheinlich so feierlich beigesetzt worden. Dann schaufeln Onkel Gustav und ich das Grab zu. Jetzt haben wir zwei Russengräber auf unserem Grundstück. Beim Nachbarn Durawa sind es fünf. Wir pflegen die Gräber, als wären es unsere eigenen. Wie viele haben wir seit März schon eingegraben, Deutsche und Russen!


Als ab Oktober 1945 die ersten Großtuchener nach der Rückkehr von der Flucht im März zum zweiten Mal den Weg in das große Ungewisse antraten - bei uns auf der Obermühle waren es die Familien Pelz und Basowske - , stand für uns fest: „Wir bleiben hier!“

Zu unserer Familie gehörten damals: Ottilie Radde geb. Dobersalske mit Tochter Minna Radde, in Großtuchen im Haus neben Gustav Kramp; Emma Radde geb. Schütz (aus Klein Massowitz), Ehefrau von Paul Radde, mit den Kindern: Edith (jetzt: Ulrich, Aken), Karl H., Ulrich (1954 im Alter von 16 Jahren tödlich verunglückt), Heinz (jetzt: Küttigen, Schweiz) sowie Helene Biastoch geb. Radde, Ehefrau von Ernst Biastoch (aus Zemmen), mit den Kindern Traute (jetzt: Geisler, Schmalzerode) und Karl-Heinz (jetzt: Halle/Saale), in Großtuchen im Haus neben Gustav Kramp (am Dreieck, an der Straße nach Neuhütten).

Uns ging es auf unserem Abbau auf der Obermühle gut. Von zuverlässigen Freunden umgeben, dicht bei Pyaschen (Franzwalde) und Zemmen, wo nur alte Bekannte lebten, fühlten wir uns auf unserem Bauernhof an der Kamenz geborgen und kannten Hunger und Kälte nicht. Wir waren unser eigener Herr und wirtschafteten nach eigenem Ermessen. Oma Ottilie Radde hatte die Leitung der Wirtschaft fest im Griff. Unser Grundstück interessierte vorerst keinen Polen. Die Gebäude waren alt, das Wohnhaus war durch einen Artillerietreffer schwer beschädigt und die Felder waren von Schützengräben und Geschützstellungen aufgewühlt und von Minen und Blindgängern verseucht, denn unser Gehöft lag genau in dem Frontabschnitt, in dem der 70. Sowjetarmee nach dreitägigem erbittertem Angriff der Durchbruch von Reckow - Pyaschen - Groß Massowitz gelungen war, nachdem sie ihre 6. motorisierte Einheit eingesetzt hatte. Dementsprechend sah es auf unseren Feldern aus. Es gab damals auf anderen Grundstücken in Großtuchen mehr zu holen.

Ein Jahr später war alles ganz anders. Im September 1946 wurde die Zwangsarbeit für alle Deutschen, einschließlich der Kinder ab 10 Jahren, eingeführt. Wir stellten allein 7 Arbeitskräfte, 3 Frauen und 4 Kinder. Ich war schon zehn und wurde auch erfasst. Aber wir hatten Glück. Mit meiner dreizehnjährigen Cousine lief ich jeden Tag zwei Kilometer zum Dienst, der um 6.00 Uhr begann und bis 22.00 Uhr dauerte. Sie war Kindermädchen bei dem Dorfmilizionär, ich war der Familie Brodza auf dem Hof von Emil Polzin auf dem früheren Gut zugeteilt, wo ich zunächst nur die einzige lahme Kuh zu hüten hatte, auf die ohnehin der Hütehund Teddy zuverlässig aufpasste. Zusammen mit Paulchen Mickley trieben wir „unsere Kühe“ täglich in Richtung Neuhütten, spielten Krieg mit echten deutschen Stahlhelmen und kaputten russischen Maschinenpistolen, und zwar so echt wie wir ihn erst anderthalb Jahre vorher auf unserem großen Treck im März 1945 bis hinter Lauenburg in natura erlebt hatten. Oder wir verprügelten Kasimir Roggenbug vom Nachbargrundstück Labuhn, wenn er uns zu sehr provozierte und verlangte, wir hätten alles zu tun, was er wollte, weil er Pole war und wir nur Deutsche wären. Ebenso oft versöhnten wir uns aber wieder und entwarfen gemeinsam grandiose Pläne für eine zukünftige Welt, in der es außer Deutschland und Polen keine anderen Großmächte mehr geben sollte. Es war eine aufregende Zeit für uns Jungen. Manchmal kam auch Ruth Labuhn zu uns, die als Fünfzehnjährige beim polnischen Ostskommandanten schwerste und dreckigste Arbeit zu verrichten hatte, und wir diskutierten über Gott und die Welt. Meist aber lachte sie uns aus wegen unserer hochtrabenden Ansichten und Pläne.

Ich hatte es besser als zu Hause. Die Brodzas waren kinderlos und betrachteten mich als eigenen Sohn. Sie gewährten mir Freiheiten, von denen ich sonst nur träumen konnte. Stundenlang durfte ich meiner Lieblingsbeschäftigung nachgehen und Bücher lesen. Sie hatten die von Polzins übernommenen deutschen Bücher sorgsam aufbewahrt. Jeden Monat erhielt ich sogar noch einen kleinen Lohn in Zloty. Kein Deutscher hatte diese Privilegien. Meine Cousine Traute hatte es dagegen schon schwerer bei dem Dorfmilizionär, aber gerecht wurde auch sie behandelt.

Unsere Probleme dagegen waren mehr objektiver Art. Im Winter lag bei uns viel Schnee. Oft „stühmte“ es derart, dass es zu hohen Schneeverwehungen kam. Wenn der Schnee taute, kamen wir mit unseren selbstgefertigten Holzpantoffeln kaum voran, denn Schuhe hatten wir nach den zuerst russischen und danach polnischen Ausplünderungen schon lange nicht mehr. Der nasse Schnee backte zu Klumpen an unseren Pantoffeln. Aus Furcht, zu spät zur Arbeit zu kommen, liefen wir dann einfach auf Strümpfen durch den nassen Schnee. Heute wissen wir, woher wir unseren Rheumatismus haben.

Eines Tages bemerkte Pan Brodza, es wäre nicht gut, wenn wir immer nur deutsch sprechen. Ich müsste Polnisch lernen. Das wäre in dieser Zeit für mich nur von Vorteil. Wenn ich wollte, würde er mir Polnisch beibringen, aber nur, wenn ich es wolle, betonte er immer wieder. Und wie ich wollte! So begannen wir mit systematischem „Sprachunterricht“. Der erste Satz, den ich von ihm lernte, war „Chodó na obiad“ (Komm Mittag essen) und ist für mich immer symptomatisch für diesen Polen geblieben. Er selbst hatte 1939 im deutschen Lager als erstes gelernt: „An die Arbeit, marsch, marsch!“ Noch heute profitiere ich von diesem Spracherwerb.

Und er lehrte mich manche nützliche Dinge; vor allem aber, wie man überleben kann, wenn man der Nation angehörte, die für Auschwitz verantwortlich war und für Stutthof. Aber auch er konnte nicht verhindern, dass ich manchmal von polnischen Jungen deswegen geschlagen wurde und dass wir eines Tages vertrieben wurden, wie man lästige Hunde vertreibt.

Auch unser stark beschädigtes Gehöft wurde jetzt von einem Polen übernommen. Das war Jerzy B., ein verbitterter Deutschenhasser. Von ihm hörten wir Ende 1946 zum ersten Mal von so schlimmen Dingen wie KZ und Zwangsarbeitslagern, die von Deutschen eingerichtet sein sollten. Weder von Russen noch Polen war uns das bisher gesagt worden. Sie glaubten wohl selbst nicht so sehr daran. Wenn wir mit russischen Soldaten über den Krieg ins Gespräch gekommen waren, so staunten wir immer wieder, dass sie meist abwinkten und meinten, Verbrechen gäbe es überall. Noch in den letzten Kriegstagen hatte ein junger Sergeant, der mit einer Gruppe schwerbewaffneter finsterer Rotarmisten bei uns auftauchte, meiner Oma erklärt: „Gitler, kaputt... gutt; no, Stalin noch lebt, serr schlecht...!“

Unser Jerzy jedenfalls war angeblich in einem KZ gewesen, und er hatte Berlin mit eingenommen und rühmte sich, in Gefechten meist nur wenige Gefangene gemacht zu haben. Wir hassten ihn deswegen und hielten ihn für einen Lügner.

Mit zehn Personen wurden wir jetzt in zwei Räumen zusammengedrängt, in denen auch schon die Ratten hausten. Wir Kinder hatten schon fast zwei Jahre keine Schule mehr. Zwar hatte meine Mutter bei uns heimlich eine Art Sonntagsschule eingeführt, und wir lernten eifrig, vor allem Verse aus dem Gesangbuch oder übten deutsche Diktate, aber ein richtiger Unterricht wie bei unseren Lehrern, Fräulein Schwichtenberg, Herrn Mauß oder Sorgatz, war das natürlich nicht. Allmählich gingen auch die Lebensmittelvorräte zur Neige, und wir hatten kaum noch Kleidung und Schuhwerk. Nur der polnische Bürgermeister ließ uns stillschweigend immer wieder mal einen halben Sack Mehl zukommen. Solange er Bürgermeister in Großtuchen sei, würde kein Deutscher hungern, erklärte er. Diese Haltung eines Vertreters der neuen Macht war für uns einmalig und unverständlich, denn er war im KZ Stutthoff gewesen, von Deutschen eingesperrt.


Abschied von Großtuchen

Für uns wurde es jetzt immer eindeutiger: Wir müssen heraus, wenn wir nicht als Fremdarbeiter und Gefangene unter Polen leben wollen. Wir waren in unserer seit 800 Jahren deutschen Heimat nicht mehr zu Hause. Alle gutgemeinten Angebote zur Einpolung hatte meine Mutter kategorisch abgelehnt. Unerwartet erhielten wir dann gewissermaßen über Nacht die Aufforderung, in zwei Tagen unser Dorf zu verlassen. Die Aufregung war groß. Auch bei den polnischen Nachbarn. Der Aufbruch war auf den 16. Dezember 1946 festgelegt. Josef Durawa, unser kaschubischer Nachbar, der in der Zeit der Flucht auf dem Treck im März 1945 bis hinter Lauenburg [vor Neustadt in Westpreußen nicht weit von Gdingen] und auch später unser zuverlässiger Beschützer war, sollte uns mit unserem Gepäck in die Kreisstadt Bütow bringen. 25 kg pro Person war die erlaubte Höchstnorm.

In der letzten Nacht schlief niemand mehr. Auch unser Pole Jerzy saß die ganze Zeit mit uns zusammen, war wie umgewandelt und erklärte, dass er jetzt auch gehen werde. Er ließ seine letzte Ente braten, damit wir noch etwas zu essen mitnehmen konnten. Beim Abschied waren Tränen in seinen Augen. „Das haben wir nicht gewollt“, meinte selbst dieser Deutschenhasser.

Frühmorgens um vier Uhr zogen wir im Dunkeln und bei schneidender Kälte los. Uns Kinder schickte man auf dem Fußmarsch nach dem fast 20 km entfernten Bütow vor. Wir waren eine ganze Kolonne, der Größe nach eingereiht, und alle riesig bepackt. Voran marschierte meine Cousine Traute Biastoch. Sie bestimmte, das Lied „Nun ade, du mein lieb' Heimatland“ zu singen, das wir dank des konsequenten Unterrichts bei Lehrer Mauß einwandfrei beherrschten. Den Schluss bildete mein kleiner, noch nicht fünfjähriger Bruder, der einen alten Schulranzen als Schlitten im Schnee hinter sich her zog, denn zum Tragen war er noch zu klein.

Als ich nach 12 Jahren wieder zu einem Besuch in meine Heimat kam, erzählte mir unsere Nachbarin, Frau Anastasia Jastszemska, eine Ukrainerin, die 1942 als Sechzehnjährige von Deutschen aus ihrer Heimat nach Großtuchen verschleppt worden war, und die unseren Auszug beobachtet hatte, sie hätte nie etwas Traurigeres im Leben gesehen. Drei Tage lang hätte sie geweint: „Das kann man den Deutschen doch nicht antun!“ Wir empfanden es damals nicht so wehmütig, sondern nahmen den Aufbruch als unabänderliches Schicksal auf uns und waren stolz, Deutsche geblieben zu sein, damals!

In der Kreisstadt Bütow lagerte man uns bei Minusgraden den ganzen Tag und die folgende Nacht im Freien. Es begann gerade der große Frost, der den bisher kältesten Winter des Jahrhunderts einleiten sollte. Die letzten Zlotys wurden für Wodka ausgegeben, das einzige, was damals zu bekommen war. Es wurde viel getrunken, als Medizin. Selbst den Kindern gab man Alkohol in der verhängnisvollen Ansicht, dass er vor Erfrierungen und den gefürchteten Typhuserkrankungen schützt.

Nachmittag wurden wir mit unserem gesamten Gepäck zum Marktplatz getrieben, wo ein Podest aufgebaut war und der Stadtkommandant, ein kleiner untersetzter Mann in voller Uniform mit Litewka, wild gestikulierend, die offizielle Verabschiedungsrede an die deutschen Frauen und Kinder mit der Anrede „Deutsche Schweine...“ begann. Und dann ging es los, die totale Hetze gegen alles, was deutsch war. Unter uns riefen sie: „Hört nicht zu! Lasst euch nicht provozieren...“ Schließlich hatte man eine junge 35jährige Frau bei einem vorhergehenden Transport am gleichen Tag noch erschossen, als sie protestiert hatte und gesagt haben soll: „Wartet nur, wenn unsere Männer erst aus der Gefangenschaft kommen...“ So verfuhr die neue Macht, die sich Volksmacht nannte, damals mit deutschen Zivilisten. Lebensgefährlich war es aber sonst auch. Aber wir Jungen hörten genau zu, ganz genau; denn wir wollten uns dieses Subjekt merken für die große Revanche bei unserer Rückkehr. Das hatten wir uns geschworen...

In der Nacht holte man uns zur Gepäckrevision. Wir wurden unsere gesamten Betten, Decken und sonstigen warmen Sachen los, die wir so dringend in diesem kalten Winter brauchten, und behielten nur, was wir am Körper trugen.

Gegen Morgen verlud man uns in schmutzige Viehwaggons: Dreißig Personen plus Gepäck in einen Wagen, dessen einzige kleine Luke noch oder schon wieder mit Stacheldraht umgeben war. Die Enge war beängstigend. Zunächst war es noch warm. In jedem Waggon befand sich ein kleiner Kanonenofen mit einem geringen Brikettvorrat. Aber dieser wurde nie ergänzt. Schon in der ersten Nacht war alles verbrannt. Dann wurde es bitterkalt. Selbst die Innenwände der Waggons waren ständig mit einer Eisschicht bedeckt. Acht ganze Tage und Nächte kamen wir nicht aus diesen 'Kühlwaggons' heraus.

Manchmal sahen wir auf dem Nebengleis einen Güterzug mit offenen Wagen voll Briketts, wenn wir mal kurz hielten. Wir Jungen sprangen dann hinauf und schleuderten so lange Briketts in unseren Waggon, bis einer der beiden Züge anfuhr. Dann mussten wir blitzschnell ab- und aufspringen. Das war hoch gefährlich. Es konnte auch sofort geschossen werden, wenn man uns gesehen hätte.

Unser Transport rollte über Konitz und Schneidemühl nach Posen. Hier gab es einen bedrohlichen Zwischenfall. Wir waren für die Nacht auf dem Güterbahnhof abgestellt. Die beiden polnischen Milizsoldaten, die den Transport zu begleiten hatten, warnten uns vor den Überfällen, die hier nachts regelmäßig von den nach Russland abziehenden, demobilisierten Rotarmisten verübt wurden. Sie fielen über die Züge mit den deutschen Vertriebenen her, plünderten und suchten nach Frauen. Die Polen wären machtlos dagegen. Wir müssten uns schon selbst verteidigen. Sie würden sich auf die Lokomotive zurückziehen und nicht einmischen.

Von den wenigen Männern auf unserem Transport hatten wir in unserem Wagen die Brüder Schamuhn aus Zemmen. Sie organisierten sofort die Verteidigung. Jeder von uns Jungen erhielt eine bestimmte Aufgabe.

Ich bezog Wachposten auf einem aus mehreren Rucksäcken errichteten Hochsitz und beobachtete das Bahnhofsgelände durch die kleine mit Stacheldraht umwickelte Viehwagenluke. Es passierte stundenlang nichts. Dann brach es los. Die Bahnhofsuhr zeigte genau 0.05 Uhr. Eine Gruppe von 8 oder 10 angetrunkenen, mit Maschinenpistolen bewaffneten Russen stürmte auf den Zug zu und steuerte genau unseren, den zweitletzten Wagen des Zuges an. Ich löste Alarm aus. Jeder sprang an seinen eingewiesenen Platz. Fünf Minuten später waren wir im „Gefecht“. Sie versuchten, die Schiebewand unseres Waggons aufzureißen und stutzten. Wir hatten sie von innen fest verrammelt. Ein wildes Gebrüll brach los, Stimmen schrien durcheinander und fluchten. Irgendwo in der nächtlichen Stadt fielen Schüsse. „Otkrowajte, budem streljat“, grölten sie, macht auf, oder wir schießen. Taschenlampen blitzten auf. Wir ließen das Ultimatum unbeantwortet. Sie rissen immer wieder an der Tür, drohten und schimpften und setzten schließlich Brechstangen ein. Vergeblich. Unsere Verteidigung stand. Einige von uns wollten aufgeben aus Angst, sie töten uns alle.

Schamuhns blieben konsequent. Sie gingen davon aus, dass die Russen hier mitten auf dem Güterbahnhof kaum eine Schießerei beginnen würden; sie hätten damit die Militärpolizei auf sich gelenkt. Selbst wenn sie es tun würden, könnten die Kugeln aus ihren Maschinenpistolen die dicken Waggonplanken nicht durchschlagen. Die Rechnung ging auf. Mit furchtbaren Flüchen auf die deutschen „Faschisten, die immer nur Widerstand leisten“ zogen die Russen plötzlich ab. Sie versuchten auch bei keinem anderen Waggon den Überfall. Es war genau 1:10 Uhr. Über eine Stunde hatte unser ungleiches Gefecht gedauert. Die ganze Nacht wechselten wir uns in der Wache ab. Aber es erfolgte kein weiterer Angriff mehr. Wenn wir auch kaum noch etwas bei uns hatten, was man plündern konnte, so hatten wir unsere Frauen und Mädchen immerhin vor schlimmen Dingen geschützt und somit doch noch einen, wenn auch späten Endsieg über die Russen errungen. So sahen wir Jungen es jedenfalls. Gefährliche Momente waren das! Niemand nahm damals Notiz von einem erschlagenen Deutschen.

Der Zug rollte weiter nach Süden. Es ging auf Weihnachten zu. Die polnischen Milizsoldaten hielten sich jetzt oft in unserem Waggon auf. Wir waren in ihrer Achtung gewaltig gestiegen nach unserem siegreichen Gefecht mit den überlegenen Russen in Posen. Das hatten sie noch nicht erlebt, dass zwei unbewaffnete deutsche Männer und ein paar Jungen einen ganzen Trupp schwerbewaffneter Russen zum Rückzug zwangen. Aber wahrscheinlich froren sie auch sehr. Unser Waggon war so ziemlich der einzige, der dank unserer halsbrecherischen Kohlenklau-Aktionen noch einigermaßen geheizt war.

Es war irgendwo im tiefverschneiten Niederschlesien. Die Stimmung war auf dem Nullpunkt angekommen. Völlig apathisch, übermüdet und schmutzig lagen alle auf ihren Bündeln, von Hunger und Durst geplagt oder hockten im Waggon, zusammengepfercht wie Vieh. Keiner sprach ein Wort. Jeder war in seinen Gedanken bei dem, was wir aufgegeben hatten: unser Dorf, den Hof, die Toten - und vor allem jede Hoffnung auf eine Rückkehr. Da ertönte im Wagen nebenan Gesang. Eine männliche Stimme - ich glaube, es war Herr Meseg aus Meddersin - stimme das alte Weihnachtslied an: „Es ist ein Ros' entsprungen“. Erst sangen einzelne leise, dann immer mehr und lauter, bis alle im Waggon mitsangen. Der Gesang griff zum nächsten Wagen über und bald auf den ganzen Zug. Bei minus zwanzig Grad Kälte in vereisten Waggons nach tagelanger Fahrt ohne warmes Essen und Trinken hatte ein deutsches Weihnachtslied eine ungeheure Wirkung. Die beiden polnischen Soldaten vom Begleitkommando schreckten auf. Das Absingen deutscher Lieder war streng verboten. Sie mussten einschreiten. „Es sind Weihnachtslieder. Lassen wir sie singen“, entschied der Rangälteste.

Wir fuhren ununterbrochen durch flaches Land. Von meinem Ausguck durch die Stacheldrahtluke beobachtete ich stundenlang die verschneite Landschaft. Kein Baum und Strauch war zu unterscheiden. Wir bewegten uns in südwestliche, manchmal südliche Richtung. Irgend jemand hatte die Vermutung geäußert, wir kommen gar nicht „über die Oder“, sondern es geht nach Sibirien. Vor Sibirien hatte damals jeder begründete Angst. Wir wussten¸ dass einige Männer aus unserer Gegend als Zivilisten im März 1945 nach Sibirien gekommen waren, Metel aus Großtuchen zum Beispiel und sogar Frauen, Mütter von vier und mehr Kindern und sechszehnjährige Mädchen aus Radensfelde und Groß Massowitz. Warum wir nicht auch?! Manchmal konnte ich ein Dorf sehen. Die meisten Häuser waren zerstört. Nur Schornsteine ragten aus den schneebedeckten Trümmern. Es war nicht zu erkennen, ob es sich bei den Ruinen um deutsche, polnische oder ukrainische Häuser handelte. Nach der Sonne zu urteilen, schien das Ziel Sibirien zu stimmen. Wir glaubten, jetzt fast immer der Sonne entgegenzufahren, also nach Osten. Der niedrige Sonnenstand in den Vorweihnachtstagen täuschte uns allerdings. Osten und Süden waren kaum zu unterscheiden. Außerdem musste der Zug oftmals Umwege auf Nebenstrecken machen und rollte zuweilen tatsächlich direkt nach Osten zurück.

Gefährlich war es auch, wenn der Zug auf freier Strecke hielt. Das konnte stundenlang dauern oder nur einige Minuten. Niemand wusste es genau, und die Abfahrt wurde nie angekündigt. Wir Jungen sprangen dann sofort heraus und liefen in die Umgebung, um uns Bewegung zu verschaffen und zu versuchen, den drohenden Erfrierungen zu entgehen. Im letzten Augenblick kletterten wir dann auf den anfahrenden Zug. Einmal hatte sich ein kleinerer, fünfjähriger Junge zu weit von den Waggons weg gewagt. Wir hatten ihn gewarnt, aber er wollte unbedingt mit uns „Großen“ mit. Der Zug fuhr plötzlich zu schnell an. Er schaffte es nicht mehr und blieb buchstäblich auf der Strecke. So wurden immer wieder Familien auseinandergerissen.

Ich hatte meist meinen Ausguck an der Viehwagenluke eingenommen und verließ ihn tagelang nicht. Man musste sich an das kleine Viereck fest anklammern. Die Hände waren dabei zu Eis erstarrt. Vor Hunger und Kälte konnte man sich nur mühselig halten und gegen den Durst gab es nur die Eiszapfen am Waggon. Und dann die trostlose, unendliche Schneewüste vor Augen, Stunde um Stunde. Jeder spürte, dass es mit seinen Kräften zu Ende ging. Plötzlich tauchte wie eine Fata Morgana ein kleines Wachhäuschen am Horizont auf, vor dem zwei Soldaten standen. Daneben ein Schild mit der Aufschrift „Odra“. Das war eindeutig die Oder. Wir hatten sie bei Glogau erreicht.

Jetzt waren wir doch an dem Fluss angekommen, der in jener Zeit Symbol für Rettung und Freiheit bedeutete. Also doch nicht nach Sibirien! Ich fuhr hoch und schrie in den Waggon so laut ich konnte: „Wir sind an der Oder“ und kam mir vor wie ein Schiffsjunge, der hoch oben im Mastkorb nach endloser Fahrt ohne Hoffnung der todgeweihten Mannschaft eines gekenterten Schiffes das errettende „Land in Sicht“ zuruft. Die Wirkung war die gleiche.

Bei Forst in der Niederlausitz rollten wir dann schließlich über die Oder-Neiße-Linie. Der Zug hielt, die Schiebetüren wurden aufgerissen. Deutsche Laute drangen ans Ohr. Es wurde deutsch gesprochen. Man teilte Tee aus und eine warme Suppe. Zum ersten Mal nach acht Tagen etwas Warmes! Zeitungen wurden in die Waggons gereicht, deutsche Zeitungen. Waren es auch nur die „Tägliche Rundschau“, das Organ der sowjetischen Besatzungsmacht, und das kommunistische „Neues Deutschland“, der Inhalt interessierte kaum. Es war die deutsche Sprache, die wir wieder gedruckt vor uns hatten. Fast zwei Jahre lang waren wir von der Welt abgeschnitten gewesen. Dass öffentlich noch mal deutsch gesprochen und geschrieben werden durfte! Wir konnten es nicht fassen. Viele weinten vor Freude.

Unser Glücksgefühl war nur von kurzer Dauer. Ein paar Tage später wurden wir in das Quarantänelager Coswig bei Wittenberg in Sachsen-Anhalt eingeliefert. Auch hier: Ungeheizte Baracken, kein Strom, das Lager mit Stacheldraht umgeben. Wir waren also zunächst doch wieder Gefangene. Unser Transport war für Oberbayern bestimmt¸ das gerade zum Katastrophengebiet erklärt wurde und keine Vertriebenen mehr aufnahm. Niemand wusste, wohin nun mit uns. Zu viele Deutsche waren auf kleinstem Raum und in den Lagern konzentriert. Die Menschen hungerten und froren erbärmlich. In kleinen Gruppen verteilte man uns auf einzelne Lager in Mitteldeutschland, die allesamt bereits hoffnungslos überfüllt waren. Wer irgendwie die Möglichkeit hatte, versuchte auf eigene Faust oder mit Hilfe von Verwandten dem Lagerleben zu entkommen. Biastochs, Mickleys und einige andere hatten das Glück.

Irgendwie wurden wir eines Nachts nach Staßfurt bei Magdeburg verfrachtet; zwar nicht mehr in Viehwaggons, aber die Züge waren auch hier nicht geheizt, und die Kälte hatte jetzt im Februar 1947 noch zugenommen. Wir waren auf dieser Strecke von 80 km nahezu 20 Stunden bei klirrendem Frost unterwegs. Unsere Mutter rieb uns Kinder ununterbrochen die Hände, denn die uns von den Polen abgenommenen Decken und Handschuhe konnten nicht ersetzt werden. Vielen erfroren die Hände und Füße.

In Staßfurt kamen wir in ein Lager, in dem völlig apathische Rumänen schon seit zwei Jahren auf Rückführung in ihre Heimat warteten. Es gab zeitweise keine Verpflegung mehr. Die Unterkünfte waren eiskalt. Etwas warmes Wasser wurde morgens nur für den Raum ausgegeben, in dem jemand gestorben war. Wir erhielten oft warmes Wasser.

In der Nähe befand sich ein mit Stacheldraht gesichertes russisches Militärgelände, auf dem angeblich für die Schnapsbrennerei bestimmte Kartoffeln in Mieten gelagert sein sollten. Unter der bewährten Leitung von Fritz Schamuhn aus Zemmen stellten wir aus zuverlässigen Leuten einen „Stoßtrupp“ auf und marschierten bei dem nächsten Schneesturm los. Wir durchbrachen den Stacheldrahtverhau und trafen tatsächlich auf eine Miete. Sie war bereits aufgedeckt. Auch andere „Stoßtrupps“ waren hier offensichtlich schon in Aktion. Jeder hatte in größter Eile ein paar Pfund Kartoffeln zusammenzulesen, und ab ging es. In der Nähe bellte ein Hund, ein russischer Soldat fluchte. Es fielen Schüsse. Ein Feuerstoß aus einer Maschinenpistole jagte über unsere Köpfe. Wir entkamen und überlebten wieder für ein paar Tage.

Erneut verlegte man uns in ein anderes Lager in Staßfurt. Die Verpflegung war hier besser, jedenfalls gab es die tägliche Wassersuppe regelmäßiger. Da brach eine neue Katastrophe herein. Die Bode trat über die Ufer und überflutete fast die gesamte Stadt. In wenigen Stunden stand unser Lager unter Wasser. Wieder musste geräumt werden. Einige von uns flüchteten heimlich über die Zonengrenze nach Lüneburg. Auch die Brüder Schamuhn trennten sich. Für uns galt wieder einmal: Wir bleiben!

In kleinen Gruppen brachte man uns auf Lastkraftwagen durch das vom Hochwasser überflutete Harzvorland nach dem kleinen Städtchen Aken an der Elbe bei Dessau. Das vierte Lager in einem halben Jahr! Zum ersten Mal aber gab es normale Verpflegung. Die Einheimischen lebten hier noch von den Vorräten, welche die Amerikaner großzügig verteilt hatten, als für sie der Krieg an der Elbe zu Ende war.

Wir schienen zum dauernden Lagerleben bestimmt zu sein. Die Behörden unternahmen nichts. Meine Mutter und meine Tante Minna Radde gingen daher von Haus zu Haus auf Wohnungssuche. Eines Tages hatten sie Glück. In einer abgelegenen Gartensiedlung war ein Dachstübchen mit kleiner Küche frei geworden. Unsere Familie mit 5 Personen erhielt es. Die Räume waren leer. Aber Gepäck hatten wir ja auch nicht mehr viel. Lange Zeit schliefen wir auf dem bloßen Fußboden, mit unserem Rucksack unter dem Kopf, der uns tagsüber als einzige Sitzgelegenheit diente. Erst nach und nach gelang es, ein paar, meist zerbrochene Schemel, die niemand mehr haben wollte, zu erhalten oder einzelne primitive Möbelstücke, die man angeblichen Nazis fortgenommen hatte.

Unsere Hoffnung, mein Vater hätte als Verwundeter überlebt, hatte sich als trügerisch erwiesen. Zu Ostern 1958 hatten wir nach 13 Jahren des Hoffens und Suchens vom Deutschen Roten Kreuz aus München die knappe, förmliche Erklärung einer jungen Frau aus Westpreußen erhalten:

Ich... bin mit meinen Kindern auf der Flucht in Besow/Kreis Schlawe/Pommern am 7.3.1945 von den Russen überholt worden. Alle deutschen Geflüchteten sowie dort Wohnhafte mussten auf dem Hofe Aufstellung nehmen, und hier wurde vor unseren Augen der gleichfalls anwesende, leicht verwundete Volkssturmmann Paul Radde aus Großtuchen ... von einem russischen Soldaten erschossen ... Sein Grab wurde von mir bis Juli 1947 gepflegt. Seinen Wehrpass füge ich hier bei. Dieses erkläre ich an Eides Statt.“

Von den Augenzeugen seines Todes erfuhren wir dann noch, dass der junge Russe sich lange und kategorisch geweigert hatte, den Erschießungsbefehl auszuführen und immer wieder geschrieen hatte: „Eto nje nado... Eto dobry tschelowjek...“ - Das ist nicht nötig, das ist doch ein Mensch, der uns nichts getan hat. Ich kann ihn nicht töten. - Für seine bolschewistischen Vorgesetzten galt aber: „Wer Deutscher ist, ist auch Faschist. Und jeder Faschist ist ein Verbrecher“.

Erst als dem Russen selbst die Erschießung wegen Befehlsverweigerung an der Front angedroht wurde, griff er zur Maschinenpistole und schoss. Die zwei einzelnen Schüsse trafen meinen Vater in den Rücken. Er richtete sich danach aber nochmals auf und schritt langsam und aufrecht die Front der aufgestellten entsetzten deutschen Frauen ab, blieb dann stehen und kniete nieder zum Gebet. Der Russe stürzte entsetzt vor, hielt meinem Vater die Maschinenpistole in den Nacken und schoss die ganze Trommel leer mit einem einzigen Feuerstoß. Mein Vater sank zur Seite und starb. Drei Tage musste er auf dem Hofe liegenbleiben, zur Abschreckung der deutschen Frauen und Kinder...

Er war nicht der einzige Großtuchener, der so starb. Gräber von Erschossenen gab es überall, auch bei uns im Dorf. Unsere Nachbarin, die junge hochschwangere Frau Pelz, war erschossen worden, mein alter Großvater in Kleinmassowitz war erschossen worden, mein Onkel aus Louisenhof bei Bütow war erschossen worden, unser Ostarbeiter Lady aus Weißrussland war erschossen worden... Aber auch viele Russengräber hatten wir auf unseren Feldern.

Großtuchen aber und die dort verlebten Kindheitsjahre bleiben unvergessen. Ich bin noch oft hingefahren in unsere „Pommersche Schweiz“ mit ihren endlosen Wäldern, herrlichen Seen und Flüsschen, den wogenden Kornfeldern und weiten Wiesen. Die Erinnerung lässt uns nicht los, sie ist unverlierbar, und nichts lässt sich auslöschen. Aber so geht es wohl jedem von uns Großtuchenern.

Aus

Karl-Heinz Radde: Ich war erst zehn. 

Ein Beitrag aus: Jürgen Ruszkowski: Band 15 - „Wir zahlten für Hitlers Hybis - Zeitzeugen um 1945“ 

Übersetzt durch Anton Derjabkin  - Антон  Дерябкин 

Юрген Рушковский. Том 15 - Свидетели 1945-46. - Карл-Гейнц Радде: Мне было всего десять

Мне было всего десять - пережитое в Восточной Померании с марта 1945г.

Рассказ свидетеля событий Карла-Гейнца Радде. Записано в Дрездене в январе 1995г и январе 1999г и в Гёрлице в 2003г.

Русские уже под Руммельсбургом.

Пятница, второе марта 1945г. С самого раннего утра мы укрываемся от авианалёта в яме , перекрытой балками и досками. Эту яму мы называем „наш бункер". Вот уже 2 недели русские самолёты небольшими группами пролетают над нами высоко в небе в сторону леса. Их цель - районный центр город Бютов , железнодорожная станция в деревне Гросстухен и деревня Цеммен. Должно быть, в Бютове дела идут совсем плохо. Но подробностей мы не знаем. Наша деревня оказалась отрезанной войной от всего мира.

Теперь всё небо покрыто летящими самолётами. Кажется, они собираются совершить свой страшный бомбовый удар как раз на наш крестьянский двор, находящийся в треугольнике между деревнями Гросстухен, Цеммен и Францвальде. Разрывы бомб приближаются с каждой минутой всё ближе. Создаётся впечатление , что это взрывы артиллерийских снарядов, и что линия фронта проходит как раз над нами. Часто пулемётные очереди прорезают наш крестьянский двор вдоль и поперёк. Песок и земля маленькими струйками сыплется с потолка. Кругом раздаются крики. У Варьки, нашей работницы с Украины , началась истерика . Она ужасно боится умереть. Моя мама одновременно пытается успокоить её и моего младшего брата, который кричит так, как будто его режут. Наша бабушка тихо молится. Я про себя ругаюсь, потому что песок с потолка постоянно попадает мне в глаза. Я сижу у выхода из нашего бункера и наблюдаю за тем, что творится в нашем саду. Вдруг раздаётся взрыв страшной силы. Я вижу, как размещавшиеся в нашем доме солдаты стали быстро выбегать из дома и укрываться под маскировочной сеткой в саду. Большое чёрное облако дыма окутало всё происходящее. Я закричал, что наш дом загорелся, и все закричали тоже. Однако моё предположение оказалось неверным. Дым потихоньку рассеивается, и я вижу, что наш дом всё ещё стоит, только стёкла повылетали.

Почему не стреляет зенитная батарея? Вот уже несколько месяцев у нас в Гросстухене располагаются 2 большие четырехствольные зенитки. Одна из них стоит на холме на земле Густава Крампа у дороги на Нойхюттен , а другая на земле Книттера у дороги на Бютов. Но обе зенитки молчат.

Ближе к вечеру я оббежал наше хозяйство, чтобы посмотреть на разрушения. Я насчитываю ровно 205 воронок от авиабомб. Многие из бомб так и не взорвались. Всего 4 бомбы попали в хлев и сарай и пробили крышу в конюшне. Это всего лишь маленькие осколочные бомбы , которые не могут нанести большого ущерба. Слава Богу, ничего не загорелось.

Появляются 2 важных офицера СС и хотят знать, где мы укрываемся во время авианалётов .Они непременно хотят видеть наш „ бункер „ . В этот момент раздаётся артиллерийская канонада со стороны Руммельсбурга . Оба офицера остановились и прислушались „ Наша ария? „-спрашивает первый . „Ну, наконец-то !…Как ты думаешь, они удержат фронт?". Другой покачал головой. „Нет. Уже слишком поздно. Война проиграна!". Я удивлён и напуган, что так говорят не только солдаты , но и офицеры. Зачем же тогда сражаться дальше или отправляться вместе с другими беженцами в тыл? Зачем тогда мой отец и ещё 50 мужчин из Гросстухена и близлежащих деревень должны были примкнуть к народному ополчению? Мы хотим узнать у офицеров СС, что нам теперь делать и как нам быть. Они на удивление открыто говорят, что никаких боевых действий на нашей территории запланировано не было и что максимум что здесь будет - это однодневный бой , и то только потому , что наша местность с лесами , холмами и озёрами подходит для оборонительных действий . Они советуют нам покинуть родные места , но не уходить дальше чем на 50 км. Этими заявлениями мы немного успокоены. Ведь это значит, если здесь не будет тяжёлых боёв с применением танков, самолётов и тяжёлой артиллерии, то наши крестьянские хозяйства останутся целыми. То, что здесь всё останется целым , является для нас самым главным .

На следующий день с самого раннего утра мы снова опускаемся в нашу землянку . В полдень наша зенитная батарея в Гросстухене обстреливает русские самолёты . Но вдруг самолёты поварачивают назад и в небе показывается всего лишь один немецкий истребитель , который преследует русских . Наконец снова наступило затишье .

Наш белорусский работник , из под Минска , с невыговариваемым для нас именем Владислав Дзержиевский , которого мы называем просто Лэди и который уже почти стал членом нашей семьи , каждый день пытается поддерживать связь с соседями . Иногда он часами не появляется у нас, теперь же он принёс из деревни ужасающую новость: мы немедленно должны покинуть наш дом. Деревня Гросстухен уже перешла в распоряжение военных и все гражданские лица должны покинуть её до 21 часа. Вечером пошёл снег. Итак, в непогоду мы уже в качестве беженцев выдвигаемся в дорогу.

Уже несколько недель наша повозка стояла в сарае готовая к отправлению. Это большая телега для сбора урожая с небольшой крышей из просмоленной бумаги и добротного брезента. Лошади без труда тянут нашу тяжёлую повозку в гору. Не далеко от дороги на Пиашен наши лошади вдруг останавливаются. Мы не можем понять почему. Может быть, препятствием для них послужила небольшая воронка от бомбы. Лэди берётся за плётку, но лошади лишь громко дышат, жалобно ржут и роют землю копытами. Тогда наша бабушка даёт мне задание бежать к нашему соседу Пельцу и попросить, чтобы он выручил с лошадьми. Вероятно, наши лошади всё ещё не отошли от недавних взрывов. Я с удовольствием бегу к соседу, потому что вот уже несколько дней мы просидели под землёй совершенно без движения.

На дворе у соседа Пельца тоже стоит повозка, уже готовая к отправлению. Похоже, совсем скоро они собираются выезжать. Но лошади всё ещё не запряжены. Задыхаясь от бега, я сообщаю о нашей проблеме и прошу помочь лошадьми. Старый Пельц долго, задумчиво оглядел меня и лишь мотнул седой головой. Затем говорит: " Нет, нет, мальчик, беги обратно домой. Лошадей я тебе не дам. Как ты себе это представляешь? Они и без того слишком слабые". Они всю зиму простояли в конюшне. Я с трудом разбираю его слова, потому что он говорит на диалекте и снова пытаюсь убедить его: " Бабушка сказала, что лошади нужны нам совсем не надолго. Вам не надо будет тянуть. Нужно поторапливаться, ведь русские уже не далеко от Глизно." Но старый Пельц неумолим: "Ну, хватит. А что касается русских, то всё это болтовня. Ведь наши солдаты всё еще здесь. У нас есть ещё много времени до прихода русских ". Затем уже более мягким тоном: "Ну, всё, хватит. Я тебе уже сказал, лошадей я не дам. Беги лучше домой. А лошадей своих хорошенько плёткой по спинам отходите. Это поможет. Так и вытащите свою повозку". Потом он трясёт своей седой головой и говорит: "Нет, ну кто бы мог подумать!".

Я бегу назад к нашей повозке. Тем временем Лэди снял с повозки пару тяжёлых вещей, прежде всего огромные мешки с овсом. Вскоре эти мешки здорово выручат нас. Но разгрузка повозки не принесла желаемого результата, лошади так и не двинулись с места. Я вспоминаю страшные рассказы моей бабушки о том, что лошади могут предчувствовать несчастье и ведут себя соответствующим образом. Если они не хотят идти со двора, это означает большую беду и смерть, и что никто больше не вернётся. Но я боюсь произнести это вслух. К тому же не время думать об этом. "Тогда беги скорее к Дураве", распоряжается бабушка. До дома нашего соседа Дуравы нужно бежать гораздо дальше. Я бегу.

Во дворе у Дуравы тоже стоит телега, готовая к отправлению. Двери хлева и сарая широко распахнуты, но ни души не видать. Я вбегаю в дом. Господина Дураву я застаю на кухне за едой. Я второпях рассказываю ему о нашей проблеме. Господин Дурава внимательно слушает меня и говорит: " Но почему ты пришёл к нам? Почему ты не отправился к Пельцу, ведь он живёт гораздо ближе? Времени осталось совсем мало, из Гросстухена все уже давно уехали, а в Руммельсбурге идут бои. Русские уже добрались до Глизно." Я говорю, что уже был у Пельца и что он не дал лошадей." Дурава вскочил: " Как это так? Не может быть. Быстро беги к Пельцу, я иду следом." Едва я добежал до дома Пельца, как сзади послышались тяжёлые шаги Дуравы.

Семейство Пельцев как раз собирается выезжать. Они действительно хотят ехать одни. "Мои книги, мои книги", прикрикнул старик. Мне стало интересно, о каких книгах идёт речь. Наконец Анна, украинская девушка ,выносит из конюшни 2 книги, которые были оставлены там специально на видном месте. Это лютеранская библия и евангелический сборник церковных песнопений. С этими книгами старик никогда не расстаётся.

"Быстро сюда лошадей!", бешено зарычал Дурава. Я ещё никогда не видел его в таком гневе. Но старик становится между Дуравой и лошадьми : "Я не могу так рисковать! А если мои лошади повредят себе что-нибудь, что тогда будет со мной? Каждый должен решать свои проблемы сам. Они сами виноваты, что так вышло, не надо было так много грузить в телегу. Сами теперь пусть и расхлёбывают. Я здесь не причём. Кроме того, можно спросить лошадей и у других". Тогда Дурава два раза сильно ударил старика в грудь, да так, что Пельц чуть не упал. Затем Дурава распрягает лошадей и отдаёт мне вожжи. Мы с лошадьми побежали к нашей повозке.

Тем временем наша повозка не продвинулась ни на метр. Лэди всё ещё пытается ударами плётки заставить лошадей тянуть повозку. Дурава подходит и берёт наших лошадей под уздцы. Не успели мы запрячь лошадей Пельца, как наши лошади снова потянули повозку.

К тому времени, как мы добрались до мельницы Барске, стало уже совсем темно. Не видать ни души. Перед деревянным мостом через реку Каменц наши лошади снова стали и ни в какую не хотят идти через мост. Уже сотню раз наши лошади тянули тяжёлую повозку через этот мост когда мы возвращались с нашего сенокоса из деревни Гроссмассовитц. Они знают здесь каждый шаг, но теперь они жалобно ржут и роют копытами землю. И снова плеть безуспешно ложится на их спины.

Вдруг из темноты появляются три солдата. Один из них - офицер с белой повязкой на голове. Обе его руки перебинтованы, да к тому же он хромает. Его товарищи не сильно отличаются от него. Их внимание привлёк шум лошадей, и они решили помочь. Большой дом мельника Барске был переполнен тяжелоранеными. Со стороны Руммельсбурга доносится сильная артиллерийская канонада. Выстрелы тяжёлых пушек хорошо слышны в морозную ночь. Кажется, этот шум приближается с каждой минутой всё ближе.

Наверно, в Цеммене уже идут бои. Раненые солдаты прислушиваются к выстрелам. Моя мама спрашивает солдат, стоит ли вообще покидать родные места, и успеем ли мы присоединиться к остальным беженцам. "Конечно", говорит тяжелораненый офицер, "русские ещё далеко. Мы их удержим." Он действительно говорит "мы", и его лицо искажается гримасой боли. Кровь сочиться через его повязку. Я вспоминаю тех двух офицеров СС, для которых война уже проиграна. А эти калеки ещё хотят остановить русских. Но не время для таких размышлений. Раненый офицер берёт наших лошадей про уздцы, гладит их по загривку своей забинтованной рукой и что-то ласково им говорит. И вдруг лошади снова без усилий потянули тяжёлую повозку через мост и больше они никогда не доставляли нам хлопот.

На земле Гауля и Дунзе мы вышли на дорогу, соединяющую Руммельсбург с Бютовым. В деревне Гросстухен не видать ни души, ни лучика света, лишь несколько военных грузовиков. У здания почты стоит мотоцикл и автомобиль. Солдаты перегружают почту. Один из них окрикнул нас: "Эй, люди, вы последние, давайте быстро. Русские уже в десяти километрах от Глизно." Спустя некоторое время мы, наконец, настигли колонну беженцев. Но все эти люди были из соседних деревень. Жители Гросстухена уже давно покинули деревню.

 

На востоке от деревни Моддров мы видим жуткое зрелище. Огромное зарево пожаров освещает ночное небо. Вдруг вся колонна останавливается. На дороге появляются люди из СС и объявляют: "Сегодня ночью русские прорвались к балтийскому морю. Мы в котле. Однако повода для паники нет, мы эвакуируем вас по морю через Гданьск и Готенхафен."

В деревне Ниппоглензе.

Рано утром мы въехали в заснеженную деревню Ниппоглензе, которая уже находится на территории района Штольп. Солнце только что взошло и наступила настоящая зимняя погода. Колонна беженцев вошла в деревню. Никто не может решиться, оставаться здесь, или же идти дальше. Вся деревня забита телегами и повозками беженцев и военным транспортом. Здесь много беженцев из Бютова. На каждом шагу нам встречаются знакомые лица. Я встречаю свою кузину Эллу Фоллерт. Она всё ещё в состоянии шока после авиационного налёта на Бютов. Впервые мы узнаём подробности о разрушениях в Бютове, о сотнях убитых и раненных, об обстреленной колонне беженцев на станции и у мельницы.

Один пожилой господин бегает от повозки к повозке и что-то возбуждённо кричит. Он заглядывает и в нашу повозку. "Люди, вы уже слышали? Кюстрин освобождён. Я только что слышал специальное сообщение. Наши войска освободили Кюстрин!". Он плачет как ребёнок. "Мой сын тоже сражается в Кюстрине. Ему только шестнадцать. Да, да, наши мальчики…". Он снова бежит к следующей повозке, чтобы сообщить свою радостную весть. Однако то, что вызвало у этого господина слёзы радости, наводит на нас ужас. Наша бабушка с ужасом произносит: "Кюстрин, это же не далеко от Берлина! О, Боже, русские уже под Берлином! А мы здесь в нижней Померании в котле. Куда же нам теперь идти?" С этого момента всем нам становится ясно, что добровольно мы никуда не пойдём, мы останемся здесь, не далеко от своей родной деревни Гросстухен. Уж ни в коем случае мы не хотим на корабль. Лучше умереть дома, чем в ледяных волнах балтийского моря, или где-нибудь ещё на чужбине. И это наше общее мнение.

Наша бабушка считает, что конец войны совсем близок. "Если так пойдёт и дальше, то он предложит перемирие. Точно так же, как и тогда в мировой войне 1918 года." Под словом "он", бабушка подразумевает Гитлера. Однако, никому из нас ещё не было ясно, что эту войну ведут не генералы, а полоумный и безответственный ефрейтор.

На просёлочной дороге мы встречаем нашего соседа Бруно Барске из Обермюле. В руках у него лопата, а под мышкой небольшой узелок. Моя мама с иронией спрашивает его, не хочет ли он выкопать траншею для танка. Сейчас как раз самое время для этого. Но он всего лишь хочет похоронить своего новорождённого внука. Ребёнок замёрз в первую же ночь эвакуации. Гизела, мать ребёнка, с высокой температурой лежит в повозке. Господин Барске просит меня помочь ему выкопать могилу. Мы долго ищем подходящее место и, наконец, находим его в парке путткамерского замка. Эта могила находится справа от сосны, если смотреть с дороги, ведущей из Бютова в деревню. "Здесь, возле сосны под стеной мы когда-нибудь похороним его со всеми почестями", говорит Барске. С огромными усилиями мы вырываем в замёрзшей земле небольшую яму. Земля уже глубоко промёрзла. Идёт снег и ужасно холодно. Мы должны поторапливаться. Барске читает "отче наш" и плачет. Он второй мужчина, которого я вижу плачущим. Женщины плачут уже не так часто.

Во второй половине для прибежала наша соседка Агнес Дурава со страшной новостью: в Гростухене начались бои. Деревня Реков сдалась, там все погибли. Так же погибло всё народное ополчением под предводительством Дунзе.

На обочине дороги стоят два танка. Солдаты меняют гусеницу. Кто-то из женщин произносит: "Наверно, Бютов уже сдался." Тут вмешивается молодая женщина и энергично протестует: "Этого не может быть. Фюрер никогда не допустил бы этого. Бютов будут защищать, ведь там важная крепость."

Это услышали солдаты. Один из них говорит: "Дорогая, не рассказывай тут сказки. Мы сами только что из Бютова. В городе никого не осталось, мы последние." Наступила тяжёлая пауза.

Ближе к вечеру в небе появился русский самолёт и долго кружил над деревней. Один солдат говорит: "Это русский разведчик. Самое долгое через час здесь начнётся обстрел." Я в ужасе бегу к маме и прошу её скорее покинуть деревню, которая переполнена повозками беженцев. Передо мной проезжают повозки беженцев из восточно-прусской колонны. Многие из них испачканы кровью. Здесь много убитых детей, о которых рассказывала моя кузине Элла из Бютова. Я не хочу умереть так, как это дети, как моя одноклассница Криста Гатерманн или как многие другие. Я не хочу умереть так бессмысленно и уж точно не сейчас. Но все мои уговоры, покинуть деревню напрасны, мама настаивает на своём.

Когда в небе послышался гул моторов самолётов мы кинулись бежать в небольшой домик, вокруг которого стояли 5 хорошо замаскированных сеткой цистерн. "Если в этих цистернах есть бензин, то здесь будет огненное море и мы все сгорим", говорю я. Но никто меня не слушает. Тут в дом врывается офицер с автоматом и бешено кричит на нас: "Вы что, с ума все посходили? Здесь 25 тонн горючего. Если хоть одна пуля сюда попадёт, то сгорите все заживо. Быстро отсюда!" Он указал на бомбоубежище не далеко от дома. Однако, не смотря на его предостережения никто не пошевелился. Я был один из немногих, кто побежал туда, куда показал офицер.

Всё небо покрыто тяжёлыми чёрными облаками. Идёт снег и ничего не видать. В воздухе всё ближе слышится шум авиационных моторов. Этот гул приближается с каждой минутой. Там, за облаками, должно быть, летит целое полчище вражеских самолётов. Вдруг, всё вокруг меня начинает оглушительно взрываться, обломки деревьев и клочья земли посыпались с неба. Я споткнулся и упал в какую то яму. Должно быть это и есть то бомбоубежище, о котором говорил тот офицер. Тут я ощутил сильный удар в спину, кусок дерева попал мне в голову. Я почувствовал колющую боль в лице, и всё вокруг меня вдруг исчезло.

Очнулся я в незнакомом месте. Я почувствовал приятное тепло вокруг. Сверху на меня смотрят большие глаза. Это глаза коровы. Здесь же собака, которая сочувствуще виляет хвостом. Я лежу в каком то сарае на сене. Вокруг меня стоят миски и тазики. Всё тело ломит от боли. Ноги и руки горят как в огне, а при любом движении боль отдаётся в лице. Кто-то рядом сказал: "Повезло же парнишке". Я пытаюсь понять, что же произошло, но снова забываюсь от сильной боли.

Вечером, когда снова пошёл снег, мы выдвинулись в дорогу. Деревня Ниппоглензе должна быть освобождена от гражданских. Я иду за нашей повозкой и держусь за верёвку, которая крепит брезентовую крышу к бортам. Все кто может идти, должен идти рядом с повозкой. Наша бабушка, не смотря на наши уговоры, не делает для себя исключений. Таким образом, мы защищены от мороза и болезней. Пока мы идём, мы не замёрзнем и не заболеем, говорит бабушка. Но я понимаю, что за всем этим стоит страх, что одно из колёс может сломаться или уставшие лошади больше не смогут тянуть и без того переполненную повозку. К тому же лошади уже давно не были подкованы. Из-за авианалётов мы не могли заехать к кузнецу. На заснеженной и обледеневшей дороге наши лошади всё чаще поскальзываются. Самой большой катастрофой для нас было бы, если одна из наших лошадей сломала бы себе ногу. Это означало бы для нас холодную смерть в занесённой снегом придорожной канаве.

Ещё никогда я не чувствовал себя так плохо. Мои силы полностью истощены. Каждяй шаг доставляет мне мучительную боль. Ко всему добавляется невыносимая жажда. Наверно, я потерял много крови. Когда мы уходили из родной деревни, мы представляли себе множество трудностей, с которыми мы можем столкнуться на своём пути. Но никто из нас не представлял, какой мучительной может быть жажда, и что самое главное в дороге, это иметь при себе немного питьевой воды. Я буквально повис на той верёвке, за которую держался. Впервые ко мне приходит мысль сдаться, просто упасть и остаться лежать в глубоком снегу у дороги. Рядом со мной идёт наша соседка Линхен Вольфф и разговаривает со старым солдатом. Тот говорит, что идёт в соседнюю деревню, чтобы заступить там на пост, но он не знает ни названия этой деревни, нет у него и оружия. Каждый раз, когда мимо нас проезжают автомобили Вермахта, солдат протискивается к краю дороги и, похоже, желает остаться незамеченным.

Поместье Микров

Наша повозка движется очень медленно. В день мы проходим не более двадцати километров. На дороге давно уже не осталось ни указателей, ни названий деревень, ни других дорожных знаков. Все указатели были сняты солдатами Вермахта ещё в октябре 1944 года для того, чтобы лишить ориентировки вражеских шпионов и дезертиров. Солдаты сворачивают колонны беженцев с главных дорог на просёлочные. Главные дороги остаются для передвижения военных. Они так же наиболее часто обстреливаются с воздуха. Колонны беженцев являются излюбленной целью самолётов, так как они не могут оказать сопротивления. К тому же разбитые повозки на узких дорогах создают большие препятствия для передвижения военного транспорта. Кроме того, хаос и террор являются неотъемлемой частью войны.

Мы движемся теперь по ночам, в непогоду и часто через леса. Только наша бабушка знает здесь каждую деревню, через которую мы проезжаем. Некоторые названия деревень мне запомнились: Будов, Муттрин, Микров, Цехлин.

Для ночёвки мы останавливаемся в поместье Микров. Это поместье скорее напоминает военный лагерь. Бабушка рассказывает историю из своей молодости. Когда она была молодой девушкой, она состояла компаньонкой в поместье Микров у графа фон Вольдек-Арнебург. Теперь, спустя 50 лет это знатное семейство идёт в одной колонне с другими беженцами.

За Микровым мы снова делаем остановку. На этот раз в доме крестьянского предводителя, или что-то в этом роде, у самой церковной площади. Как и прежде все комнаты переполнены беженцами. Высокий нацист, в безупречно выглаженной парадной форме СА горделиво вышагивает перед нами и злостно ругается на то, что мы , беженцы, насорили в его доме. Он говорит с нами так, как будто мы на пороге великой победы над врагом. Его оскорбительные речи остаются без внимания усталыми людьми. Я выбегаю из дома и бегу прочь, вдоль бесчисленных повозок и телег. Я надеюсь встретить кого-нибудь из знакомых, может быть кого-то из нашей деревни или моих школьных друзей, которых мне так не хватает. В глубине души надеюсь встретить моего отца, потому что иногда сквозь толпу проходят люди из народного ополчения. Но кругом на меня смотрят незнакомые, усталые лица, и на мой вопрос, есть ли кто из Гросстухена, люди лишь качают головами или вообще ничего не отвечают.

Так я пробежал пару километров и очутился за деревней. Солнце освещало покрытые снегом холмы. Тут моё внимание привлёк дым на горизонте. Пять чёрных столбов дыма поднимаются к небу, а над ними кружат самолёты, то и дело, входя в пике. Опять эти чёртовы самолёты! Я изо всех сил бросился бежать в деревню, чтобы укрыться в спасительном подвале. Задыхаясь от бега, я достиг церковной площади. Вдруг у меня над головой раздаётся страшный треск. Один единственный самолёт на бреющем полёте стал обстреливать крышу кирхи. Посыпались осколки стекла и обломки деревьев. Большая ветка упала перед моими ногами. Я упал и затаился. Самолёт снова взмыл в небо, чтобы через несколько мгновений с новой силой обрушиться на нас. Я вскочил и побежал дальше. Ещё сотня метров и я буду в безопасности. Тут я услышал голос со стороны кирхи: " Ради Бога, не беги. Ты с ума сошел! Падай на землю и ползи сюда". Я оглянулся, но никого не увидел, однако поступил так, как сказал голос. Тут из-за опорной балки выступил высокий худой солдат лет девятнадцати. "Будь осторожен и делай всё в точности как я. Это всего лишь один самолёт и он не очень опасен." Солдат объяснил мне, что это за самолёт, его тип и оснащение. Он может стрелять только вперёд и назад.

Если видать борт такого самолёта, то он совсем не опасен. Если только он летит прямо на тебя, то ты в опасности. Мы перебегаем от одной стены к другой, в зависимости от того, где сейчас самолёт. "Зачем он стреляет по кирхе?", спрашиваю я. "Он думает, что там на крыше сидит наводчик, который по рации сообщает артиллерии, где и сколько вражеских танков. Только тогда артиллерия стреляет". А он правда там на крыше?",снова хочу я знать. Солдат качает головой: "Нет, там уже давно никого нет. Все ушли". Я очень рад, что русский самолёт стрелял по нам, но не попал. "Ну, теперь ты можешь бежать к своей маме",говорит солдат. "Русский Иван расстрелял весь свой боекомплект, и вернётся теперь самое раннее через час". Я приглашаю солдата пойти со мной, вместо того, чтобы торчать здесь на холоде. Но он отказывается. Он просит меня, чтобы я никому не рассказывал о том, что я видел его здесь. Я обещаю ему и жутко горжусь тем, что прошёл настоящую военную подготовку у настоящего солдата в настоящих боевых условиях. Кому ещё из мальчишек могло бы так повезти?

Течёт кровь.

Деревушка Ну тоже вся забита беженцами. Некоторые телеги и повозки испачканы кровью. Даже лошади в крови. Я заглядываю в одну телегу и в ужасе отскакиваю. В телеге неподвижно лежат люди, все в крови. Из одного дома вышел военный в парадной форме войск СА и закричал на всю площадь: " Все беженцы, немедленно вон из деревни. Только из-за вас, чёртовых беженцев, мою деревню разрушат". Кто-то из толпы говорит, что может быть уже завтра он и его семья будут такими же беженцами, ведь русские уже совсем рядом. Но он кричит и ругается ещё больше: "Вон, все немедленно вон из моей деревни". Тут из одной залитой кровью повозки вылезают два мужчины. В руке у одного из них блестит большой охотничий нож. Военный не унимается: "Я вас всех под военный трибунал отдам". Через мгновение его голос оборвался. Мужчины вернулись к своей повозке и яростно ударили плетью лошадей. Теперь надо немедленно уезжать отсюда. Скорее, под покров спасительного леса. Как часто говорила моя бабушка: "Когда прольётся первая кровь, то никого уже не остановить".

Восьмого марта мы, наконец, добрались до местечка Карлхёс, где вышли на трассу Штольп - Лауенбург. Мы надеемся, что по большой главной дороге мы будем двигаться гораздо быстрее. Нам понадобилось больше часа, чтобы найти место в плотной колонне беженцев, движущихся в сторону Лауенбурга. Двойной колонной по дороге движется отступающая военная техника. Встречного движения уже давно не существует. Все отступают. На обочинах дороги лежит глубокий снег. Сама дорога расчищена от снега, но покрыта льдом. Не далеко от деревни Лангебёзе в одном поместье расположились человек 500 солдат в чёрных униформах. Наверно, целый танковый батальон. Командир произносит речь над тремя гробами. Это значит, что фронт и смерть где-то совсем рядом. Наверно, я единственный, кто обратил на это внимание. Никто больше не замечает ничего вокруг. Все погружены только в мысль о бегстве. Люди в глубокой апатии, даже военные. Не слышно больше ни команд, ни приказов. Только никем не произнесённое: спасайся, кто может!

В Брезине всё кончено.

На подступах к Лауенбургу все повозки и телеги должны покинуть главную дорогу. Мы снова сворачиваем на просёлочную дорогу. Перед наступлением темноты мы въезжаем в деревню Брезин, которая станет поворотным местом в нашей судьбе. Как обычно, мы идём рядом со своей повозкой. Справа от нас на краю деревни на расстоянии 100-200 шагов располагается пулемётное гнездо. Двое солдат за пулемётом дают длинные очереди. Кто-то спросил у них, зачем они делают это. Один из солдат махнул нам бутылкой шнапса и крикнул: "Не бойтесь, мы просто упражняемся".Люди немного успокоились. Я говорю: "Но зачем они упражняются боевыми патронами? Так не бывает. И зачем им сейчас тренироваться?" Бабушка отвечает: "Ты не поймёшь, ты ещё слишком мал. Ведь тебе всего десять". Позже выяснилось, что мы как раз находились на линии фронта, а солдаты вели огонь по наступающей русской кавалерии и пехоте.

Деревня была сдана к пяти часам вечера. Все запасы имеющиеся в деревне раздавались всем желающим. Каждый мог взять себе всё, что ему нужно. Солдаты, прежде всего, брали бутылки со шнапсом и пивом. Русские находились уже в трёх километрах позади нас, но об этом мы узнали гораздо позднее.

Поздним вечером нас разместили в местной брезинской школе. Старший учитель, пожилой господин с седой головой, лично раздал всем молочный суп и чай. Классные комнаты отапливались, а на полу лежала солома. Нам кажется, что мы добрались до рая. Многие просто плачут от счастья. То обстоятельство, что с наружи стреляют, уже никого не беспокоит. Я слышу голос своей матери: "Если мы сейчас же не уедем отсюда, то русские нас захватят". Но, не смотря на её предостережение, все засыпают.

10 марта 1945 года был судьбоносный для нас день. Мы просыпаемся под оглушительный грохот танковых орудий. На дворе уже наступил день. Мы все проспали. В классной комнате снова холодно. Окна покрыты толстым слоем льда. Я подбегаю к окну и своим дыханием отогреваю небольшую дырочку, чтобы посмотреть, что творится снаружи. В школьном дворе стоят два танка "тигр" и непрерывно стреляют. Через двадцать минут стрельба стихла. Танки разворачиваются и на большой скорости покидают школьный двор. Во двор вбегает группа смертельно уставших солдат в белых маскировочных халатах. В руках у них фаустпатроны, гранаты, и карабины. Это, наверно, те солдаты, которые располагались в окопах перед деревней. Они отступают. Младшие офицеры рапортуют, а командир роты спрашивает: "Кого не хватает?". Ему отвечают: "Противотанковая группа под командованием Мюллера". Последнее, что я слышу: " Мы больше не можем их ждать. Отступаем в сторону Нойштадта!" и усталая группа солдат быстро удалилась. Я с испугом смотрю им вслед. Такой конец нашего Вермахта я не мог себе представить. Ведь наша армия была для нас непобедимой в воздухе, на суше и на воде. По крайней мере, так было написано в наших учебниках.

Мы наскоро едим и выходим из школы. На дороге царит хаос. Крестьяне, как сумасшедшие, бьют плетьми своих лошадей. Кругом слышно: "Русские! Русские!" Это означает: спасайся, кто может! Согласно нашей договорённости, мы остаёмся в деревне. Сосед Дурава идёт, чтобы выяснить ситуацию и скоро возвращается с вестью: Русские в деревне! Он видел троих солдат. Это были последние немцы. На вопрос, что делать дальше, они ответили: "Ни в коем случае не выходите больше на улицу. Вы теперь в секторе обстрела русских танков, а русские стреляют по всему, что движется. Просто оставайтесь на своём месте. Мы только что подбили 3 русских танка, но за ними идут другие". С этими словами они убежали. Итак, решалась наша судьба. Знакомые нам беженцы, которые покинули деревню ещё утром, в конечном итоге добрались до Дании, потому что в городе Нойштадт немецкие войска ещё долго сдерживали русских.

Мы ищем пристанище и находим его в небольшом домишке рядом с кирхой. Жильцы либо ушли с другими беженцами, либо сидят где-нибудь в бомбоубежище. В комнате стол накрыт скатертью и на нем нетронутыми стоят торт и кофе. Наверно, здесь должен был быть праздник. Такую роскошь мы уже давно не видели, но никто из нас не притронулся к этой еде. Никто из нас не думает о еде. Мы все собрались в одной комнате, а именно: большая семья Дуровы, Пельцы и многие другие незнакомые люди, прежде всего женщины и дети. Мужчины остались в конюшнях, чтобы показать русским, что они не имеют ничего общего с войной и военными. Одна молодая женщина фанатично заговорила: "Наш фюрер сказал, что если русские не покинут территорию Германии сегодня до 12 часов, то он применит свое оружие расплаты". Дурава сказал, что в таком случае он должен поторапливаться, потому что у него осталось полтора часа. Подобные заявления можно слышать все чаще и люди начинают верить в это. Часто слышны высказывания, о том, что после поражения Германия снова станет большой и сильной державой. Молодая женщина говорит дальше, но ее никто не слушает. Это та же самае женщина из Ниппоглензе, которая хотела защищать Бютов. Госпожа Агнесс Дурава читает длинную молитву и просит спасителя Иисуса Христа защитить нас всех.

Я и мой брат Улли оббежали деревню. Мы встречаем двух мальчишек из колонии беженцев. У них в руках винтовка. Они быстро подбежали к кирхе и перебросили ее через стену. На встречу нам идет Лэди с цветной коробкой конфет и со словами "Кушайте ребята, кушайте. Все равно скоро все умрем!" Это были чудесные конфеты, каких мы даже никогда не видели. Мы удивились, почему это Лэди говорит о смерти, ведь он должен наоборот радоваться тому, что он теперь свободен и может возвратиться к себе на родину к своей матери. Его отца расстреляли большевики в 1930 году, потому что он не хотел вступать в колхоз, а его обе сестры уже 15 лет где-то в рабочем лагере. Очевидно, он знает, что грозит нам.

Смертельная тишина наполнила деревню. Где-то в 15.00 в деревню галопом въехали 2 всадника и ту же были окружены бывшими невольными работниками. Они долго и горячо спорят о чем-то, затем всадники пришпорили своих лошадей и ускакали прочь. Меньше чем через час вся деревня была заполнена русскими. Не смотря на строгий запрет бабушки я пробираюсь к окну, откуда я могу наблюдать, что происходит на улице и на дороге. Справа и слева по улицам идут колонной русские со стороны деревни Биркенхор. Напротив нашего дома располагается конюшня. Один русский солдат заходит в конюшню и выводит оттуда перед собой немецкого мужчину, который держит руки высоко над головой. Он становится лицом к стене. Русский обыскивает его и отпускает. Мужчина снова заходит в конюшню и исчезает среди лошадей. Следующий по очереди наш дом. Распахивается дверь и на пороге появляется молодой русский солдат с автоматом на изготовке. Он что-то зло говорит пленным работникам. Я пытаюсь разобрать его слова, но понимаю только слово "Пиво". Украинские девушки в ужасе. Они ничего не хотят говорить, а может быть и не поняли русского. Моя бабушка пытается переводить и в конечном итоге становится ясно: русский говорит, что он вернется через 20 минут и к этому времени для него должны быть приготовлены 5 бутылок пива и девушка. Если всего этого не будет, то он всех расстреляет. Понятный ультиматум победителя!

Но ни одна женщина не готова на это и пива у нас тоже нет. Наша бабушка единственная, которая не потеряла голову от страха. Все остальные бледны от ужаса. Бабушка думает, что русский забыл про нас и не придет более, но спустя час он снова вваливается в дом. Он рассматривает всех женщин и утаскивает одну из них с собой. Пиво он достал где-то в другом месте. Он уже сильно пьян.

Мучительно тянутся часы и снова появляются русские. На этот раз это несколько пожилых офицеров, вероятно, весь штаб. Они размещаются в соседних комнатах. Появляется высокий сержант и что-то нам говорит. Кто-то из украинских девушек переводит, и вскоре не справляется с задачей, однако это и не нужно. Сам тон, с которым говорит сержант и его движения показывают, что он хочет нас всех успокоить. Он говорит страстно, порой даже умоляюще, затем достает из кармана 2 яблока и в знак добрых намерений передает одно из них маленькой Лизелотте Пельц, которая сидит передо мной. Тут раздается чей-то голос. Это снова та фанатичная женщина: "Заберите яблоки у детей, они наверняка отравлены".

Русские приказывают нам забить гусей, которые находятся во дворе . Наша бабушка пытается объяснить , что сейчас в марте, гусиное мясо не хорошее, можно найти что-то более лучшее. Но они настаивают на том, чтобы мы сварили это мясо. Мы удивлены, насколько доверчивы русские. Я то и дело пробираюсь к двери и наблюдаю за ними. Они с серьезными лицами сидят за столом, склонившись над картой, освещенной керосиновой лампой. Изредка в дом входит кто-то с рапортом. Никто больше не входит к нам и первую ночь под господством русских мы проводим совершенно спокойно. Но, не смотря на это, никто не спит. Мы все лежим на кроватях в одежде и обуви. Всю ночь где-то вдали слышится канонада, стекла дребезжат. Изредка слышны выстрелы, иногда даже очереди из автоматов и пронзительные женские крики, которые вводят нас в ужас. Но русские штабные офицеры не обращают на все это никакого внимания. Они, похоже, давно привыкли к этому. Чувствуется резкий контраст между теми спокойными и дружелюбными офицерами, которые находятся в соседней комнате и теми ужасными событиями, которые происходят там с наружи, в деревне. Мы не можем этого понять.

Еще ночью среди нас выделяется, своего рода, совет по чрезвычайным ситуациям, который, собственно говоря, состоит только из господина Дуравы и нашей бабушки. Это единственные люди, которые сохранили ясную голову. Мы хотим официально перейти под защиту Красной Армии и попросить что-то, вроде, сопроводительных документов, с которыми мы можем в безопасности вернуться домой. Мы все хотим возвратиться домой, кроме госпожи Пельц, которая все чаще говорит, что она боится возвращаться в родную деревню. Было ли это предчувствием смерти?

На следующий день мы обратились с нашей просьбой к русским офицерам и к нашему удивлению они отнеслись к нам дружелюбно и с пониманием, однако посоветовали нам немного подождать. Все дороги будут теперь заняты военным транспортом для марш-броска на Готенхафен. Кроме того, местность еще не под полным контролем русских. Мы не понимаем, что они хотят этим сказать, но вскоре мы узнаем, что это означает. Мы получили разрешение на возвращение домой в нашу деревню, и даже сопроводительное письмо с бесценной и решающей все печатью.

Когда все уже было готово к отправлению, пришел Дурава с вестью: "Мы не можем выехать, Лэди, теперь самый важный из нас, не хочет. Он не желает возвращаться. Он боится". Все бывшие невольные работники собрались в сарае, спиртное течет рекой. Мама говорит: "Этого не может быть. Я сама должна поговорить с ним". "Ты с ума сошла", говорит Дурава, "Немецкая женщина среди пьяных русских?!" Но мама, не смотря на отговоры, идет в сарай. Я бегу следом за ней. В сарае на сене лежат 15-20 работников, среди них и Лэди. Кругом разбросаны бутылки из под шнапса и пива. Как только моя мама появилась в дверях все работники вскочили как по команде. Это было своего рода отдание чести женщине немецких кровей. Мама спрашивает Лэди: "Разве мы не едем домой?" Лэди немедленно залепетал: "Да, да, госпожа, домой. Я немедленно иду".

На следующее утро в 11 часов мы отправились в путь, домой! Осознание этого разгоняет все страхи и опасения. Деревня полна проходящими русскими колоннами. Вдруг в небе появляются самолеты. Все залезли в страхе под повозки, только я остался стоять и крикнул: "Это немцы". Я отлично вижу свастики и даже головы пилотов. Ни со стороны немцев, ни со стороны русских не раздалось ни выстрела. На окраине деревни догорают три русских танка, которые были подбиты последними нашими солдатами. Танки горят небольшим синим пламенем. Я удивлен, что железо может гореть.

Мы идем нашей небольшой колонной в определенном порядке: в начале колонны движется повозка Дуравы, который довольно хорошо говорит по кашубски. Русские считают этот язык польским и понимают даже лучше, чем польский. Затем идет небольшая телега Пельца с малыми детьми и замыкает колонну наша повозка, которой правит Лэди. Женщины и молодые девушки укрыты в телеге под покрывалами. Таким образом, нам удается двигаться по территории, занимаемой русскими.

В горящем Лауенбурге

На полпути в Лауенбург наша небольшая колонна остановилась. Навстречу нам идет босиком по снегу пожилая женщина. С растрепанными волосами, в разорванной одежде она выглядит совершенно сумасшедшей. "Люди, не езжайте в Лауенбург", - произнесла она заклинающим голосом. "Русские убили моего мужа и изнасиловали женщин. Я убежала. Там творится ад, все горит. Вас всех убьют!" Но, не смотря на ее предостережения, мы едем дальше, в лапы смерти. Мы встречаем еще несколько беженцев, которые идут пешком и сообщают нам ужасные вести. Все чаще я слышу слово, которое я не знаю: изнасилование. Наши повозки въезжают на небольшую горку, с которой перед нами открывается ужасная картина. Лауенбург превратился в одно огромное огненное море. Сегодня, 11 марта 1945 года, роковой день для этого города. Справа от Лауенберга к небу поднимаются черные тучи дыма, которые говорят о том, что горит нефть. В середине города огромные языки пламени вздымаются к небу. Только слева небо еще чистое. Кто-то говорит: "Нефтехранилище горит". У нас нет другого выхода, мы направляемся в горящий город. Кругом по пути нам попадаются трупы людей и животных, которые издают невыносимую вонь.

Нас задержали в середине города и направили обратно, во двор одного административного здания. Наших работников украинцы и белорусы отправили на допрос. От их высказываний будет решаться: будем ли мы жить или умрем. Итак, мы ждем нашего приговора.

Я забрался в повозку и наблюдаю через щель в брезенте за происходящим. Через свою щель я вижу пять трупов, лежащих во дворе плотно друг к другу. Это первые мертвые, которых я вижу так близко: мужчины средних лет в гражданской одежде. Сапоги им зачем-то сняли. Кажется, что они просто спят. Мимо по большой дороге проезжают колонны новеньких грузовиков, полностью набитых красноармейцами и бесконечные колонны тяжелых орудий. В грузовиках среди русских часто видны женщины, порой молодые девушки 14-15 лет.

К нашей повозке подходит пьяный русский. Он размахивает большим револьвером и наводит его на висок моего младшего трехлетнего брата, который сидит на коленях у моей мамы. Все застыли в ужасе. Только мой брат дружелюбно и с интересом смотрит на русского. Это был немецкий револьвер из последней войны. Из такого же я тайком стрелял со своим соседом Райнхольдом Базовский. Пистолет заряжен и снят с предохранителя. Рука пьяного сильно дрожит. Я подался вперед к выходу из повозки с твердым намерением, если русский убьет моего брата, выхватить револьвер и направить его на убийцу. Мы с Райнхольдом часто упражнялись выбивать направленное на себя оружие. Я знаю, как это делать. К тому же русский пьян. В конце концов, не зря же нас учили в Гитлерюгенде стрелять во врага. Вдруг раздается выстрел в соседнем доме. На верхнем этаже открывается окно и голос выкрикнул русское имя Степан, или что-то в этом роде. Русский убрал свой пистолет и побежал прочь на голос. Никто из нас в последствии не мог бы сказать, как долго мы были под прицелом револьвера и сколько длился этот ужас в том дворе. Были ли это 20 минут или три часа? На пороге вечности пропадает чувство времени.

В пригороде Лауенбурга по направлению к Бютову наших бывших невольных работников снова допрашивают. Мужчины получили старые винтовки и были записаны в ряды Красной Армии, независимо от того, имеют ли они военные навыки. Позже Варка, как свидетельница, рассказала нам. Лэди сказал русским, что они тоже хотят примкнуть к Красной Армии, но прежде он должен отвезти домой немецких детей. Потом он прибежал к повозке, схватил свой узел с пожитками, который был всегда готов под сиденьем и со словами: "Мне пора. Они идут за мной…" убежал.

Спустя несколько минут, к нашей повозке подбегают 2 русских с автоматами наготове и спрашивают, где он. Бабушка показывает направление. Раздается очередь из автомата. Лэди мертв!

 

Дорога назад.

Дорога на Бютов полностью обледенела. Наши лошади поскользнулись, и повозка стала поперек дороги. Мы пытаемся взяться за задние колеса и вручную повернуть повозку. Но, все напрасно повозка слишком тяжелая. Впереди на всем ходу к нам приближается колонна русских танков с закрытыми люками. Люки у них закрыты, потому что они каждую минуту ожидают встречи с врагом. Все, подумали мы, сейчас они просто собьют нашу повозку. Мы уже часто слышали о таких происшествиях. Но колонна танков останавливается и ждет, когда мы справимся со своей повозкой. Мы пытаемся вернуть ее в колею, но все напрасно. Через несколько мгновений в третьем танке, наверное, командирском, открывается люк. Из первого танка тоже показался солдат. Солдаты у третьего танка хотят знать, что случилось, почему колонна остановилась. Солдат у третьего танка что-то прокричал в ответ и показал на нас, детей. Тут из командирского танка выпрыгивают двое солдат, подбегают к нам, хватают нашу повозку за задние колеса и ставят ее на обочину дороги. Не успели мы справиться с испугом, как парни без единого слова забрались к себе в танк, задраили люки, и колонна танков двинулась дальше. Такое тоже было! Русские могли бы просто столкнуть нас с дороги, так было бы даже быстрее и проще для них. Эти солдаты остаются для меня героями и по сей день. К сожалению, на войне всё чаще видна черная сторона.

Не далеко за Лауенбургом русские забирают наших лошадей. Они уже и раньше часто пытались сделать это, но наши кони, почувствовав чужих, всегда ведут себя очень агрессивно и не позволяют кому-то дотрагиваться до них. Раньше их поведение доставляло нам массу забот, но теперь их дикий нрав был нашим спасением. На этот раз все вышло иначе. После того, как наши кони не позволили русским приблизиться к себе, один из них достал свою саблю и зарубил на месте одного из коней. Нам показалось, что это конец. Но нашему удивлению не было придела, когда русские отдали нам взамен двух новых лошадей. Это были совсем замученные и оголодавшие лошади. Кто-то говорит, что это литовская порода. Мы думаем, что мы не продвинемся и 10 метров с этими изнуренными и истощенными животными, но лошади отважно потянули слишком большую для них повозку. Мы часто кормим лошадей тем, что у нас еще осталось и пытаемся их беречь там, где это возможно. Таким образом, лошади снова набрались сил.

Дорогу назад выбирают исключительно Йозеф Дурава и наша бабушка, которые знают здесь каждую тропинку. Мы остаемся верны нашему принципу и избегаем главных дорог, двигаясь преимущественно по проселочным тропам. Следующая ночь проходит совершенно спокойно. В нашей повозке теперь совершенно чужие люди, среди которых полусумасшедшая пожилая женщина, которую мы подобрали по дороге. Она хотела пешком добраться до Бютова. На подходе к Брезину проходит молва, что русские будут стрелять по любой повозке, на которой нет белого флага. В один момент были разорваны все простыни и платки. Бабушка считает это глупостью и ничего не предпринимает. Белые флаги касаются только военных, а мы простые граждане, мы не сражались и нам не надо сдаваться. Наша повозка единственная, над которой не было белого флага. Но никого это не заботит. По дороге, однако, один русский спрашивает совершенно наивно, почему у нас нет белого флага. Бабушка качает головой и говорит по-русски: "не надо". Но солдат не отстает. Тут вмешивается молодой лейтенант, который на удивление хорошо говорит по-немецки. Первый раз мы говорили о войне с русским офицером. Нас интересует, прежде всего, один вопрос: Когда кончится война? Лейтенант отвечает: "Мы надеемся победить Германию до наступления следующей зимы". Мы удивлены. Бабушка говорит: "Но ведь мы уже побеждены". Русский качает головой: " на каждом шагу мы встречаем ожесточенное сопротивление. К тому же мы никак не ожидали, что у немцев есть такие запасы продовольствия. С такими запасами можно воевать еще довольно долго. У нас в России уже давно царит голод". В конце русский значительно добавляет: "Это будет последняя война!" Но наша бабушка возражает: "Войны всегда были и будут! С чего вы так решили, офицер?" Русский показывает на меня. Я стою неподалеку у обочины дороги и слушаю весь разговор. "Потому что на этот раз эти дети видели и пережили все войну. Раньше такого не было. Тот, кто еще ребенком пережил войну, больше не допустит подобного!" "Пожалуй, вы правы, господин офицер". 

Перед деревней Гроссраккит нам встречаются две повозки, в которых едут по одному мужчине. Они едут из Гданьска. Их семьи, а точнее только женщины и дети, были эвакуированы по морю. Мужчины должны были остаться. Теперь они возвращаются домой в Западную Пруссию. У них осталась только одна цель: скорее обратно домой! Мы удивляемся, что их телеги полностью загружены. Мы просим их, чтобы они заночевали с нашей небольшой колонной. По их настоянию мы отправляемся на ночевку глубоко в лес. Мы въехали на лесную поляну и поставили пять повозок так, что они образовали своеобразную крепость. Из лесных камней мужчины довольно профессионально сооружают печку и разводят огонь. Каждый приносит к ужину что-нибудь особенное из еды. Наши продовольственные запасы еще не все истощены, поэтому ужин у нас получился как никогда роскошным. Мы забываем о войне, о том, что мы находимся теперь в расположении русских, и ночь проходит совершенно спокойно. На следующее утро наши двое спутников быстро собрались и спешно покинули нас, мы же остались в лесу до полудня.

На землю опустился туман. Вдали послышались крики, ржание лошадей и удары кнута. Наверное, кто-то гонит скот. Бабушка говорит: "Как бы у нас не отобрали лошадей". Но как только мы подходим ближе, перед нами встает иная картина. Русские на лошадях гонят через лес немецких мужчин. Русские то и дело бьют кнутами мужчин, которые высоко над головой держат свои узелки. Бабушка спрашивает, есть ли кто из Бютова или Гросстухена, но не получает ответа.

Наконец мы добрались до Яссенского озера и деревни Яссен. Здесь мы чувствуем себя почти как дома, потому что эта деревня относится к району Бютов. Мы проезжаем через нетронутую войной деревню, в которой, однако, не видать ни души.

Не далеко от Клейнпомейске наша повозка утопает в глубокой грязи. Не смотря на наши усилия, мы не можем сдвинуть повозку ни на дюйм.

На подступах к Бютову к нам на встречу выходит группа мужчин с сине-бело-красными нашивками. Над головами у них развивается такое же знамя. "Это французский триколор", объясняет нам бабушка, которая знает просто все на свете. Мы немного успокоились, что это всего лишь освобожденные русскими французские военнопленные, которых мы давно уже не рассматриваем как врагов. Бабушка решается попросить их помочь нам с повозкой. В ответ мы получаем на безупречном немецком: "Так вам и надо. Чтоб вы все сдохли, немцы!". Остальные французы не кажутся такими враждебно настроенными, но все же не помогают нам. Вероятно, они побаиваются своего фанатичного командира.

В Помейске мы впервые встретили поляков. Они в военной форме и на головах у них конфедератки, четырехугольные шапки, каких я еще никогда не видел. Это польский милицейский контроль. Дурава со своим семейством может ехать дальше, потому что он выдает себя за кашуба. Он довольно спокойно говорит на их языке. Нашу повозку сопровождают на небольшую площадь. Поляки долго и основательно обыскивают нашу повозку, но ничего не берут, несмотря на то, что у нас есть много ценных вещей и продовольствия. У нас даже есть большой мешок сахара, целый центнер. Бабушка предлагает им колбасу, сало и сахар. Они могут взять себе все, что захотят. Но польские офицеры лишь качают головами. Они ничего не хотят брать от нас. Один из них посмотрел на нас, детей и говорит: "Вам все это еще пригодится самим!" Мы проводим ночь на загражденной забором площади. По крайней мере, этот забор может защитить нас от русских. Может быть, для этого поляки задержали нас на ночь. Мы в третий раз проводим спокойную ночь. На утро бабушка отправляется к домику охраны и спрашивает, можем ли мы двигаться дальше. Без единого слова поляки отправляют нас в дорогу. Теперь мы остались только с семейством Пельца. Обеими повозками управляет украинская девушка, а дорогу указывает, как и прежде, бабушка. Она не хочет въезжать в Бютов, потому что нам хватило пережитого в Лауенберге.

Мы уверены, что в Бютове так же опасно. Однако, на самом деле, все оказалось иначе. В этот день в Бютове не было ни единого русского. Да и вообще город был пуст. Если бы мы поехали через Бютов, то добрались бы до родной деревни на 2 дня раньше. Бабушка ведет наши повозки через леса, по проселочным дорогам. Здесь она знает каждую лесную дорогу, потому что сама она родом из Густкова. Иногда мы едем просто через поля, где нет никаких дорог. Таким образом мы двигаемся от Гросспомейске по полям в деревню Густков, затем через лес по направлению к деревне Дампен, потом снова по полям в Граменц и через борнтухенский лес в деревню Дамерков.

Только одного не учла наша бабушка, что после обильных снегопадов наступила оттепель и все дороги представляли собой непроходимую грязь, размешанную гусеницами танков и колесами тяжелых армейских автомобилей. Дело в том, что 8 дней назад здесь стояли русские перед захватом Бютова, и вся местность здесь представляет собой месиво грязи. Наши лошади уже не могут больше тянуть тяжелую повозку по лугам и глубокой грязи. Иногда мы застревали на долгие часы. На одиноких крестьянских дворах и в Граменце нам не встречается ни души, лишь иногда мы натыкаемся на человеческие тела. В Дамеркове в будке железнодорожного смотрителя вдруг появляется русский с длинной винтовкой. Он целый час тщательно обыскивает маленькую повозку Пельцев, но ничего не забирает. В нашу повозку он даже не заглядывает.

Мы снова двинулись в путь по проселочным дорогам. Недалеко от Тангена на дороге мы встретили одинокую повозку, запряженную двумя волами. Повозкой заправляет мясник Мёллер из Гростухена. Мой школьный товарищ Зиги тоже здесь. Оба выглядят чем-то глубоко опечаленными. Они даже не сказали нам, что в их повозке едет наш почтальон Колберг со своей женой и детьми: дочками Бригиттой и Марго. Вскоре сильные волы опередили наших полуживых литовских лошадей и мы остались позади.

Вечером мы въезжаем в Танген. В деревне мы встречаем старую женщину с 6 или 8 детьми. Русских в деревне нет, поэтому мы решаем остановиться здесь на ночевку. На наши вопросы, где матери этих детей мы получаем расплывчатые, ничего не говорящие ответы. Мы узнаем, что сегодня ночью забрали всех мужчин. Им разрешили попрощаться со своими семьями и забрали в Сибирь. Неужели это правда, что нам рассказывали про русских! Неужели нам тоже грозит Сибирь!

В большой кухне стоят кастрюли с мясом. Наша бабушка следит за тем, чтобы мясо было хорошо прожарено, прежде чем мы его съедим. Она также не разрешает нам пить воду, но я все же тайком делаю пару глотков. Слишком велика жажда. В этот вечер у нас был бесподобный ужин. Спустя пару недель мы узнаем, что та женщина и все ее дети умерли от тифа спустя некоторое время, как мы с ней общались. Мясо и вода были заражены тифом. Несколько дней я страдаю страшным расстройством желудка, но инфекция не развивается. На следующий день в полдень мы отправляемся дальше. Мы решаем не ехать через Клейнтухен, потому что тогда нам придется ехать по железнодорожному мосту, а его, скорее всего, уже взорвали. Мы снова сворачиваем на раскисшую от оттепели проселочную дорогу и недалеко от озера Ланген снова застреваем в непролазной грязи. Лишь через несколько часов мы снова попадаем на дорогу Бютов - Руммельсбург. Теперь наша повозка с легкостью катится по сухой асфальтированной дороге. Наконец мы добрались до окрестностей Гросстухена. Мы догоняем пешего человека, тянущего ручную тележку. Бабушка останавливает нашу повозку и спрашивает его, не хочет ли он поехать с нами. Мы предлагаем ему довезти его и его тележку до Гросстухена. Этот человек оказался поляком из Божистково. Больше нам ничего не понятно, потому что поляк то и дело бормочет что-то неразборчивое и отхлебывает шнапс из большой бутылки. Мы грузим его тележку в нашу повозку и едем дальше. Не успел поляк забраться на кучерское сиденье, как отодвинул Варку, забрал поводья и заявил, что наша повозка теперь принадлежит ему и что нам лучше убраться. С этими словами он как сумасшедший бьет наших ослабевших лошадей. "Так мы не договорились, дружок", сказала наша бабушка и подала мне знак, чтобы я отцепил его тележку и снял ее с нашей повозки. Но я испугался, потому что поляк мог иметь при себе оружие и застрелить нас всех. Тогда бабушка сама незаметно отвязывает чужую поклажу и спустя несколько минут стучит поляка по плечу, что бы тот повернулся и взглянул на дорогу. Как только он увидел свои пожитки лежащими на дороге, он вскочил как ужаленный, бросил поводья и плеть и побежал обратно по дороге за своей тележкой. Наверное, та маленькая тележка была ему намного дороже, чем вся наша большая повозка.

Наша бабушка немедленно берется за поводья и гонит лошадей. На нашу удачу дорога здесь идет под горку и лошади без усилий быстро поскакали. Я оглядываюсь и вижу, как поляк размахивает руками и ругается. И снова наша бабушка справляется с серьезной проблемой. 

Первые возвратившиеся в Гросстухен.

Наконец мы въезжаем в деревню Гросстухен. Невозможно описать то чувство счастья, когда после долгих страданий возвращаешься домой. Мы удивлены, что все дома стоят целые. Мы представили себе разрушенную и сожженную деревню. Только не далеко от земли Книттера у дороги лежит подбитый русский самолет, как свидетель боев. Я хочу взглянуть на этот самолет с близи, но моя бабушка строго-настрого запрещает мне приближаться к нему.

Из нашего опыта мы знаем, что такое езда в оттепель по проселочной дороге и поэтому решаем ехать до нашей земли через деревню по асфальтированной дороге, а не через поля мимо озера Ворлендер. К тому же мы опасаемся подорваться на неразорвавшемся снаряде или мине. Наверняка многие грунтовые дороги были заминированы. У моста через реку Каменц у аптеки, бабушка дает указание слезть с повозки и двигаться по мосту на расстоянии друг от друга. И снова она думает обо всем. "Если что и заминировано, то это мост. Если мы первые, кто едет через мост на большой телеге, то мы очень рискуем", говорит бабушка. Но ничего подозрительного не видно. Мы, наверное, были первыми, кто въехал в деревню на тяжелой повозке через мост. Многие другие жители Гросстухена вернулись в деревню спустя месяцы пешком и без средств к существованию. 

Спустя 3 дня на этом мосту на немецкой противотанковой мине подорвалась русская повозка. Лошади и солдат погибли. Тогда русские собрали всех немцев, успевших возвратиться в Гросстухен, и расстреляли ночью. Среди них было семейство Колберг. Перед смертью господин Колберг сказал: "Если вы хотите расстрелять нас, тогда сначала детей!"

Поляк Ян Крашевский, которого мы по неизвестным причинам называем Кони и который работал с 1939 года в деревне у немецкой семьи Дойбель, работал к тому моменту в русской комендатуре. Он применил все средства, что бы убедить русских, что "его немцы" не причастны к этому взрыву. Так семья Дойбель выжила.

Почему та противотанковая мина не сработала от тяжести нашей повозки, а взорвалась от маленькой телеги русских до сих пор остается загадкой современного взрывного дела, но не загадкой для нашей бабушки: "Господь нас уберег", сказала она на это.

По дороге мы внимательно рассматриваем каждый дом, мимо которого мы проезжаем: слева мясную лавку Мёллера, справа дом священника Пекера. Все дома имеют отверстия от множества пуль, у дверей лежат кучи обсыпавшейся штукатурки, разбитая мебель. Должно быть, здесь был тяжелый бой. На перекрестке мы останавливаемся у дома Шивельбейна. Бабушка говорит, чтобы я бежал к школе и посмотрел, есть ли там кто-то. В школьном дворе лежат горы тел в форме вермахта. Судя по ранам - это были раненные, которые были не расстрелянными, и забитыми насмерть. Я в ужасе бегу обратно к повозке, но не говорю ничего о своей страшной находке. Позже они сами все увидят.

Перед домом господина доктора Гартхуна лежит целая куча домашней утвари. Я пытаюсь отыскать книги, но нахожу лишь небольшую записную книжку с календарем за 1938 год в кожаном переплете. Я взял её с собой, из-за чего потом получил большую взбучку от бабушки, которая говорит, что это воровство. Она говорит, что я не могу взять что-то, что принадлежит кому-то другому. Я же убеждаю ее, что лучше я возьму что-то, чем русские или чем эти вещи пропадут на улице. Эта маленькая записная книга с календарем в последствии, на протяжении нескольких лет, будет моим верным спутником в различных лагерях принудительных работ и единственным источником немецкого печатного слова, ибо три года я не мог посещать школу. 

Из трубы дома пекаря Борхардата медленно поднимается дымок. Наконец-то след живого человека. Мы останавливаемся, но затем не решаемся сразу войти в дом, потому что там могут быть русские. После долгих размышлений мы посылаем Варку, разузнать обстановку. Нам казалось, она не выходила из дома целую вечность. Тем временем я осматриваю местность. Памятник павшим в первой мировой войне, на котором написано имя моего деда, все еще стоит. Только орел, раньше украшавший этот памятник, лежит весь в следах от пуль в 5-ти метрах. Наконец появляется Варка. В руках у нее свежий, еще пышущий печным жаром хлеб. Борхардт недавно вернулся в деревню и печет теперь хлеб для русских. От него мы узнаем, что мы одни из первых, кто вернулся в деревню и что в здании почты теперь располагается русская комендатура. Мы удивлены, что в деревне есть так же польская комендатура, которая располагается в доме пекаря Домбровы. 

Берлинцы выдают себя за поляков. 

Сразу за евангелической Кирхой мы видим дом Лара, из трубы которого тоже идет дым. На этот раз мы подъезжаем к дому без страха. Бабушка вместе со мной заходит в дом. На кухне мы находим молодую женщину. "Штефани Гостомскис", удивленно вскрикнула бабушка. "Как вы, берлинцы, оказались здесь?" Семья Забишь относится к тем многим беженцам, которые укрываются в Гросстухене от налетов на Берлин.

Однако женщина довольно прохладно приветствует нас и объясняет, что они теперь поляки и не имеют ничего общего с немцами. Они заняли этот дом и намериваются жить в нем и дальше и заниматься сельским хозяйством. У бабушки отнялся язык от удивления. Затем бабушка говорит: "Но вы не можете так просто занять чужой дом. Когда вернутся настоящие владельцы, вы думаете, они будут работать на вас? И какие же вы поляки, если вы католики? К тому же вы, берлинцы, не имеете и не можете иметь понятия о том, как вести земельное хозяйство?" Бабушку бесконечно удивляет, что берлинцы снова ведут себя как господа. Осенью, когда русские вторглись в Восточную Пруссию и мы всерьез занялись подготовкой к предстоящему отступлению, эвакуированные из Берлина, среди которых была и наша родственница Ленхен Доберзальски, призвали покинуть Гросстухен, обосновывая это тем, что "вблизи к нашему фюреру мы в безопасности". Теперь же они бегут из Берлина и не хотят иметь ничего общего с фюрером. Не говоря ни слова, мы вышли из дома. Бабушка говорит: "Русские этого не допустят". Спустя месяц мы узнаем, что берлинцы собираются возвращаться в свой разрушенный город. Они не смогли прижиться в Польше и вести земельное хозяйство.

Немец на службе у русских.

Когда мы выехали на Нойхюттенскую дорогу, мы увидели первый сгоревший дом в Гросстухене. Это дом Густава Крампа, в котором жила наша бабушка. Но даже это несчастье она с мужеством переносит. Из окна следующего дома по соседству с домом Крампа вывешен польский бело-красный флаг.

За земельным участком Мейера по дороге нам на встречу приближается пожилой мужчина. На рукаве у него красная повязка. "Это же Йозеф", радостно выкрикнула бабушка. Действительно, это Йозеф Гиржевский, наш сосед с Обермюле. Он тоже рад нас видеть. Он с гордостью сообщает нам, что русские назначали его помощником милиции в Гросстухене. Теперь он ищет себе новый дом, т.к. его дом в Обермюле сгорел дотла. Он хочет взять дом бывшего полицейского Анклема, потому что этот дом теперь лучше всего подходит для его нового положения. Мы считаем это абсолютно справедливым, к тому же Йозеф утверждает, что он не хочет у кого-то насильно отобрать жилье. Он подробно рассказывает о своем побеге в леса под Линденбург, о том, что и СС и русские хорошо относились к нему, о том, что было в наше отсутствие в деревне. Мы узнаем, что Обермюле и близлежащие дома были полностью разрушены. Кругом лежат трупы людей и животных. Он предупредил нас, что у нас на крыше лежит мертвый русский. Мы благодарим Йозефа за подробную информацию о ситуации в деревне. К тому же мы рады, что в деревне есть хотя бы один немец-полицейский. Бабушка говорит: "Йозеф, ты знаешь теперь, что тебе делать. Не забывай, что русские рано или поздно уйдут, а ты останешься жить с нами". Йозеф обещает, что не забудет это.

Потом наша бабушка еще несколько раз напоминала ему о его обещании. Однажды он сказал, что и его власть ограничена русскими. Незадолго до этого, русские задержали молодого парня в гражданской одежде, который имел при себе справку из СС о том, что он может носить при себе оружие и без униформы. "Если некоторые настолько глупы, что бы носить при себе подобные бумаги, то даже я не могу ничем помочь", сказал на это Йозеф.

Снова дома в Обермюле.

Наконец мы добрались до Обермюле. Перед нами предстаёт страшная картина. Большая мельница Барске лежит в руинах и догорает. Старинный дом разрушен так, что не осталось лежать камня на камне. Уцелели лишь пара подсобных построек и старый сарай. На дворе Обермюля я насчитываю 25 трупов лошадей. В саду у Пронжинского у дороги мы находим свежую русскую могилу с памятником и надписью "Полковник".

Мы останавливаемся у соседа Пельца. Вдруг, со стороны нашего участка через поля по направлению к нам стало что-то приближаться с сумасшедшей скоростью. Это был Пфиффи, наш пёс. Он радостно лает, прыгает перед нами, приветствует долгожданных хозяев. Мы тоже очень рады его видеть. 16 дней он охранял наше хозяйство и выжил не смотря на ожесточенные бои. Тогда, когда мы уходили в бега мы взяли Пфиффи с собой. Но когда мы отъехали от деревни, он вдруг побежал обратно исполнять свой долг - охранять наш скот. Он единственный из нас кто не оставил хозяйство.

Мы располагаемся на время у Пельца, потому как наш дом сильно разрушен из-за прямого попадания снаряда. Мы начинаем приводить наш дом в порядок. Вокруг валяется много военных отходов и мусора. В комнатах не осталось ни одного чистого уголка. На нашем участке я нахожу два места, где располагались пушки, кроме того гнездо пулеметчика и множество окопов. У одного из окопов я насчитываю 83 винтовочные гильзы. Кругом лежат артиллерийские гильзы, ящики из-под снарядов, ручные гранаты и другие боеприпасы.

Как раз здесь проходило главное направление удара 70-ой советской армии по направлению Реков-Пиашен. Почти все коровы на месте, нет только свиней, куриц и гусей. Мы немедленно приступаем к уборке и ремонту помещений. Прежде всего мы похоронили русского солдата, который лежал у нас на крыше. Немецкий артиллерийский снаряд разрушил нам половину дома и оторвал русскому полголовы и правую руку. Мы замотали его в брезент от палатки и захоронили в лесу. Потом долго ещё мы будем находить на крыше маленькие кусочки костей убитого. На его могиле мама посадила лиственницу, редкое для наших мест растение, для того, чтобы эту могилу можно было потом найти. 

Иногда к нам приходят русские и Йозеф Гиржевский со своим новым помощником, чтобы забрать женщин на работу в комендатуру. Бывшие невольные работники с Украины и Белоруссии должны ежедневно появляться в комендатуре и отмечаться. Они теперь считаются, своего рода, заключенными. Женщины разбирают железную дорогу между Бютовым и Руммельсбургом. Однажды пришел Йозеф Гиржевский и сообщил нам приказ русской комендатуры: "Все взрослые должны собраться в деревне. Кто не придет - будет расстрелян". Женщины еще задолго до истечения указанного срока собрались в деревне. Вечером они вернулись, неся в фартуках огромные куски мяса, которые раздал им мясник Мёллер по приказу комендатуры. Мужчины так и не вернулись. Их отправили в Сибирь. Среди них был и друг моего отца Альберт Метель.

Я тайком проношу еду к заключенным в лагерь.

Несколько дней спустя, после того как мы вернулись после наших скитаний, моя бабушка спросила меня, может ли она доверить мне одно важное и секретное дело. Мама не должна что-то узнать об этом. Я должен очень осторожно пробраться на железнодорожную станцию, находящуюся в 3-х км от нас и передать там узелок. Что находится в этом узелке и кому он предполагается бабушка не сообщила. Узелок оказался очень тяжелым, наверняка там не картошка и не хлеб. Я тайком через всю деревню отправляюсь по важному поручению. Итак, я ползу по-пластунски в придорожной канаве и тяну за собой секретный узел. Я учился так ползать в Гитлерюгенде. Но вскоре я устал так, что не мог больше продвинуться ни на метр. К тому же вся канава завалена всяким мусором и битым кирпичом. То и дело мне на пути попадаются мертвые лошади, собаки и прочий скот. Каждые 100 метров в канаве лежат мотки медной проволоки, которые остались от бывшей телефонной линии. Если запутаться в ту проволоку, то это будет равносильно тому, как попасть в капкан. Я перебежал через перекресток, затем незаметно пробрался через двор моего дяди Густава Крампа из дома которого, по-прежнему, торчит польский бело-красный флаг. Теперь я уже недалеко от станции. Вдалеке я заметил приближающийся автомобиль и кинулся снова в канаву. Слава богу, автомобиль пронесся мимо меня в сторону Руммельсбурга. Я остался незамеченным. Спустя несколько минут я оказался у моста, на котором мы так часто играли с ребятами. От этого огромного сооружения остались теперь лишь полуразрушенные опоры, перекрытия и столбы, разбросанные вокруг взрывом. Река Каменц почти перекрыта в этом месте обломками моста, но вода нашла новое русло. Прежде чем покинуть деревню, немецкие войска наспех взорвали мост, но русские соорудили три новые опоры из уцелевших деревянных балок и положили на них рельсы. Я удивлен, как это еще держится. По обломкам старого моста я без особого труда перехожу через реку. Все близлежащие строения имеют множество следов от пуль, а здание вокзала напоминает решето. Однако, дом Гаттермана уцелел. Вокруг никого не видать. Я затаился в канаве у сарая, где должна была состояться встреча и передача узелка. Спустя некоторое время я начинаю злиться на бабушку, которая послала меня сюда, потому что никто так и не пришел, чтобы забрать ее посылку. Я уже начал думать о том, как возвращаться домой, как вдруг из-за дерева неподалеку показалась тень и тихонько позвала: "Эй, парень, иди сюда". Я оглянулся по сторонам и побежал к тому мужчине, который показался мне знакомым. Это один из жителей Гросстухена, которого я пару раз видел вместе с моим отцом, но его имени я не знаю. Я поприветствовал его, на это он со страхом оглядываясь ответил: "Не говори больше "Хайль Гитлер!" Если нас кто-нибудь заметил, то мы оба пропали". Своими словами он очень обидел меня. Как будто я и сам не знал. Я и не собирался говорить это приветствие. Он схватил узелок. Похоже, он лучше меня знал, что там внутри. "Теперь со всех ног беги домой и поблагодари свою бабушку", сказал он и мы расстались.

Только много лет спустя мне стало ясно, что имел ввиду тот мужчина. Тогда я поприветствовал его словом "Добрый день", но при этом абсолютно непроизвольно взмахнул правой рукой в приветствии. Именно этот жест он увидел. Это была непроизвольная реакция при приветствии, от которого мы еще долгое время не могли избавиться. Ведь по-другому мы и не могли.

На обратном пути я осматриваю пустые дома. Я возвращаюсь опять по мосту по дороге на Нойхюттен и обращаю внимание на землю семьи Лабун. Может быть там кто-то уже вернулся. Но прекрасный дом стоит пустой. Кругом во дворе разбросана мебель, весь дом в грязи. Недалеко лежат 5 тел немецких солдат, до сих пор не похороненных. Я с интересом рассматриваю их. Я захожу на разрушенную мельницу Барске и ищу в развалинах полезные вещи, например, инструменты или иголки. Теперь инструменты особенно нужны, потому что многое нужно починить. Спустя несколько часов я возвращаюсь домой, где меня встречает с озабоченным видом бабушка. Она уже думала, что меня поймали русские. "Ты передал посылку? Все в порядке?", накинулась на меня бабушка с расспросами. "Для меня это пустяки, я все сделал как ты сказала". Я подробно рассказал бабушке все как было, только не упомянул о моем непроизвольном нацистском приветствии. Бабушка опустилась на колени и потом еще долго произносила длинную молитву.

Нашу соседку расстреливают. 

24 марта в полдень появились двое русских, которые произвели на нас нехорошее тревожное впечатление. Украинская девушка Варка, которая все еще работает у нас, моет посуду после обеда. Все остальные сидят за столом. Это видит один из русских, который едва говорит по-немецки и начинает грязно ругаться. Теперь немцы должны работать, а русские отдыхать. Как и прежде в критических ситуациях наша бабушка сохраняет ясную голову и твердым голосом спокойно отвечает: "Мы всегда работали вместе с русскими и будем делать это и далее. Поэтому ничего не нужно менять!" Тут русский становится красным от ярости, хватается за свою винтовку, но вдруг остывает и замолкает. Другой русский спрашивает, что сказала бабушка. Первый отвечает: "Правду сказала. Против этих немцев я ничего не имею!" И оба исчезают так же внезапно как и пришли.

Во второй половине дня от соседа Пельца прибегает украинка Анна вся в слезах и в панике. У нее такая истерика, что ничего нельзя понять, что произошло. Когда Анна пришла в себя она рассказала нам страшную историю. Осенью 1944 года в хозяйстве у Пельцев работал русский военнопленный, Иван, который спустя некоторое время бежал, но был пойман. Теперь он вернулся, чтобы совершить месть. Он убил молодую фрау Пельц за то, что она якобы подала его в розыск. Он поставил ее, женщину на 9 месяце беременности у кучи навоза и выстрелил из ружья ей в голову с расстояния 1 метра. Пуля попала ей в висок и пробила весь череп. Фрау Пельц скончалась на месте. Тогда Иван сел на свой велосипед и насвистывая известную тогда песню "Подари мне свою улыбку, Мария!" уехал прочь из деревни.

Я бегу с Анной обратно. Фрау Пельц уже отнесли в большую комнату. Она выглядит так, как будто она спит. Она выглядит страшно толстой из-за своего живота. Ее маленькая дочь Лизолетта то и дело подбегает к своей мертвой матери, гладит ее и жалобно просит, чтобы она скорее проснулась. Дурава отправляется к коменданту, чтобы сообщить о случившемся, но тот говорит, что мы должны похоронить ее у себя во дворе и чтоб об этом никто не знал. На следующий день состоялись похороны. Мы делаем гроб из большого шкафа для одежды. И снова я помогаю рыть могилу.

Наступил апрель с новыми событиями. Но многие из этих событий больше не тревожат нас, потому что за это время мы почерствели чувствами. Наверное, теперь ничего не может нас удивить и шокировать. Наша украинская работница Варка и работница Пельцев Анна, которые проработали у нас более 3-х лет со слезами покидают нас. Они пешком направляются к себе на Родину и уже знают, что там их ожидает тюрьма или лагерь. Их нахождение в плену у немцев рассматривается советскими властями как добровольное сотрудничество с фашистами.

В апреле к нам в гости приезжают первые немцы, возвратившиеся из бегов: Альберт Глишинский со своей женой Мартой из Пиашена, затем ребята мельника Бёзе из Цеммена. Фритц Шамун со своей дочерью приносит нам последнюю весточку от нашего раненого отца. Русские сжигают дом нашего соседа господина Базовски. Они боятся, что заброшенные дома могут служить укрытием для партизан и бежавших пленных. Русские страшно боятся немецких партизан. Все чаще мы встречаем беглых солдат.

Продолжается демонтаж железной дороги между Бютовым и Румменсбургом. Иногда высоко в небе мы замечаем немецкий самолет. Это реактивный самолет, который пролетает над нами ровно в 9.00. Это продолжается до 9 мая. То, что к этому моменту закончилась вторая мировая война нам станет известно лишь осенью 1945 года. Но для нас это не имеет уже никакого значения. Зачем нам такой мир, который не приносит ничего кроме страданий, тяжелых лишений, голода, новых жертв.

Во время очередной охоты русских на женщин и молодых девушек меня берут в заложники. Ультиматум такой: или я говорю где прячутся мои сестра и мать или меня расстреляют. Это было так. Снова злобно лают соседские собаки. По направлению к нашему дому почти бегом направляются двое русских. Один из них вытаскивает огромный старый револьвер и направляет его мне в грудь. Они довольно ясно дают мне понять, что я должен отвести их к женщинам, иначе они расстреляют меня. То, что они действительно на это способны не вызывало у меня никакого сомнения, ибо уже несколько раз я был свидетелем подобных случаев. Я соглашаюсь отвести их, а сам в голове держу единственно верную мысль: отвести обоих в противоположном направлении от того места, где укрывается моя мама и тем самым как-то выиграть время для дальнейших действий. Итак, я веду их по направлению к Францвальде (Пиашен). По дороге я намериваюсь бежать. Я довольно быстро бегаю и смогу, петляя как заяц, увернуться между деревьями от пули, если русские действительно будут стрелять. Но мой план побега так и не удался. Русские всю дорогу держали меня на мушке и каждые 100 метров обещали пристрелить меня, если я только сделаю неверное движение. Так мы дошли до самого леса. Я здорово разозлил их тогда.

В конце мая до нас дошла весть, что в деревню вернулся наш учитель господин Маус со своей женой, невесткой и внучкой со своей семьей. Для нас это большое событие. Нам интересно, как к нему отнесутся русские и поляки, потому что всем было известно, что он был не только учителем, но и ярым противником Гитлера. Нам интересно, признают ли наши новые хозяева его убеждения. На следующий же день бабушка послала меня к ним с огромной корзиной продуктов и молока.

Русские забрали у нас все 20 кур, но оставили одну еле живую хромую корову, которую мы так бережем и которая дает нам каждый день немного свежего молока. Ранним утром я отправляюсь в дорогу. Чтобы избежать польскую и русскую комендатуры, я двигаюсь по проселочной дороге вдоль озера Ворлендер и мимо земли семейства Каутц. На окраине деревни я нахожу дом, в котором остановилась семья господина Мауса. Они все еще спят, лежа на сене в большой комнате. После того, как я передал им корзину, учитель Маус вывел меня во двор, где у нас состоялась долгая беседа с глазу на глаз. Я передал ему слова бабушки, что если он не найдет боле подходящего жилья, то он может со своей семьей переехать жить к нам. У нас много места и довольно спокойно. Спустя 3 недели учитель Маус был арестован и отправлен в тюрьму в Бютов. Когда его отпустили, он пришел к нам до неузнаваемости избитый. Мы перевезли его в безопасное место.

В июне мы укрываем троих немецких беглых солдат из Готенхафена. Одним солнечным воскресным утром у нас состоится еще одно погребение. Дядя Густав который недавно пешком вернулся в деревню со своей женой и семьей Биастох из Линовитце, копает могилу. Я снова помогаю. Собралась вся наша большая семья. Бабушка прочла погребальную молитву и все запели. Бабушка, мама и тетя Мина - первоклассные певицы, которые раньше даже пели в хоре. Наверное, не многие русские были так торжественно погребены. Теперь у нас на нашей земле 2 русских могилы, а на земле соседа Дуравы их целых 5. Мы ухаживаем за этими могилами, как будто это были погребены наши родственники. Скольких мы уже похоронили с марта 1945 года! Русских, немцев! 

В то время наша семья насчитывала следующих членов: Оттилие Радде, урожденная Добрезальске с дочерью Минной Раде, проживавшая в Гроссетухене в доме рядом с Густавом Крампом; Эмма Раде, урожденная в Шюту (из Клейн Массовитца) супруга Пауля Радде с детьми Эдитой (теперь Эдит Ульрих, проживает ныне в городе Акен), Карлом Г., Ульрихом (погибшим в 1945 году в возрасте 16 лет), Гейнцем (ныне проживает в городе Кюттинген в Швейцарии), а так же Хелен Биастох, урожденная Радде, жена Эрнста Биастоха (из Цеммена) с детьми Трауте (ныне Гейзлер, проживает в г. Шмальцероде) и Карлом Гейнцем (проживающем ныне в городе Галле / Заале). Мы все проживали тогда в деревне Гросстухен в большом доме не далеко от дороги на Нойхюттен.

Наши дела в Обермюле шли хорошо. Мы жили в окружении наших верных друзей не далеко от Пиашена (Францвальде) и Цеммена, где живут только старые знакомые, и чувствовали себя на своем крестьянском дворе на берегу реки как у Христа за пазухой, не знали ни голода, ни холода. Мы были сами себе хозяева и вели свое хозяйство по своему усмотрению. Бабушка, Оттилие Радде возглавляла все наше хозяйство. Наша земля не представляла интерес для поляков, потому что все строения были старыми, а дом был сильно поврежден артиллерийским снарядом. К тому же вся местность была усыпана не разорвавшимися снарядами, минами, военным мусором, изрыта окопами и воронками. Все это потому, что это наш дом стоял на том участке фронта, на котором 70-ая советская армия после трехдневных ожесточенных боев совершила прорыв по направлению Реков-Пиашен-Гросс Массовитц. Об этих событиях напоминало все состояние нашего хозяйства. Но на других крестьянских дворах в Гросстухене можно было повидать и худшее.

Спустя год все изменилось. В сентябре 1946 года были введены принудительные работы для всех немцев, включая детей, достигших 10-ти летнего возраста. Вместе наша семья представляла рабочую силу в составе 7 человек; 3-х женщин и 4-х детей. Мне к тому времени уже было 10 и я был привлечен к работе. Нам повезло с работой. Который день я отправлялся со своей 13-ти летней кузиной на работу, которая находилась в 2-х км от нашего дома. Рабочий день начинался в 6.00 и заканчивался в 22.00. Я работал пастухом у семьи Броджа на дворе, пренадлежавшем раньше Эмилю Польцину. Я пас всего одну единственную полуживую корову, а скорее пас ее мой надежный пес Тэдди. Мы с Паульхен Микли отправлялись с "нашими коровами" на пастбище в Нойхюттен, там играли в войну с настоящими немецкими касками и русскими разбитыми автоматами. Мы играли в войну так, как пережили ее тогда, в марте 1945 года будучи беженцами. Иногда мы били Казимира Роггенбурга, соседского мальчишку, который хотел, чтобы мы делали все так, как хотел он, лишь по тому, что он поляк, а мы всего лишь немцы. Затем, правда, мы снова мирились и строили грандиозные планы развития мира, где не будет места другим великим державам кроме Польши и Германии. Это было захватывающее время для нас, мальчишек. Иногда к нам приходила 15-ти летняя Рут Лабун, которая выполняла у польского коменданта самую тяжелую и грязную работу. Мы вместе говорили о Боге и о мире. Частенько она высмеивала нас из-за наших великих планов.

Мне было хорошо. У семьи Броджа не было своих детей, поэтому для них я был почти родным сыном. У меня было столько свободы, о которой можно было только мечтать, часами я мог заниматься всем, чем я хотел, например, читать книги. Они сохранили все немецкие книги, которые были конфискованы у семьи Польцин. Ежемесячно я даже получал небольшую зарплату в злотых. Ни один немец больше не имел столько свободы и столько привилегий. Тяжелее всего приходилось моей кузине Трауте у деревенского милиционера.

Зимой выпало много снега. Иногда даже случались большие снегопады. Когда снег начинал таять, то мы не могли выходить из дома, потому что кроме деревянных самодельных ботинок у нас ничего не было. После русских, а потом польских грабежей обуви совсем не осталось. Сырой снег комками налипал на нашу обувь и мешал ходить. Боясь опоздать на работу, мы часто по талому снегу в одних носках отправлялись к нашим хозяйствам. Сегодня мы знаем, откуда у нас ревматизм.

Однажды пан Броджа заметил, что не хорошо, что мы не умеем говорить по-польски. Я должен был начать учить польский. Но для меня в то время это было даже лучше. Когда я хотел, пан Броджа преподавал мне польский язык. Он действительно делал это только тогда, когда я сам хотел этого. А я действительно хотел. Так у меня начались настоящие "уроки польского". Первое, что я выучил, было: "Chodz na obiad" (Иди обедать) и осталось в душе ассоциацией с этим поляком. Сам он в 1939 году выучил первое немецкое предложение: "An die Arbeit, marsch, marsch!" (За работу, марш, марш!). Он научил меня многим полезным вещам; прежде всего как выжить, будучи принадлежным к той нации, которая была ответственна за Аушвитц и Штуттхоф. Но даже он не мог защитить меня от польских мальчишек, которые били меня именно за это.

Теперь и наш старый полуразрушенный дом был занят поляком. Это был Йежи Б., польский немцененавистник. От него мы впервые в 1946 году услышали о таких страшных вещах, как концентрационный лагерь и лагерь для принудительных работ, которые якобы построили немцы. Мы уже слышали пару раз об этом от поляков и русских. Когда мы разговаривали с русскими солдатами о войне, то мы все время удивлялись тому, что они говорили, что насилие есть везде. Еще в последние весенние дни у нас у дома появился молодой русский сержант с группой хорошо вооруженных подозрительных красноармейцев. Он сказал тогда нашей бабушке: "Гитлер капут - это гут, но Сталин еще нет - жди новых бед!"

Наш Йежи говорил, что он был в концлагере и после его освобождения участвовал во взятии Берлина. Он так же хвастал, что в бою он не брал немцев в плен. За это мы его не любили и считали лжецом. Мы, десять человек, должны были разместиться в двух комнатах, в которых уже завелись крысы. Вот уже почти два года мы не ходили в школу. По воскресеньям мама устраивала, своего рода, воскресную школу. Мы с жадностью разучивали церковные песнопения и немецкие произведения. Настоящих уроков, которые нам давали господин Маус, господин Зордату и фрейлейн Швихтенберг у нас, конечно, не было. Потихоньку заканчивались наши запасы продовольствия, изнашивались последние одежда и обувь. Только польский бургомистр выделял нам иногда полмешка муки. Пока он служит бургомистром в Гросстухене, ни один немец не будет голодать, говорил он. Для нас было непостижимо слышать это от представителя новой власти, который сам в свое время был заключенным в немецком концлагере Штуттхоф.

Прощание с Гросстухеном. 

Для нас с каждым днём становилось явно, что нам придётся покинуть родные места, если мы не хотим жить в качестве узников и невольных работников в Польше. На нашей 800 летней немецкой Родине мы больше не чувствовали себя дома. Все выгодные предложения признать себя поляками были категорическим образом отвергнуты моей мамой. Совершенно неожиданно мы получили извещение в обязательном порядке покинуть в течение двух дней деревню. Отъезд был запланирован на 16 декабря 1946 года. Йозеф Дурава, наш кашубский сосед и верный защитник во время наших скитаний в марте 1945 года, помог нам добраться до районного центра, города Бютова. На каждого человека разрешалось взять 25 килограмм багажа. 

В последнюю ночь никто не спал. Даже наш поляк Йежи, которого как будто подменили, всё время сидел с нами и сказал, что тоже отправился бы с нами. Он зажарил своего последнего гуся, чтобы нам было, что взять с собой в дорогу. При прощании он даже прослезился. "Мы не хотели этого", сказал этот немцененавистник. 

Ранним утром в 4 часа мы. ещё в темноте, выехали со двора. Падал снег. Мы, дети, должны были пешком отправлятся в Бютов, который находился в 20 км от Гросстухена. Мы представляли собой колонну, построенную по росту и нагруженную поклажей. Впереди шла моя кузина Трауте Биастох. Она запела несню "Прощай мой милый край", которую все мы, благодаря нашему учителю Маусу, знали наизусть. Замыкал колонну мой брат, которому к тому времени не исполнилось ещё и пяти лет. Он волочил за собой как санки мой старый школьный ранец, потому что для того чтобы нести его за спиной он был ещё мал. 

Когда я спустя 12 лет вернулся на свою Родину, наша соседка Анастасия Ястжемская, украинка, угнанная немцами в 1942 году в возрасте 16 лет в Гросстухен на работы, наблюдавшая за нашим отъездом, сказала, что она не видила ничего печальнее за свою жизнь. Три дня потом она плакала и приговаривала: "Ведь нельзя так поступать с немцами!" Мы воспринимали эти события не так трагично, скорее наш отъезд мы принимали как неизбежную судьбу и были горды тем, что в то время мы остались немцами! 

В Бютове нас весь день и всю ночь продержали при нулевой температуре на улице. В те дни начались морозы, которые потом были признанны самыми суровыми за последнее столетие. Последние Злоты были потрачены на водку, единственное, что можно было купить в то время. Приходилось пить водку из медецинских соображений. Дети тоже получали свою порцию, чтобы как-то защититься от холода и тифа. 

Вечером нас всех с багажом согнали на главную площадь , где располагалась небольшая трибуна. С этой трибуны комендант города, невысокий мужчина, резко жестикулируя, произнёс перед нами прощальную речь, которая начиналась словами :"немецкие свиньи…". Затем началась травля всего немецкого. Кто-то из нашей толпы крикнул:" Не слушайте его! Не позволяйте спровоцировать себя…". Несколько часов назад, когда отправлялась предыдущая группа немцев, одна молодая немка на слова коменданта крикнула:" Ну, ничего, подождите. Вот только наши мужчины вернутся из плена…", за что была расстрелена. Так обходилась с немцами новая власть, которая называла себя народной. Но мы, молодые люди, внимательно слушали всё, что говорил этот человек и запоминали его, для того чтобы потом вернуться с местью. Мы поклялись в этом… 

Ночью началась проверка нашего багажа. В результате у нас не осталось ни одеял, ни прочих тёплых вещей, которые были нам так необходимы в эти морозные дни. Нам оставили только то, что было на нас.

Утром нас перегрузили в грязные вагоны для скота: в каждый вагон по тридцать человек с багажом, где небольшое вентиляционное отверстие было закрыко колючей проволокой. Теснота была страшная. По началу было ещё немного тепло, потому что в каждом вагоне была небольшая печурка со скромным запасом брикетного угля. Но уже в первую же ночь мы сожгли весь уголь. Стало ужастно холодно. Внутренние стены вагонов покрылись довольно толстой коркой инея. Так целых 8 дней и ночей мы провели в нашем "холодильнике". 

Иногда на соседнем пути останавливался поезд с открытыми вагонами полными угля. Тогда мальчишки выскакивали из вагонов и. как можно скорее, перебрасывали немного угля в наш вагон, пока один из поездов не начинал двигаться дальше. Это было очень опасно, потому что по нам могли в любую минуту стрелять. 

Наш поезд двигался через Конитц и Шейдемюль к Позену. Здесь наш поезд остановился на производственной станции для ночёвки. Двое польских милиционеров, сопровождавших наш поезд, предупредили нас, что здесь частенько происходят напедения и грабежи со стороны демобилизованных русских солдат. Особенно часто они нападают на немцев, выгнанных с Польши. Против них поляки, якобы, ничего не могут поделать и поэтому уйдут на ночь в локомотив. Мы сами должны как-то защищать себя. 

Среди нас в вагоне было только двое взрослых мужчин,это братья Шамун из Цеммена. Они немедленно принялись организовывать защиту. Каждый из нас, мальчишек, получил своё определённое задание. Я занял свой пост, который располагался на мешках у окна, перетянутого колючей проволокой. Из этого маленького окошка я мог наблюдать, что творится снаружи, на станции. Спустя несколько часов на станции началось еле заметное движение. Я взглянул на часы, которые висели на здании вокзала. Было ровно 0.05 часов. Группа из 8 или 10 пьяных русских, которые были вооружены пистолетами, стала быстро приближаться к нашему поезду. Они направились как раз к нашим двум последним вагонам. Я забил тревогу. Каждый занял свое место. Пять минут спустя начался "бой". Русские попытались сломать запор на нашем вагоне и открыть дверь, но мы крепко закрепили ее. Снаружи раздались крики и ругань. Где-то неподалеку в спящем городе раздавались выстрелы. "Откройте или мы будем стрелять", по-русски закричал кто-то. На этот ультиматум мы не произнесли ни слова. Попытки открыть дверь снаружи продолжались, в ход пошли железные пруты. Но, их усилия были безрезультатными. Наше сопротивление было крепким, хотя некоторые из нас из страха, что русские и вправду будут стрелять, хотели уже сдаться.

Наш расчет заключался в том, что русские вряд ли откроют стрельбу ночью на станции, ведь многие поезда имеют хорошо вооруженное сопровождение. Даже если бы они и стали стрелять, то пули вряд ли пробили бы толстые стенки вагона. Наши предположения оказались верными. Спустя несколько минут с руганью о немецких "фашистах, которые все еще оказывают сопротивление" русские ушли. Они больше не пытались повторить свое нападение на другие вагоны нашего поезда. Когда они ушли вокзальные часы показывали ровно 1.10 часов. Наша оборона успешно продержалась целый час. После того, как русские ушли, никто не спал, вахта у окна продолжалась до самого утра. Но нас уже никто не побеспокоил. Единственное, что можно было взять у нас в ту ночь, это честь наших женщин. Мы все были очень рады, что хоть в эту ночь мы победили русских. Так в то время думали мы, мальчишки.

Поезд вез нас дальше, на юг. Приближалось Рождество. Польская милиция, сопровождавшая наш поезд, все чаще стала появляться в нашем вагоне. После нашего столкновения с русскими, которое мы перенесли в Позене, они как-то больше стали нас уважать. Кто бы мог подумать, что всего лишь два мужчины и пара мальчишек смогли отбить нападение хорошо вооруженных русских. Было видно, что они были рады за нас. К тому же наш вагон был, наверное, единственный, в котором благодаря нашим вылазкам за углем было немного тепло. 

Это случилось где-то в заснеженной Нижней Шлезии. Настроение у всех нас было на нуле. Уставшие, голодные и холодные мы лежали в нашем вагоне. Мы скорее напоминали скот, чем нормальных людей. Все молчали. Каждый думал о том, что ему пришлось оставить: родную деревню, хозяйство, могилы родных. И самое главное, мы уже оставили надежду на возвращение. Вдруг в соседнем вагоне раздался мужской голос. Я думаю, что это был голос господина Месага из Меддерзина. Он пел рождественскую песню. Кто-то тихо подхватил песню, затем громче, затем пели уже все в вагоне. Через несколько мгновений пение распространилось на весь наш поезд. Мы пели несмотря на 20-ти градусный мороз, несмотря на долгую поездку без теплой пищи и одежды. Оба польских милиционера, сопровождавших наш поезд перепугались. Пение немецких песен было запрещено строжайшим образом. "Это рождественская песня. Пусть поют", решил старший по званию.

Мы без перерыва ехали через заснеженные поля. Я часами сидел у окна и разглядывал заснеженный ландшафт. Невозможно было различить ни дерева, ни куста. Наш поезд ехал на юго-запад, иногда прямо на юг. Кто-то высказал предположение, что нас везут в Сибирь, а не через Одер, как нам обещали. Каждый из нас тогда панически боялся Сибири. Мы знали, что уже многих жителей нашей деревни, несмотря на то, что они не были военными, забрали именно туда. Например, господин Метел из Гросстухена, а также женщины, матери многодетных семей, 16-ти летние девушки из Раденсфельде и многие из Гросс Массовитца. Может быть нас тоже везут туда?! Иногда за окном я видел деревушки. Большинство домов в них были полностью разрушены, лишь печные трубы возвышались над заснеженным пепелищем. Невозможно было понять, были ли это немецкие, польские или украинские хаты. Судя по расположению солнца всё говорило о том, что мы действительно едем в Сибирь. Нам казалось, что мы едем навстречу солнцу, это значит на восток. Но мы ошибались, потому что декабрьское солнце не поднималось высоко от горизонта. Поэтому с трудом можно было различить, где восток, а где юг. К тому же поезд ехал медленно и часто сворачивал на одноколейные пути. Поэтому какое-то время мы действительно ехали на восток.

Довольно опасно было, когда поезд останавливали где-нибудь посреди заснеженного поля. Это могло длиться несколько минут или несколько часов. Никто не знал сколько мы простоим и об отъезде никто не сообщал. На подобных остановках мы, ребята, выпрыгивали из вагонов и бегали вдоль поезда, чтобы немного согреться и размять тело. Когда поезд снова трогался, мы бежали к своим вагонам и на ходу запрыгивали в них. Так однажды один пятилетний мальчик, не смотря на все запреты слишком далеко отбежал от поезда. Вдруг поезд тронулся и быстро поехал прочь. Он не успел добежать до поезда и остался стоять посреди утонувшей в снегу местности. Так еще одна семья захлебнулась от слез горя. 

Иногда я целыми днями не отходил от своего маленького окошка. Обессиленный от голода и холода, я едва мог держаться, чтобы выглядывать наружу. Мучительную жажду утоляли лишь сосульки, свисавшие с крыши вагона. Так я часами наблюдал бесконечную снежную пустыню. Каждый из нас чувствовал, что его силы на исходе. Вдруг, как долгожданный оазис в пустыне, на горизонте показался небольшой домик, у которого стояли два солдата. Рядом с домиком вбит небольшой щит с надписью: "Odra". Это, безусловно, был "Одер". Мы добрались до Одера у Глогау.

Мы добрались до реки, которая во все времена означала спасение и свободу. Итак, в Сибирь мы не попадем. Я закричал изо всех сил на весь вагон: "Мы на Одере". Я напоминал себе юнгу, который сидит на самом верху мачты и после затяжного плавания, наконец, сообщает о земле на горизонте. Для всех в вагоне я и был этим вестником конца страданий.

У Нидерлаузитце наш поезд пересек линию Одер - Нейссе. Поезд останавливается и огромная раздвижная дверь распахивается. Моментально до ушей доносится немецкая речь. Да, действительно, говорили по-немецки. Люди снаружи раздавали теплый суп и чай. Наконец-то, спустя 8 дней мы едим теплую пищу. В вагон подали газеты, немецкие газеты. Это были лишь "Теглихе Рундшау", издаваемая новой советской властью, и коммунистическая "Нойес Дойчланд". Содержание нас не интересовало. Перед нами было почти забытое немецкое печатное слово. Почти два года мы были отрезаны от мира. Наконец-то, совершенно свободно можно было говорить и писать по-немецки. Мы не могли справиться с охватившим нас чувством. Многие плакали от счастья.

Но ощущение безмерного счастья продолжалось недолго. Спустя насколько дней нас отправили в Саксонию Ангальт в карантинный лагерь Косвиг, недалеко от Виттенберга. Здесь нас ждали не отапливаемые бараки, отсутствие электричества, колючая проволока по периметру всего лагеря. Мы все же остались пленными. По плану нас должны были отправить в Верхнюю Баварию. Но из-за царившего голода, там была объявлена чрезвычайная ситуация. Беженцев больше не направляли туда. Никто из нас теперь не знал, куда нас могут отправить. Немцы, беженцы из Польши голодали и мерзли. Нас маленькими группами стали направлять в лагеря, расположенные по всей Германии. Но и там было уже слишком много выселенцев. Некоторым везло, и их принимали родственники, проживавшие на территории Германии. Так, например, повезло семьям Биастох и Микли.

Одной ночью нас переправили в город Штасфурт, недалеко от Магдебурга. На этот раз уже не в вагонах для перевозки скота, но поезд, тем не менее, не отапливался. Был как раз февраль 1947 года, мороз усилился. Так в ужасный мороз наш поезд 20 часов ехал отрезок в 80 км. Наша мама беспрестанно растирала нам с братом ладони, но это не могло заменить отобранные поляками одеяла и варежки. Многие тогда отморозили себе ноги и руки.

В Штассфурте нас поместили в лагерь, в котором вот уже 2 года дожидались возвращения на родину Румыны. Какое-то время нас вообще не кормили. Бараки не отапливались. По утрам на барак выдавалось немного теплой воды, но только в том случае, если там кто-то умер. Мы часто получали теплую воду.

Недалеко от нас располагалась, огражденная колючей проволокой воинская часть. На ее территории располагались небольшие хранилища для картошки. Под командованием Фритца Шамуна из Цеммена собиралась небольшая "банда". В непогоду мы отправлялись на дело. Однажды мы прошли через заграждения из колючей проволоки и подошли к одному из небольших хранилищ. Видать, не только мы сегодня ночью запланировали вылазку. Чья-то другая "банда" уже побывала тут. Мы в спешке набрали пару фунтов картошки и отправились обратно в лагерь. Вдруг где-то залаял сторожевой пес и раздалась ругань русского солдата. Раздались выстрелы из автомата. На этот раз никого не задело. Это значит, что еще пару дней мы будем жить.

И снова нас переводят в другой лагерь в Штассефурте. С питанием здесь было лучше. По крайней мере мы регулярно получали водянистый суп. Но вскоре на нас обрушивается новая беда. Река Боде вышла из берегов и затопила весь город. В течение нескольких часов наш лагерь оказался под водой. Мы снова оказываемся без крыши над головой. Некоторые из нас тайком перебегают из советской зоны в сторону Люнебурга. Среди них и братья Шамун. Наше решение было простым: мы остаемся!

Небольшими группами нас грузовиками перебросили из затопленного предгорья Гарца в городишко Акен на Эльбе недалеко от Дессау. Это был 4-й лагерь за последние полгода! Но впервые мы попали в нормальные условия. Местное население жило за счет запасов, которые оставили после себя американцы, для которых война закончилась на Эльбе.

Похоже, что мы в этом лагере останемся надолго. Местные чиновники ничего не предпринимали. Моя мама вместе с тетей Минной Раде ходили от дома к дому в поисках жилья. Однажды им повезло. В одном доме на окраине как раз освободился чердак с небольшой кухонькой. Наша семья из 5 человек немедленно переехала в новое жилье. В комнатах не было ничего из мебели, поэтому какое-то время мы спали прямо на полу, подстелив под голову сумку или рюкзак, которые в дневное время служили нам стульями. Постепенно по частям мы стащили в наш новый дом полуразрушенную, никому не нужную мебель.

Наши надежды, что наш отец был ранен и, таким образом выжил, в один день были разрушены. После 13 лет поисков нашего отца с помощью "Красного креста" из Мюнхена на Пасху 1958 года мы получили короткое письмо от молодой женщины из Западной Пруссии: "Я… во время эвакуации со своими детьми 7.03.1945 года была застигнута русскими в деревне Безов / район Швале /Померания. Все немецкие беженцы и местные жители этой деревни были расстреляны на моих глазах. Среди них был легкораненый пехотинец Пауль Радде из Гросстухена…, который так же был расстрелян русским солдатом. До июля 1947 года я ухаживала за его могилой. Его документы я высылаю в письме".

Очевидцы этого события рассказывали, что молодой русский солдат долго и категорически отказывался выполнять приказ о расстреле и кричал при этом: "Не надо… Это добрый человек…" Но для его командования единственное было верным: каждый немец - фашист. А каждый фашист - преступник.

Лишь после того, как русскому солдату пригрозили расстрелом за невыполнение приказа он взялся за автомат и расстрелял захваченных. Две пули попали моему отцу в спину. Не смотря на это, он загородил собой, замерших в ужасе немецких женщин. Затем он в мольбе опустился на колени. Русский в испуге выпустил ему в голову целый магазин одной очередью. Мой отец мгновенно скончался. Его тело оставили лежать во дворе для запугивания немецких женщин и детей…"

Он был не единственным из Гросстухена, который умер такой смертью. Могилы расстрелянных можно было встретить везде. В нашей деревне тоже. Так были расстреляны молодая беременная фрау Пельц, мой дедушка из Клейнмассовитца, мой дядя из Луизенхора под Бютовым, наш работник Лэди из Белоруссии… Но там же, на наших полях, было много русских могил.

Деревня Гросстухен и прожитые там детские годы навсегда останутся в моей памяти. Я часто езжу в нашу померанскую Швейцарию, со своими бесконечными лесами, прекрасными реками и озерами, щедрыми полями и лугами. Но мне никогда не забыть весь ужас тех дней. Этого мне не забыть никогда. Пожалуй, каждый гросстухенец чувствует то же самое. 

Jürgen Ruszkowski

 weitere websites des Webmasters:

maritimbuch

https://maritimbuch.hpage.com/

maritimbuch.de

 

 
 

 

Jürgen Ruszkowski hpage
Elbdorf Rissen

 

Jürgen Ruszkowski google
maritimbuch

 

 

seefahrtserinnerungen google

  
salzwasserfahrten_hpage Theologisches bei Jürgen Ruszkowski

maritime_gelbe_Buchreihe_google

 

Rauhes_Haus_Diakone_hpage

sites.google.com/site/seefahrtstory

 

 
seeleute_hpageschiffsbild.hpageRauhes Haus Diakone google
seamanstory_googleschiffsbild_google
Zur See_npage maritimbuch.erwähnte SchiffeRauhes Haus 1950er Jahre_google
zur_see_fahren_google seemannsmission google
unterwegs_hpagezeitzeugen_1945_npage


unterwegs_google 

 

 zeitzeugen_1945_google 
 maritime_gelbe_Buchreihe_googlezeitzeugenbuch.wb4.de
MMM_site_google

Seemannserinnerungen_google

 

 

Seefahrt_damals_google google-bildgalerien


Diese Seite besteht seit dem 13.03.2019 - last update - Letzte Änderung:14.05.2022   

Jürgen Ruszkowski